WIDERSPRUCH: Die Erderwärmung ist NICHT das Beste, was passieren konnte

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Breiter Feldrain mit hoher Biodiversität mit Schutzstreifen gegen Abdrift von Pflanzenschutzmitteln und Dünger Foto: Uwe Meier

Dieses Zitat: „Die Erderwärmung ist das Beste, was passieren konnte“, stammt vom Professor für „Nutzpflanzenwissenschaft“ der Universität Göttingen, Herrn Dr. Andreas von Tiedemann. Diesem Professor muss entschieden widersprochen werden!

Das Zitat stand als Überschrift in der Braunschweiger Zeitung über einem Artikel, in dem Christoph Exner über die Aussagen des Herrn Professors auf dem Bauerntag in Braunschweig berichtete. Er war vom Bauernverband eingeladen worden, eine Rede zum Klimawandel und Landwirtschaft zu halten.

Winderosion. Foto: Uwe Meier

Hauptthese des Professors war: „Die Gesellschaft leidet in der Debatte unter einem Realitätsverlust gigantischen Ausmaßes.“ Er begründete dieses mit den enormen Fortschritten (nur Erträge) der Landwirtschaft. Dass die Zahl der Hungernden aufgrund der modernen Landwirtschaft deutlich (20%) zurückgegangen sei. Doch warum die Proteste, denn uns ginge es doch noch nie so gut wie heute. Das Problem sehe er darin, dass die Nähe der Menschen zur Landwirtschaft verloren gegangen sei. Er sehe nur noch „Dramen“ und „nicht mehr die guten Nachrichten auf der Welt“, so v. Tiedemann. Er zitierte den schwedischen Arzt Hans Rosling, dass sich viel Dinge im vergangenen Jahrhundert positiv entwickelt hätten. „Weniger Armut und Atomwaffen, mehr Pflanzungen und Naturschutzgebiete“ usw.

Ähnlich beurteilte v. Tiedemann das gesellschaftliche Bild vom Klimawandel. Dabei erklärte er den Klimawandel aus seiner Sicht, dass der nicht vom Menschen verusacht sei. Auf jeden Fall sei die Erderwärmung „für das Pflanzenwachstum das beste was passieren konnte“.

Der passt nicht in die moderne Landwirtchaft. Der macht aber auch keine Schäden. Er wird für den Naturschutz eingesetzt. Foto: Uwe Meier

Er warf den Klimaforschern am „Potsdam Institut für Klimaforschung“ vor, ihre „Studien nicht unvoreingenommen zu betreiben“. Er warf den dort tätigen 120 Wissenschaftlern mangelnde Unabhängigkeit vor, weil sie sonst arbeitslos würden. So der Experte für Pflanzenschutz an der Göttingen Universität.

Ich schrieb, ob dieser Auslassungen des Professors, einen Leserbrief an die Braunschweiger Zeitung, der nicht veröffentlicht wurde. Er erscheint deshalb an dieser Stelle:

Leserbrief an die BZ:

Klimakrise: Wissenschaft auf Abwegen

von Uwe Meier

Es ist erstaunlich, dass sich der bekannte und renommierte Pflanzenschutz-Professor v. Tiedemann in dieser Form zum Klimaschutz äußert. Seinem guten Ruf ist das höchst abträglich, sofern es stimmt was Exner geschrieben hat.

Ackersenf als Zwischenfrucht sorgt für Humusaufbau, CO2- Reduktion, biologische Vielfalt und Erosionsschutz Foto: Uwe Meier

Herr v. Tiedemann hängt immer noch der „Ideologie der Höchsterträge“ an. Das ist erstaunlich, denn inzwischen werden längst klimaangepasste Ackerbaustrategien erwartet. Diese setzen nicht auf Höchsterträge sondern auf möglichst stabile Erträge unter den zu erwartenden Klimaveränderungen mit toleranten Sorten. Bei dieser Strategie wird der konventionelle Ackerbau dem umweltorientierten Bioanbau angenähert. Die Sortenfrage wird selbstverständlich eine entscheidende sein.

Peinlich wird es für den Göttinger Professor, wenn er sich in andere Wissenschaften ohne jegliche Expertise einmischt und den Klimaforschern des Potsdam Instituts, hinsichtlich ihrer Studien zur Erderwärmung, Voreingenommenheit vorwirft. Dabei ist er sich nicht zu schade den 120 Wissenschaftlern dieses Instituts falsche Ergebnisse aus Eigennutz vorzuwerfen. Da sind die Schüler von Fridays for Future wesentlich klüger und verweisen auf die wissenschaftliche Erkenntnis der Klimaexperten, die von ihrem Fach was verstehen. Einen solch plumpen Agrar-Lobbyismus sollte sich ein Pflanzenschutz-Professor, der junge Menschen ausbildet und auch aus Gründen des eigenen wissenschaftlichen Rufes nicht erlauben. Es gilt der Spruch „Schuster bleib bei deinem Leisten“ auch für die Wissenschaft, sonst macht sie sich unglaubwürdig. ENDE

Winderosion durch Bodenbearbeitung bedeutet Humusverlust und mehr CO2 in der Luft. Foto: Uwe Meier

Problem Lobbyismus oder falsch verstandene Unterstützung

Das Problem ist im Grunde jedoch ein anderes. Diese und ähnlich gestrickte Professoren, die von eigenen Interessen geleitet, als Lobbyisten der Agrarwirtschaft auftreten und ihren Ruf als „Professor“ nutzen, bringen die Unabhängigkeit der Wissenschaft massiv in Misskredit und behindern zusätzlich noch den dringend notwendigen landwirtschaftlichen Fortschritt. Diese Lobbyisten sind Fortschrittsbremsen! Während sie den Bürgern vorhalten keine Ahnung von Landwirtschaft zu haben, weil sie „keine Nähe zur Urproduktion“ hätten, mischen sie sich in Wissenschaften ein, von denen sie keinerlei fachliche Expertise haben. Dafür wird dann ein schwedischer Arzt zitiert, der es argumentativ mit 98 % der Klimaforscher weltweit aufnehmen soll. Wie peinlich ist denn das für den Wissenschaftler v. Tiedemann der ehrwürdigen Universität Göttingen, die große Geister hervorgebracht hat.

Besonders deutlich wird der wissenschaftlich verbrämte Agrarlobbyismus an dem Beitrag von Markus Balser und Uwe Ritzer in der Süddeutschen Zeitung: „Gefährliche Saat“ – „Glyphosat, Biosprit oder Fleischproduktion: Der Fall eines Agrarprofessors zeigt, wie Wissenschaftler Einfluss auf Politik und Gesellschaft nehmen.“

„Moderne Landwirtschaft“, „die sich rechnet“. Maissilage wird hier mittels Verfestigung zur Gärung vorbereitet, damit sie zur Biogasherstellung verwendet werden kann. Natürlich „rechnet sich das“ nur aufgrund hoher Subventionen und weil die Umweltkosten nicht eingerechnet werden, z. B. die Säuberung des Grundwassers von Nitrat nach den obligatorischen Gülleanwendungen in Mais. Biogas ist keineswegs CO2- neutral – auch wenn BIO davorsteht Foto: Uwe Meier

Der falsche Gutachter – kann ja mal passieren

Der gemeinte Agrarprofessor ist der emeritierte Dr. Dr. h.c. Michael Schmitz, 70. Der Agrarökonom gehört seit Jahrzehnten zu den einflussreichsten Wissenschaftlern im Bereich Landwirtschaft und Ernährung. In Berlin ist er bestens vernetzt, saß Schmitz doch 20 Jahre im wissenschaftlichen Beirat, der das Bundeslandwirtschaftsministerium in agrarpolitischen Fragen berät.

Prof. Schmitz ist als Gutachter schon lange im Sinne der „modernen“ Landwirtschaft aktiv. So hat er 1998 das Gegengutachten zur umfangreichen Studie von Prof. Hermann Waibel und Gerd Fleischer der Uni Hannover geschrieben, die herausfanden, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ein Minus-Geschäft ist, wenn die verursachten Schäden mit eingerechnet werden. (Kurzfassung der Studie) Das Landwirtschaftsministerium, das diese Studie in Auftrag gegeben hatte, hatte irrtümlich einen unabhängigen Professor, Prof. Waibel, um Hilfe gebeten. Aber Prof. Schmitz hat dann alles wieder „korrigiert“.


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