Was bedeutet die Coronakrise für den Klimadiskurs?

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Demo in Braunschweig von "Fridays for Future" Foto: Uwe Meier

Die Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren für das zweite Quartal 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland um 9,8 Prozent. Anders als bei der Weltfinanzkrise handelt es sich dieses Mal um eine politisch gezielte Rücknahme des Wachstums. Diese wurde beschlossen für ein höheres Ziel als Wirtschaftswachstum, nämlich um Menschenleben zu retten. Sieht so eine Degrowth-Gesellschaft aus, oder gar eine Postwachstumsökonomie? Nein, was wir aktuell sehen, ist keine Postwachstumsökonomie. Denn eine Degrowth-Wirtschaft will ein gutes Leben für alle Menschen, ist krisenfest und ökologisch nachhaltig, so das „Konzeptwerk Neue Ökonomie“.

Die aktuelle Situation ist eine kapitalistische Wirtschaftskrise. Diese derzeitige Situation verschärft Ungleichheiten und Ausgrenzung. Sie bedroht Millionen Menschen existenziell, weil die Sozialsysteme nicht vom Wachstum entkoppelt sind. Trotzdem zeigt die Coronakrise zwei Dinge, die wir für die Zeit danach nicht vergessen sollten: Es ist politisch möglich, für ein höheres Gut, nämlich Menschenleben, die Wirtschaft zurückzufahren und die Wissenschaften können maßgeblich Einfluss nehmen auf politische Richtungsentscheidungen.

Diese Krise zeigt erneut, dass nur ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zu einem ausreichend schnellen Ab­sinken der Umweltbelastungen und des CO2-Austoßes führt, um dem Klimawandel wirksam zu begegnen. Eine ausreichende Entkopplung von CO2-Verbrauch und BIP-Wachstum ist unmöglich.

Sowohl das Klima als auch zunehmend das Thema „Biodiversität“ bzw Artensterben, werden hoch brisante Themen bleiben. Auch hier geht es um Menschenleben, nur liegen die Toten nicht auf den Straßen oder verstopfen die Krematorien. Das alles spielt sich in längeren Zeiträumen ab. Die massiven Probleme mit Klima und Artensterben entwickeln sich unaufhaltsam, sind zum Teil schon vorhanden und werden ebenso wie das aktuelle Virus unser Leben grundlegend beeinflussen. Da ist sich die Wissenschaft einig. Diese Probleme mit Klimawandel und Biodiversität werden in unserer Lebensmitwelt bleiben wie „unser“ Corona-Virus Sars-Cov-2. Hoffentlich hält das unsere Demokratie und die der Nachbarstaaten aus! Sicherlich muss sie krisenfester gemacht werden. Leider sieht es nicht danach aus, dass die EU hier helfen könnte. Im Gegenteil!

Was bedeutet die Coronakrise für „Fridays for Future?“ Der Protestforscher Simon Teune über Gefahren und Chancen für die Bewegung. „Das Klima wird ein Thema bleiben“.

1 Kommentar

  1. Lieber Uwe, Sie schreiben:
    „Es ist politisch möglich, für ein höheres Gut, nämlich Menschenleben, die Wirtschaft zurückzufahren“.

    Daran glaube ich nicht so unbedingt.

    Das „höhere Gut“ sind die Menschen, die nach der Krise der Wirtschaft lebend erhalten bleiben. Und die Politik soll ermöglichen, dass das so viele wie möglich sind.

    Sonst müsste die Wirtschaft zurückfahren.

    Gruß

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