Verdopplung der Härte unseres Wassers – wirklich kein Grund zur Sorge?

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Kostbares Gut Wasser Foto: pixabay

Ab Februar ändert sich die Zusammensetzung des Wassers, das von BS Energy an uns geliefert wird. Bisher stammt unser Wasser hauptsächlich aus dem Harz. Auf der Seite von BS Energy ist noch heute (7.1.24) Folgendes zu lesen:

„.. von weichem Wasser profitiert zudem Ihre Haushaltskasse: Im Gegensatz zu hartemWasser ist der Bedarf an Wasch- und Spülmittel weitaus geringer. Teure Wasserenthärter brauchen Sie nicht einzusetzen. Die Lebensdauer Ihrer elektrischen Geräte, wie etwa Wasserkocher, Waschmaschine und Geschirrspülmaschine, wird erhöht.“

Doch nun wird BS Energy weniger Harzwasser und dafür Grundwasser aus dem Börßumer Wasserwerk beziehen. Es hat einen Härtegrad um die 14, während das Harzwasser einen Härtegrad von 3,4 hat. Da der Anteil des Grundwassers insgesamt fast 40 Prozent betragen wird, wird sich der Härtegrad unsres Wassers auf 7,6 Grad mehr als verdoppeln. Es rückt damit sehr nahe an die Grenze heran, ab der der Bereich „weich“ verlassen wird und „mittel“ erreicht wird. 

Statt 12,8 Millionen Kubikmeter nun nur noch 8,4 Millionen weiches Harzwasser 

Der besorgte Bürger wie sein weibliches Pendant könnten sich fragen, warum BS Energy nicht so viel Harzwasser wir möglich bezieht und nur den eventuell in Zukunft fehlenden Teil durch Grundwasser ersetzt. Warum also reduziert BS Energy schlagartig seinen Bezug von Harzwasser von 12,8 Millionen Kubikmeter auf 8,4 Millionen und bezieht nun 5 Millionen Grundwasser? Es mag sein, dass in Zukunft im Zuge des Klimawandels wirklich ein Versorgungsproblem entstehen wird; und es ist vernünftig, dass man sich schon jetzt auf diese Situation vorbereitet. Aber warum dann eine solche drastische Reduzierung? (Bisher ist das Problem noch nicht eingetreten und im Augenblick ist sogar eher zu viel Wasser in den Talsperren ist als zu wenig.)

Genau diese Fragen wurde im Oktober 2022 auf einer Veranstaltung der Fachhochschule Ostfalia an Herrn Bohr, Vertreter von BS Energy, gestellt. Herr Bohr verweigerte die Antwort mit Hinweis auf das Geschäftsgeheimnis; nicht einmal die Frage, für welche Dauer der Vertrag über den Bezug des Grundwassers abgeschlossen worden sei, mochte er beantworten (inzwischen ist bekannt, dass er für 10 Jahre gilt). Die Harzwasserwerke sind übrigens im Besitz von Kommunen (von Bremen bis Wolfsburg), von BS Energy (Anteil 10,1 Prozent) und von AVACON (Anteil 20,8 Prozent). AVACON ist nun gleichzeitig der Lieferant, mit dem der Vertrag geschlossen wurde. Laut Herrn Bohr haben sieben Firmen, die er nicht nennen konnte oder wollte, wohl hauptsächlich in der Salzgitterregion, ihren Verbrauch so stark reduziert, dass das Wasser anderweitig verkauft werden könne. 

Kostengründe für die Umstellung? BS Energy verweigert Antwort

Offenbar wurde das Mischverhältnis Harzwasser/Grundwasser ganz bewusst so angesetzt, dass unser Wasser gerade noch in den Bereich „weich“ fällt. Die Braunschweiger Zeitung hat nachgefragt, ob es dafür Kostengründe gebe, ob also das Grundwasser billiger sei als das Harzwasser. BS Energy verweigert aber die Antwort. Wäre das zugekaufte Grundwasser teurer, hätte BS Energy vermutlich kein Geheimnis daraus gemacht und sich dafür gelobt, dass der Wasserpreis dennoch derselbe wie bisher bleibt. Hätte das Grundwasser in etwa den gleichen Preis wie das Harzwasser, hätte man das einfach gesagt, um Misstrauen abzuwenden. Es spricht also viel dafür, dass man nicht zugeben will, dass es billiger ist. Und die 4,4 Millionen Kubikmeter Harzwasser, auf die BS Energy nun verzichtet, können ja nun anderweitig verkauft werden.

BS Energy – Sprecher Danckert teilt mit, dass die Verbrauchspreise für uns Verbraucher nicht erhöht werden, aber eben auch nicht gesenkt. Eine solche Preissenkung wäre angebracht, wenn das Grundwasser billiger wäre (zwar muss auch die neue 8 Kilometer lange Leitung finanziert werden, aber deren Kosten verteilen sich auf Jahrzehnte). Außerdem wird das Produkt Wasser, das wir bisher bekamen, verändert, nämlich „verhärtet“, wir können dem nicht ausweichen und müssen dieses neue Produkt akzeptieren, da wäre eine preisliche Reduktion ebenfalls gut zu begründen. Ohnehin zahlen wir seit Mai 2023 etwa 10 Prozent mehr als vorher.

Spätere Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen

Danckert geht noch einen Schritt weiter, indem er sagt: die Bezugspreise der Verbraucher werden „vorerst nicht erhöht“, spätere „Preisanpassungen“ seien denkbar (Braunschweiger Zeitung vom 4.1.24).

Und spätestens bei seiner nächsten Äußerung sollten die Alarmglocken läuten: der Wassermix könne in Zukunft durchaus weiter verändert werden, das sei nicht auszuschließen. Es gebe zwar im Moment keine derartigen Pläne, die neue Leitung von Börßum nach Braunschweig schaffe aber „neue Potenziale zukünftiger Wassermixe“ (Quelle wie oben). Im Klartext: BS Energy behält sich vor, künftig den Anteil von Grundwasser weiter zu erhöhen. Man sieht die Rechtfertigungen dafür schon vor seinem geistigen Auge:

„neuer Mix mit mehr Grundwasser, Härtegrad nun zwar im Bereich ´mittel`, aber immer noch besser als für viele Verbraucher in anderen Regionen; Bürger jammern schon wieder auf hohem Niveau“

Und die Generalabsolution für jede Änderung und Verschlechterung hat bereits Professor Schöniger von der TU Braunschweig geliefert: wenn man bedenke, dass mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hätten, wirke die Kritik an der Veränderung des Mixes wie „Jammern auf extrem hohen Niveau“ (Quelle wie oben). Allerdings: wenn wir Verschlechterungen bei uns akzeptieren würden, verändert das an der wirklich misslichen Lage in den Ländern des Südens gar nichts! Beides hat nichts miteinander zu tun.

Halten wir fest: Die Bürger Braunschweigs sollten die weitere Entwicklung im Auge behalten – im eigenen Interesse. BS Energy gehört zu 25,1 Prozent der Stadt Braunschweig, Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Oberbürgermeister Kornblum. Natürlich hat er (über den 10 Prozent-Anteil) auch Einfluss auf die Entscheidungen der Harzwasserwerke). Er wie die ihn stützenden Ratsfraktionen haben Verantwortung für das Wohl der Bürger – auch in der Wasserfrage. 

3 Kommentare

  1. Sich zu der Wasser-Beimischung ab 2024 aus problematischen Grundwasserbrunnen des Landkreises Wolfenbüttel (konkret aus den Urstromgewässern der Oker, der Ilse und der Altenau in Börßum bzw. Halchter) Gedanken zu machen, ist mitnichten ein „Jammern auf hohem Niveau“.

    Bereits in der Umweltzeitung März 2023 erschien ein Beitrag von Friedhart Knolle, der folgende Details zu den bislang gewerblichen Nutzungen durch Flachstahl Salzgitter beisteuerte:

    – demnach wurde der Brunnen in Börßum vor dem Krieg für die Hütten- und Stahlbetriebe in Salzgitter erschlossen (zunächst für die Hermann-Göring-Werke und dann für Flachstahl).

    Brauchwasser zu Trinkwasser ?

    Es ist, wie schon hier im Beitrag von Andreas Matthies geschrieben, sehr hart und vor allem auch mit Schwermetallen und – seit dem Krieg zusätzlich landwirtschaftlich bedingt – mit Nitraten und Pflanzenschutzmitteln belastet.

    BS-Energy äußerte sich auf Nachfrage der BIBS-Fraktion im Rat am 1.2.2023, die Belastungen an den Entnahmestellen würden überwacht und lägen sowohl für Börßum/Heiningen wie auch für einen weiteren Brunnen in Halchter/Ohrum unterhalb der zulässigen Grenzwerte – Antwort der Verwaltung auf Anfrage der BIBS-Fraktion im Rat 1. Februar 2023 (Rats-Drucksache 23-20539).

    Von den Belastungen mal ganz abgesehen, wäre zu hinterfragen, warum dauerhaft stattliche Mengen des absolut besten Trinkwassers der Talsperren ungenutzt in Richtung Nordsee geleitet werden sollen, anstatt es grundsätzlich für die Trinkwasserversorung zu nutzen ?
    Sollten die Talsperren wirklich mal – wie im vorletzten Jahr bedenklich geleert sein, ja dann und nur dann wäre eine Beimischung aus den Grundwasser-Brunnen sinnvoll.

    Nähe zur ASSE

    Worüber dann auch noch zu sprechen wäre, ist die Nähe zur ASSE und den aktuell bereits errichteten bzw. noch zu errichtenden 84 Notfallsperren, die den Austritt der radioakten ASSE-Lauge in das Vorharz-Urstromtal von Oker, Ilse und Altenau verhindern sollen.

    Dazu war in der letzten BIBS-Zeitung auf S. 3 gefragt worden:

    „hätten mal ne Frage … und was wird aus unserem Trinkwasser, wenn die Asse absäuft?“
    http://buergerinitiativen-braunschweig.de/wp-content/uploads/Unser-Braunschweig-Mai-2023-Homepage.pdf

  2. Danke für den Kommentar, vor allem die Frage einer möglichen radioaktiven Belastung im Fall des Wasseraustritts aus der Asse muss im Auge behalten werden.

    Der Aufsatz von Friedhart Knolle wird im Kommentar allerdings nicht ganz richtig wiedergegeben. Knolle schrieb, dass sich die Schwermetallbelastung der Okersedimente im Wasserwerk Börßum kaum auswirke. Es seien an einigen Stellen höhere Nitratbelastungen festgestellt worden, die allerdings mit dem Kiesabbau zusammengehangen hätten, der mittlerweile eingestellt sei. Auch Spuren von Pflanzenschutzmitteln seien gefunden worden. Insgesamt lägen die Belastungen aber deutlich unter den gesetzlichen Höchstwerten. Knolle spricht zusammenfassend von einer guten Wahl, fordert aber auf, mögliche Belastungen im Auge zu halten, die sich vor allem aus einer intensiven Landwirtschaft ergeben könnten.

  3. neben dem o. G. (Gifte und Radioaktivitätsgefahr = Krebsrisiko) gibt es noch zwei weitere Aspekte:

    ° härteres Wasser heißt überall in Küche und Bad Grauschleier oder viel mehr PUTZEN!

    ° das TRINKEN des Leitungswassers. Das Harzwasser schmeckt mir einfach gut. Auch habe ich mal irgendwo gelesen, dass es aufgrund seiner Inhaltsstoffe gesünder sei, als die meisten Mineralwässer aus dem Flaschenverkauf.

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