MAX WIRD BECKMANN – Es begann in Braunschweig

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Der Jahrhundertkünstler Max Beckmann und seine Jugendjahre in Braunschweig

im HAUM – vom 28.10.2022 bis 12.02.2023

Das Herzog Anton Ulrich-Museum erzählt und visualisiert in seiner begeisternden Sonderausstellung  die Braunschweiger Jugendjahre von Max Beckmann, der zu den international bedeutendsten bildenden Künstlern der Klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts gehört.

Vom Schulabbrecher zum Jahrhundertkünstler: Max Beckmanns Anfänge als Künstler in Braunschweig (c) Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich

Familiäre, regionale, gesellschaftliche und künstlerische Zusammenhänge werden in diesem gleichermaßen berührenden wie klaren und wissenschaftlich fundierten Blick auf den “frühen” Beckmann  so spannend dargestellt, dass man am liebsten Tage in der Ausstellung verbringen möchte, um all die Bilder, Skizzen, Fotos, Dokumente ausführlich zu studieren und zu genießen. Hier ist alles ist aufregend, aufschlussreich und  informativ-unterhaltsam anzuschauen; selbst wenn man – das soll es ja geben – eigentlich gar kein Beckmann-Fan ist.

Wesentliche und neue Erkenntnisse liefert die Ausstellung zur künstlerischen Zusammenarbeit mit seiner Braut und späteren Ehefrau Minna Tube. Ihrer Initiative und Vorarbeit verdankt sich unter anderem sein berührendes Bildnis der Mutter.

Max Beckmann, Bildnis der Mutter Antonie Beckmann (gestorben 1906)(c)Hamburger Kunsthalle
Max Beckmann, Selbstbildnis , 1899, Hannover, Sprengel Museum Inv. Nr. PNM 801 (Land Niedersachsen
Rembrandt, Familienbildnis, Herzog Anton Ulrich-Museum, Foto M. Brandes

Die Ausstellung belegt auch erstmals konkret die eigenständige künstlerische Persönlichkeit Minna Tubes, die auf dringenden Wunsch Beckmanns die Malerei aufgab.

Minna Beckmann-Tube wurde dann übrigens nach einer Gesangsausbildung zu einer anerkannten Wagner-Interpretin, die unter anderem die Brünnhilde, die Venus und die Freya an deutschen und österreichischen Opernhäusern sang.

Bei der Entdeckungsreise durch die Ausstellung  wird vom ersten Kapitel an die Wissenstiefe und auch die liebevolle Begeisterung spürbar, mit der die Ausstellungsmacher um den Kurator Professor Döring und seinen Co-Kurator Dr. Andreas Uhr die bisher wenig bekannten und erforschten Wurzeln Max Beckmanns und seiner Familie im Braunschweiger Land und seine künstlerischen Anfänge in unserer Stadt über Jahre recherchiert, freigelegt, erforscht und schließlich zu dieser einmaligen Austellung orchestriert haben

Ausstellungs-Kurator Prof. Dr. Thomas Döring, Foto: M. Brandes
Co-Kurator Dr. Andreas Uhr. (im Hintergrund die „Große Sterbeszene“, 1906), Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen – Foto: M. Brandes

Königslutter, Helmstedt, Braunschweig – hier liegen die familiären Wurzeln des 1884 in Leipzig geborenen Künstlers, der aber für sich selbst früh entschieden hatte, Braunschweiger zu sein.

Hier in Braunschweig besuchte er dann auch zwischen 1895 und 1900 ungern und vergeblich in die “Jahnsche Realschule”, eine private “Reformschule” in der Leopoldstraße.

Die Wurzeln von Max Beckman liegen im Braunschweiger Land. Foto: M.Brandes

Schule war ihm offensichtlich viel zu Dumm. Er verbrachte Zeit bei den Gemälden und Kupferstichen des “Herzoglichen Museums” (heute Herzog Anton Ulrich Museum),  das von den verschiedenen Wohnungen der Familie am heutigen Magnitorwall auch leicht erreichbar war. Die Ausstellungsmacher sind überzeugt davon, dass hier in Braunschweig sozusagen der “Urknall” des “Universums Beckmann” stattgefunden hat.

Carl Beckmann, sein Vater, erfolgreicher Dampf-Mühlenbesitzer aus Helmstedt, hatte 1867 die aus Königslutter stammende Carla Düber geheiratet, Tochter eines wohlhabenden Stärkefabrikanten.

1876  verkaufte er seinen Mühlenbetrieb, wurde in Leipzig Inhaber einer Getreideagentur, die er 1895 wieder verkaufte und mit seiner Familie nach Braunschweig übersiedelte, wo er allerdings bereits acht Monate später starb.  

Sein Bruder Friedrich, Maurermeister und erfolgreicher Braunschweiger Bauunternehmer, wohlhabend geworden durch Bau und Verkauf von Wohnhäusern bei der östlichen Stadterweiterung, wurde nun der strenge Vormund des jungen Max.

Die Ausstellungsmacher des HAUM illustrieren alle diese regionalen biografischen Verwurzelungen und Inspirationen durch teilweise noch nie ausgestellte Fotografien und Dokumente, durch Zeichnungen, Skizzen und Lektüren des kindlichen und des jugendlichen Max.

So können wir auch ganz allgemein einen informativen und gleichzeitig persönlichen Blick werfen auf diese längst vergangene Zeit und seine Menschen vor dem ersten Weltkrieg.

Wir sehen in die streng blickenden Familiengesichter auf den Fotografien und können  die Verlassenheit des jungen Max spüren, der entgegen allen Vorstellungen seiner Familie von einem soliden bürgerlichen Leben von Anfang an nur Künstler werden will – und muss.

Max aber war mit seinem Lebens-Motto: “Mach Dir selber Bahn” in Hartnäckigkeit – man könnte auch sagen Sturheit –  Ehrgeiz und Durchsetzungswillen vielleicht gar nicht so verschieden von seinem Onkel Friedrich. Max hatte nur komplett andere Ziele.  Und er setzt sich tatsächlich durch.  Mit 16 Jahren darf er zum Studium an die Weimarer Kunstschule.  

Diese wunderbare Ausstellung wirft auch ein neu justiertes Licht auf Max Beckmanns lebenslange Inspiration durch die Alten Meister, die ganz sicher hier im Herzoglichen Museum begann, wo er Werke von Palma Vecchio, Veronese, Rubens studierte und Rembrandts berühmtes spätes „Familienbild” ganz besonders bewunderte.

Auch Beckmanns Inspiration durch die Alten Meister im Herzoglichen Museum (heute Herzog Anton Ulrich-Museum) wird thematisiert (c) Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich

Visuell für den Besucher erfahrbar gemacht hat das HAUM diese bildermächtige Inspiration des jugendlichen Künstlers durch die kreative Fortsetzung der Ausstellung  bis tief hinein in die Gemäldegalerie im ersten Stock.

Die Ausstellung wird  umrahmt von einem wunderbar opulenten Begleitprogramm, teilweise gemeinsam mit dem Staatstheater und dem Staatsorchester Braunschweig.  

Alle wichtigen Infomationen darüber finden sich auf der Website des HAUM https://3landesmuseen-braunschweig.de/herzog-anton-ulrich-museum/max-wird-beckmann

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