Krieg und Klimakatastrophe

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US-Truppen im Irak: Klimaschutz und Krieg sind nicht miteinander vereinbar. Bild: U.S. Air Force photo by Master Sgt. Andy Dunaway, CC BY 2.0

29.03.2024. Dieser Beitrag ist im Braunschweig-Spiegel im Juli des letzten Jahres erschienen. Seitdem hat sich die Situation nicht verbessert, ganz im Gegenteil. Es ist Zeit, um erneut auf den engen Zusammenhang zwischen Krieg und Aufrüstung und der drohenden Klimakatastrophe hinzuweisen (hgd).

16.07.2023. In Ergänzung der kürzlich hier erschienenen Artikel Alarmstufe Rot sowie Die Politik hat den Ernst der Lage nicht begriffen“ von Jürgen Tallig stellte uns der Autor darüberhinaus eine überarbeitete und aktualisierte Fassung seines Artikels „Krieg und Klimakatastrophe“ zur Verfügung, in der er den Zusammenhang von Klima- und Friedenspolitik thematisiert (hgd):

Von Jürgen Tallig

Über den Zusammenhang von Klimapolitik und Friedenspolitik

Notwendig ist ein klares Wort zur Aufrüstungsdebatte und zur drohenden Kriegseskalation und über den unmittelbaren Zusammenhang von Umwelt-, Klima- und Friedenspolitik. Kurz gesagt: Friedenspolitik ist die beste Klimapolitik und Voraussetzung zur Lösung der multiplen globalen Bedrohungslage und zur Überlebenssicherung der Menschheit. Mit dem derzeitigen Kurs stolpern wir nicht nur möglicherweise in den 3.Weltkrieg, sondern auch in eine irreversible Klimakatastrophe, die das Leben auf der Erde und auch das Überleben der Menschheit gefährdet.

Defizite der Klimapolitik

Es ist ja leider so, dass das überlebenswichtige Klimathema in den letzten drei Jahren in der Politik und auch in der Öffentlichkeit durch andere Themen in den Hintergrund gedrängt wurde. Erst durch die Corona-Pandemie und jetzt eben durch den Krieg und die Aufrüstungsdebatte. Das führte zu einem klimapolitischen Rollback und dazu, dass die Klimaverpflichtungen des Pariser Klimavertrages international aber auch national nicht eingehalten werden und somit eine völlig ungebremste weitere Eskalation der Klimakatastrophe droht, wie uns das vorige Jahr hierzulande und weltweit wieder drastisch vor Augen führte.

Es ist völlig legitim, auf dieses Defizit der Klimapolitik und auf die drohende Gefahr einer nicht mehr rückholbaren Klimakatastrophe hinzuweisen und die Öffentlichkeit zu mobilisieren, um die Politik endlich zu problemadäquatem Handeln zu bewegen.

Die Aktivisten der Letzten Generation, mit denen ich solidarisch bin (obwohl ich die Beschädigung von Kunst ablehne) weisen mit ihren spektakulären Aktionen besonders auf die Fortführung einer rechtswidrigen, unverantwortlichen Verkehrspolitik hin, die fortwährend gegen die Vorgaben des Klimagesetzes verstößt.

Das führte dazu, dass mittlerweile der BUND, der größte Umweltverband Deutschlands, Klage gegen die Bundesregierung beim Oberverwaltungsgericht eingelegt hat, – wegen Nichteinhaltung des Klimagesetzes. Die Reaktion war bisher eine Änderung des Klimagesetzes, so dass einzelne Bereiche nun nicht mehr angreifbar sind.

Die Umweltministerin hat zwar eine andere Verkehrspolitik angemahnt und sich etliche Forderungen von Umweltschützern und der Letzten Generation zu eigen gemacht, so die nach einem Tempolimit auf Autobahnen und nach einem Stopp des weiteren Ausbaus des Straßennetzes (Deutschland hat das zweitdichteste Straßennetz der Welt),- doch es gilt unverändert die Taktik: Ausweichen und auf die lange Bank schieben.

Der Klimaschutz muss aber endlich den Vorrang erhalten, der ihm auf Grund des Ernstes der Lage, also der Gefahr einer sich selbst verstärkenden Erderhitzung durch das Überschreiten von Kipppunkten, gebührt.

Der Klimaschutz darf nicht länger „unter die Räder kommen“

Mit anderen Worten, der Klimaschutz darf nicht länger „unter die Räder kommen“, sei es unter die von klimaschädlichen Autos oder auch unter die von Schützenpanzern oder gar unter Panzerketten. Krieg und Aufrüstung lösen keine Probleme, sondern vertagen sie nur oder machen sie noch unlösbarer, zu Lasten der Menschen, der Umwelt und des Klimas.

Der Krieg darf nicht benutzt werden, um den Klimaschutz weiter auszuhebeln und eine (Subventions-)Politik zugunsten fossil-mobiler Großkonzerne und eine forcierte Aufrüstung Deutschlands und Europas durchzudrücken.

Ich bin natürlich gegen diesen Krieg und solidarisch mit der Zivilbevölkerung in der Ukraine und mit den jungen Männern, die auf beiden Seiten für imperiale Interessen verheizt werden und deshalb für einen schnellen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen.

Ja, auch die Ukraine ist Spielball imperialer Interessen und eines neuen geopolitischen „Great Game“ (siehe Birgit Mahnkopf, „Der Kampf um Eurasien“, Blätter für deutsche und internationale Politik, 10/22, Oktober 2022) und soll abhängiger Vorposten einer dauerhaften westlichen Dominanz auch im Schwarzmeergebiet sein.

Am Ende jeden Krieges wird bekanntlich immer verhandelt. Man könnte also auch gleich verhandeln und sinnloses weiteres Blutvergießen, weiteres Elend und unnötiges Leid verhindern. Nicht wenige hochrangige westliche Generäle und Politiker bezweifeln, dass man Russland militärisch besiegen kann und sehen die Gefahr einer atomaren Eskalation, wenn man Russland weiter in die Enge treibt (siehe Erich Vad, Was sind die Kriegsziele, EMMA, 12.01.2023).

Frieden wird es nur mit und nicht gegen Russland geben. Verlieren ist für die Russen keine Option, weil damit ihre weitere unabhängige staatliche Existenz zur Disposition steht und sie in eine permanente Situation der militärischen Erpressbarkeit geraten. „Messer an der Kehle“ hat Putin die aktuelle Sicherheitslage Russlands beschrieben.

Keine Zeit mehr für geopolitische Machtspiele

Wir stehen vor der Wahl, die Arbeit an einer europäischen Friedensordnung wieder aufzunehmen oder die Eskalation des Krieges zu einem 3. Weltkrieg in Kauf zu nehmen, der sehr wahrscheinlich als Atomkrieg enden würde. Manche Zyniker sagen, ein nuklearer Winter wäre vielleicht die einzige Möglichkeit, die Klimakatastrophe noch zu stoppen.

Grundsätzlich haben wir aber ganz einfach keine Zeit mehr für geopolitische Machtspiele und ein Agieren in den Kategorien von gestern, die da sind: Macht, Wachstum, Expansion, Erfolg, Aufrüstung, Krieg. Das ist altes Denken und Handeln, aus einer Welt, die sich gerade vor unseren Augen auflöst und die es bald nicht mehr geben wird, wenn wir nicht schnell unseren Kriegskurs untereinander und mit der Natur beenden und endlich in der neuen Realität der Klimakrise ankommen, in der es längst ums Überleben geht.

Jede Pandemie und jeder Krieg sind irgendwann vorbei, jedoch die Klimakatastrophe beginnt gerade erst und sie wird eine lebensbedrohliche Dynamik entfalten, die das Überleben der Menschheit, ja den Fortbestand des Lebens auf der Erde gefährdet. Das müssen wir endlich zur Kenntnis nehmen und entsprechend handeln. Es gibt bald kein Zurück mehr.

Wir werden die Umwelt- und Klimakrise und alle anderen Krisen nur bewältigen, wenn wir zu einer vernunftgeleiteten Politik der internationalen Kooperation zurückkehren. Wir sind tatsächlich die letzte Generation, die die Klimakatastrophe und einen Absturz in die Barbarei noch verhindern kann. Auch wenn die Welt diese Nachricht in der jüngsten lautstarken Propagandaschlacht des fossilen Zeitalters kaum vernommen hat, so ist doch unser Krieg gegen die Natur unverändert die eigentliche Herausforderung auf Leben und Tod, vor der die Menschheit steht.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres nennt den kürzlich erschienenen neuen Bericht des Weltklimarates IPCC „einen Atlas des menschlichen Leids und eine Anklage gegen das kriminelle Versagen der Klimapolitik“. Fast die Hälfte der Menschheit ist schon jetzt besonders stark vom Klimawandel und seinen Folgen bedroht, ein weiteres Viertel muss sich an drastische Veränderungen anpassen.

Milliarden Menschen sind bereits betroffen

Die nächsten Jahre sind absehbar die letzte Gelegenheit, um die drohende Klimakatastrophe noch zu verhindern und die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Denn die Entwicklungen verlaufen schneller, die Risiken sind größer und die Biosphäre reagiert sensibler als bisher angenommen, schreibt der IPCC im zweiten Teil seines sechsten Sachstandsberichts. Sollte sich die Welt auch nur zeitweise über die Marke von 1,5 Grad erwärmen, rechnen die Autoren mit irreversiblen Auswirkungen auf die Ökosysteme. „Die Risikoschwellen werden schon bei deutlich niedrigeren Temperaturen erreicht“, so Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven, einer der Hauptautoren des Berichts. Ein Zurück, zum Beispiel durch CO₂-Rückholung, wird es bald nicht mehr geben.

Die Klimarisiken schaukeln sich jetzt bereits hoch. „Jenseits der 1,5 Grad sehen wir schwerwiegende, zum Teil irreversible Schäden“, sagt Mitautor Matthias Garschagen von der Uni München. „Zum Beispiel das Auftauen von Permafrostböden, das rasante Abschmelzen von Gletschern und Meereis und der weitere Verlust von Waldflächen. Das führt dazu, dass es immer schwieriger wird, die Temperaturkurve später wieder zu senken.“

Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung

Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung – das war das inspirierende Motto der ökumenischen Bewegung in den 1980er Jahren in der DDR. Es ist heute aktueller denn je und drückt die Kernpunkte des notwendigen neuen Denkens aus.

So schrecklich der Angriff auf die Ukraine ist, das Abrutschen in eine Eskalationsspirale von Gewalt, Erpressung, Waffenexporten und weiteren Kriegen muss unbedingt verhindert werden. Krieg, ökonomische Erpressung und Aufrüstung können nie eine Lösung sein, wie wir vor über 30 Jahren schon einmal wussten – auch wenn wir seitdem so einiges an „System Change“ und Krieg vonseiten des Westens erleben mussten. Doch der Rückfall in ein imperiales, in vielfacher Hinsicht fossiles Denken, auch seitens des Westens, kann die Probleme der Staaten nicht lösen, geschweige denn die globalen Probleme.

„Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst“ – dieser wahre Satz gilt möglicherweise auch für unseren Krieg mit der Natur. Wir müssen einen gesellschaftlichen Zustand verhindern, in dem die Menschheit quasi „blind“ weiter in Richtung Klimakatastrophe taumelt. Plötzlich geht es um Aufrüstung und Rüstungsexporte, um die Verschiebung des Kohleausstiegs, die Verlängerung der Braunkohleverstromung. Plötzlich werden weitere 100 Milliarden Schulden gemacht, zu all den Coronaschulden noch dazu – für Aufrüstung, und das ist offenbar erst der Anfang. Die Aktienkurse der Rüstungskonzerne steigen.

Klimaschutz ist das, was immer warten muss. Aber das kann nicht gut gehen!

GroKo ohne Ende

Es gibt einen fossil-mobil-monetären – und militärischen (muss man nun unbedingt hinzufügen) Machtkomplex in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, der grundsätzlich weitermachen will wie bisher. Ob Große Koalition oder Ampel – die eigentliche Große Koalition im Hintergrund, die zwischen Wirtschaft, Großkapital und Politik, wird davon nicht berührt.

Wenn es dann auch noch um Aufrüstung, Rüstungsexport und Kriegsvorbereitung geht, dann kennt Deutschland erfahrungsgemäß ohnehin „keine Parteien mehr“. Sowohl die denkwürdige Sondersitzung des Bundestages Ende Februar 22 als auch die, „von allen demokratischen Parteien“ gemeinsam beantragten Aufrüstungsbeschlüsse erinnerten in fataler Weise an die Bewilligung der Kriegskredite vor dem 1.Weltkrieg. Faktisch wurde damit die CDU wieder in die Regierung aufgenommen, obwohl das Farbenmischmasch der Ampel ohnehin längst von olivgrün bis schwarz changiert. Die Geschichte lehrt, dass solch einhelliger Patriotismus immer zum Verlust demokratischer Strukturen und vernunftgeleiteter Urteilsfähigkeit führt und meist mit einem bösen Erwachen endet.

Eine solche Wiederholung der Geschichte können wir uns angesichts von Atomwaffen und drohendem Klimakollaps allerdings nicht mehr leisten. Bisherige vermeintlich grüne Subventions- und Konjunkturprogramme für Großkonzerne reichen nicht aus, um den Klimakollaps noch zu verhindern (siehe auch Rabe Ralf August 2020, S. 3),- eine olivgrüne mittelverschlingende Aufrüstung und permanenter Krieg machen das gänzlich unmöglich. Ein neuer Rüstungswettlauf ist jetzt wirklich das Allerletzte und nutzt nur den Rüstungskonzernen in den USA und in Europa. Es geht nicht um die grün verbrämte Modernisierung und militärische Aufrüstung der „Megamaschine“, sondern um ihre Verschrottung.

Die eigentliche Freiheits- und Friedensenergie

Die Klimakatastrophe und die weitere Naturzerstörung lassen sich nicht allein durch eine bloße Dekarbonisierung und Elektrifizierung der heutigen Strukturen verhindern – schon weil es dafür gar nicht genügend erneuerbare Energien gibt –, sondern nur durch eine gleichzeitige, sehr schnelle Verringerung des Energie- und Rohstoffverbrauchs der Ökonomien und Gesellschaften. Die eigentliche „Freiheitsenergie“, – wie FDP-Finanzminister Christian Lindner neuerdings die grüne Energie nennt, ist die nicht verbrauchte und nicht benötigte Energie. Vor allem ist diese eingesparte Energie gleichzeitig Friedensenergie, da sinkender Verbrauch den expansiven Druck zur Energie- und Rohstoffsicherung mindert, der uns schon einige „Öl-Kriege“ beschert hat und steigende Preise für Energie und Transporte die Möglichkeit und den Zwang zur globalen Marktkonkurrenz (Globalisierung) beschränkt.

Laut der „Denkfabrik“ Agora Energiewende wäre zur Einhaltung der Klimaziele eine schnelle Reduzierung des Energieverbrauchs um 50 Prozent notwendig. Die Wege zum „Freiheits- und Friedensenergiesparen“, zur Energiesouveränität und zum Klima-und Umweltschutz sind weit offen. Dazu gehören eine Regionalisierung der Wirtschaft mit entsprechend verringerten Transporten, eine zeitgemäße Verkehrspolitik, eine erhebliche Verringerung des Energie-und Stoffdurchsatzes der Wirtschaft und vor allem auch der Landwirtschaft und eine entsprechend geänderte Subventionspolitik. Letztlich ist auch ein Ende der Globalisierung und der energiefressenden Digitalisierung notwendig.

Grüne“ Zukunftstechnologien als Irrwege

Digitalisierung ist keineswegs klimafreundlich, wird aber als „grüne“ Zukunftstechnologie gehypt. Der Energiebedarf der Data Center in Frankfurt/Main zum Beispiel ist exorbitant. Die Serverfarmen verbrauchen eineinhalbmal so viel Energie, wie die 400000 Haushalte der Stadt. Dabei entsteht ein Mehrfaches dessen an Abwärme, was nötig wäre, um die ganze Stadt zu beheizen (Die Strom-Monster, FAZ, 16.10.2021, Seite 11).

Digitalisierung, Elektrifizierung und E-Mobilität führen außerdem zu einem neuen Schub beim weltweiten Raubbau an Ressourcen und Naturgütern. Das verursacht nicht nur Treibhausgasemissionen, sondern zerstört auch CO₂-Senken wie Wälder, Böden und Meere.

Siehe hierzu der sehr informative Artikel „Raubbau im Namen der Umwelt“ (DER SPIEGEL Nr.44, 30.10.2021), der den gigantischen Materialbedarf der sogenannten Zukunftstechnologien näher untersucht. So enthält ein Tesla Modell S so viel Lithium, wie in 10000 Handys verarbeitet ist und eine Windkraftanlage auf See enthält 67 Tonnen Kupfer, für deren Herstellung etwa 50000 Tonnen Erde und Gestein bewegt werden müssen. Eine realistische Analyse und Bepreisung der ständig zunehmenden Stoffströme unseres gigantischen Metabolismus (Stoffwechsels) mit der Natur findet nicht statt. „Wir benutzen die Ressourcen der Zukunft, um die Gegenwart zu bezahlen“, so der Ressourcenforscher Mathis Wackernagel.

Krieg gegen die Natur

Der Überkonsum und die globalisierten kapitalistischen Ausbeutungsstrukturen zerstören die Biosphäre und die Reproduktionsfähigkeit der Lebensgrundlagen. Das ist auch ein Krieg, ein globaler Krieg gegen das Leben. „Die Natur kann unsere Rettung sein, aber nur, wenn wir sie retten!“, sagt die Direktorin des UN-Umweltprogramms UNEP, Inger Andersen zum neuen Klimabericht, der die Rolle der Natur, der Biosphäre viel stärker betont, als bisher üblich.

Der Weltklimarat IPCC erachtet als nötig: Es müssten alljährlich 1,6 bis 3,8 Billionen Dollar ausgegeben werden, um eine Klimaerwärmung um mehr als 1,5 Grad Celsius zu verhindern. Um das ins Verhältnis zu setzen: Fossile Brennstoffe werden nach jüngsten Schätzungen (2022) mit jährlich 554 Milliarden Dollar subventioniert und in ihr Militär stecken die Länder der Welt pro Jahr rund zwei Billionen Dollar. Beide Zahlen haben sich seit Beginn des Krieges in der Ukraine noch einmal erheblich erhöht. Weiter „Öl“ ins Feuer der Klimakrise zu gießen (egal woher es kommt), ist genauso unsinnig und unverantwortlich, wie die Lieferung von immer mehr Waffen in Krisengebiete und das dadurch bedingte weitere Anheizen kriegerischer Konflikte.

Es gilt militärisch, aber auch energetisch und ökonomisch abzurüsten und eine gerechte, global wirksame neue Sicherheits- und Kooperationsstruktur zu schaffen und die freiwerdenden Mittel in die Sicherung der Lebensgrundlagen und die Verhinderung der Klimakatastrophe umzulenken. Wir brauchen die Friedensdividende für die globale Klimawende. Insofern ist Friedenspolitik die beste Klimapolitik und Voraussetzung und Schlüssel für die Bewältigung der sich zuspitzenden Existenzkrise der Menschheit.

Es gilt zu beweisen, dass der Mensch nicht nur mit Vernunft begabt ist, sondern auch fähig ist, diese zu gebrauchen, um seine Zukunft und sein Überleben zu sichern. Es gilt zunächst, den „Meistern des Todes“, den Kriegstreibern und Rüstungsprofiteuren das Handwerk zu legen. Siehe dazu unbedingt und immer wieder Bob Dylans Gedicht, „Masters of War“.

Noch haben wir die Wahl zwischen Krieg und Frieden, auch mit der Natur:

Give Peace a Chance! “

Jürgen Tallig

Der Autor hat 1989 das Neue Forum in Leipzig mitgegründet. Weitere Informationen:
www.earthattack-talligsklimablog.jimdofree.com

Überarbeitet und ergänzt im Januar und Juni 2023

Weitere Artikel des Autors im Braunschweig-Spiegel:

Alarmstufe Rot
Klima: Die Politik hat den Ernst der Lage nicht begriffen
Vollbremsung oder Klimacrash?

1 Kommentar

  1. Ein sehr guter Artikel, dem kaum etwas hinzuzufügen wäre, vielleicht nur dies: 1997 erschien der „neue Bericht“ an den Club of Rome mit dem Titel „Faktor Vier: Doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch“ und führte eine Vielzahl von Maßnahmen beispielhaft auf, wie sich der Ressourcenverbrauch und der umweltschädliche Output (Emissionen z.B.) halbieren ließen bei Verdoppelung des Wohlstands, vom Passiv-Energiehaus über neue Mobilitätskonzepte bis zur biointensiven Kleinlandwirtschaft und neue Finanzinstrumente – von der Politik kurz gelobt und dann zu den Akten gelegt. Meines Erachtens liegt dafür der Hauptgrund in der von der Politik geförderten – nichtinstitutionellen – Machtkonzentration der Netzwerke der Superreichen und ihrer politischen Helfer: Der Siegeszug des Neoliberalismus seit den 80er Jahren und der Zusammenbruch des Staatssozialismus hat die Finanzmärkte entfesseln lassen und weltweit für Abbau politischer Regelungen und Kontrollen zugunsten von Investoren gesorgt, damit für ein exorbitantes Wachstum von Profiten der Öl- und Gasproduzenten im Verein mit einer expansiven Geopolitik (Bsp. das „Great Game“ umd den Zugang zu den zentralasiatischen Lagerstätten), die die Rüstungsindustrie zu ungeahnten Umsätzen geführt haben. Mit unserer transatlantischen Orientierung auf die US-Regierung und NATO fördern wir all das!

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