Langfristige Ökologische Waldentwicklung in Niedersachsen (LÖWE) Dreißig Jahre Anspruch und Belanglosigkeit? Teil 2

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Autor der Waldbriefe: Karl-Friedrich Weber

Waldbrief Nr. 58 vom 12.02.2022

„Den Gedanken, dass die Parteien darauf vertrauen, das Parlament kontrolliere die Exekutive, finde ich mitunter geradezu herzbewegend.“

(Richard von Weizsäcker 1992)

Anmerkung Red.: Teil 1 dieses Beitrags ist hier zu finden.

In der Regierungserklärung vor dem niedersächsischen Landtag am 27. Juni 1990 hat Ministerpräsident Gerhard Schröder festgestellt:

„Dem Wald gebührt unser besonderes Augenmerk. Für die Landesforsten werden wir eine neue, ökologisch orientierte Waldbauplanung vorlegen, deren Ziele standortgerechte und artenreiche Wälder sind. Parallel zu einer konsequenten Luftreinhaltepolitik sind aber alle geeigneten forstlichen Maßnahmen zur Erhöhung der Widerstandskraft der Waldökosysteme zu ergreifen. Das ökologische Waldprogramm wird dazu einen wesentlichen Beitrag leisten.“

Als die Ziele und Aufgaben der Landesforstverwaltung wurden beschrieben (Auszug): „Nach dem Prinzip der Gemeinnützigkeit sind die Landesforsten zum höchsten Nutzen für die Allgemeinheit zu bewirtschaften. Nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit sind Holz, langfristige Erträge, dauernd und optimal zum Nutzen der gegenwärtigen und künftigen Generationen zu erwirtschaften. Die Nachhaltigkeit lässt sich nur durch einen Waldbau auf ökologischer Grundlage sichern. Das Prinzip der Wirtschaftlichkeit (ökonomisches Prinzip) besagt, dass die Ziele mit dem geringsten Mitteleinsatz erreicht oder bei Mangel an Mitteln möglichst mit den ökologischen Möglichkeiten weitgehend erfüllt werden sollen. … Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes können auf Dauer nur dann in optimaler Weise verwirklicht werden, wenn die waldbaulichen Ziele und Methoden mit den ökologischen Möglichkeiten übereinstimmen.“

Das Programm zur “Langfristigen Ökologischen Waldentwicklung“ – der LÖWE – wurde daraufhin im August 1991 als Programm der Landesregierung Niedersachsen beschlossen. In Teil 1 (57. Waldbrief vom 29. Januar 2022, siehe hier) wurde aufgezeigt, wie sich Anspruch und Wirklichkeit des LÖWE divergierend entwickelten. Es wurde nicht als ein Schutzprogramm verstanden, sondern als ein ökologisch genähertes und damit wirtschaftlich begründetes Nutzungsprogramm der Landeswälder. So wird verständlich, dass die „ökologische Fortschreibung“ des LÖWE 2017 unter der rot-grünen Landesregierung weiterhin interessenbestimmt politisch unbemerkt gebeugt werden konnte.

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