Augstein/Käßmann: Pazifismus im Gespräch

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Margot Käßmann Foto: HP von Käßmann

Der Überfall Russlands auf die Ukraine bringt auch den Pazifismus wieder ins Gespräch. Gibt es Krieg, wird Pazifismus nicht nur mehrheitlich und politisch abgelehnt, sondern auch massiv diffamiert. Denn schließlich gibt es „gute Gründe für den Krieg“, zumal, wenn in Friedenszeiten überfallen wird. Motto: Man muss sich ja noch verteidigen dürfen. In Friedenszeiten braucht man Pazifismus angeblich nicht.

Beides ist zu hinterfragen, denn im Grunde wollen alle Menschen Frieden in Sicherheit. Warum gelingt das nicht? Liegt das IMMER nur an dem Anderen, dem System- und/oder Kriegsgegner, wie uns täglich die Propaganda lehrt? Fest steht jedenfalls, dass keine Gesellschaftsordnung, kein politisches System, auch nicht in der Vergangenheit, dem Pazifismus Positives abgewinnen konnte. Kriegsgegner hatten es nie leicht in einem Land, in dem militärische Gewalt zu den nicht hinterfragten Selbstverständlichkeiten staatlicher Existenz gehört.

Georg Grasz: Jesus mit Gasmaske. Von 1928 bis 1931 durchzogen sich in drei Instanzen Gotteslästerungsprozesse.

Dem gegenüber stehen geschichtsrelevante Urteile, die es nur in einem Rechtsstaat geben kann: So in der Auseinandersetzung um George Grosz´ Darstellung des gekreuzigten „Jesus mit Gasmaske“ und die Entscheidung (Urteil) des Bundesverfassungsgerichts zu „Soldaten sind Mörder“, einer Aussage von Kurt Tucholsky.

Margot Käßmann, die Theologin, bekennt sich auch und gerade zu Kriegszeiten zu ihrem Pazifismus. Sie war auch eine der Erstunterzeichnerinnen des „Alice Schwarzer Briefes„, der sich gegen die Waffenlieferungen ausprach. Über ihre pazifistische Einstellung führt Käßmann mit dem DER FREITAG-Herausgeber Jacob Augstein im Freitag-Salon im Literaturhaus Berlin auf radioeins ein Gespräch über den und ihren Pazifismus. Sie merkt u.a. kritisch an, dass für aktive Friedenspolitik in Friedenszeiten kein Geld da sei. Noch nicht mal, wenn ein Krieg kurz bevor steht. Vielleicht liegt es ja daran, dass am Krieg und nach dem Krieg viel Geld zu verdienen ist. Ja, das ist zynisch, aber so ist Krieg nun mal auch! Jedenfalls stehen sobald Krieg herrscht von einem Tag zum anderen 100 Milliarden und mehr zur Verfügung.

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