Die Antwort vorangestellt, noch steht es auf der Kippe. Mehr Anzeichen deuten darauf hin, dass es zu einem langem Wirtschaftskrieg kommt und nicht zum offenem Irankrieg.
Die internationale Lage ist sehr komplex. Sie erinnert an das chinesische Brettspiel Go. Auch Go kann sehr unübersichtlich sein, und unter Umständen entscheidet ein einziger entfernter Stein, wer gewinnt. Ich möchte hier auf einige weniger bekannte Aspekte des internationalen Machtringens eingehen.
Der Kampf um das internationale Finanzsystem
Die USA protzen mit ihrer Stärke, indem sie sich nur noch an internationalen Regeln und das Rechtssystem halten, wenn es in ihrem Interesse ist. Sie verstoßen offen und provokant gegen internationales Wirtschafts- und Völkerrecht.
Eine der wichtigsten Säulen der US-amerikanischen Macht, ist das von ihr beherrschte Finanzsystem. Sie sind eindeutig die Herren dieses Finanzsystems. Aber auch an diesem Stuhl der Finanzen wird gesägt. Es tut sich einiges in Russland und China. Russland hat sein eigenes „SWIFT“ außerhalb des Dollars entwickelt. SWIFT ist das internationale System der Banken, um untereinander auf Dollarbasis abzurechnen. China und Russland sind dabei, ein voll kompatibles System zu entwickeln, um außerhalb des Dollars länderübergreifend abrechnen zu können. Die Nutzung der chinesischen UnionPay-Kreditkarte in Russland und der russischen Mir-Kreditkarte in China soll weit vorangeschritten sein. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, können auch andere Staaten vom Dollarsystem unabhängig ihre internationalen Geschäfte betreiben. Insbesondere Staaten, die an der sich entwickelnden Seidenstraße beteiligt sind, könnten vom Dollar Abstand nehmen und auf die neuen Finanzsysteme umstellen. Da kann sich also mittelfristig einiges tun.
Das militärische Kräfteverhältnis
Die meisten Menschen würden die Überlegenheit der USA mehr im militärischem Bereich vermuten – stimmt das wirklich? Wenn wir das Kräfteverhältnis auf Dollarbasis vergleichen, sind weltweit beherrschend die USA. Selbst dann, wenn die tatsächliche Kaufkraft der Währungen berücksichtigt wird.
Ausgerechnet der Think Tank RAND, der die Streitkräfte der USA berät, sieht das anders: In einem potenziellen Krieg gegen Russland oder China kämen sämtliche Teilstreitkräfte zum Zuge. Doch die Simulationen zeigen, dass die teuren Flugzeugträger, Zerstörer und Kampfjets, einst der ganze Stolz der US-Streitkräfte, äußerst verwundbar geworden sind. Statt einen potenziellen Gegner mit dieser enormen eigenen Feuerkraft einzuschüchtern, sind sie leichte Beute für die modernen Überschallraketen aus Russland geworden. Und sind die Flugzeugträger erst einmal zerstört oder so beschädigt, dass die Kampfjets nicht mehr landen können, dann bringen selbst die besten Tarnkappenfunktionen der F-35 oder F-22 nichts mehr. Robert Work, ein weiterer Teilnehmer an der CNAS-Veranstaltung und stellvertretender Verteidigungsminister von 2014 bis 2017, meinte dazu:
„In jedem Fall, der mir bekannt ist, beherrschte die F-35 den Himmel, wenn sie in der Luft ist. Aber am Boden wird sie in großer Zahl vernichtet.“
Aktuelle RAND-Kriegssimulation gegen China und Russland veröffentlicht von RT.
Diese Darstellung kann natürlich in mehrfacher Hinsicht gefärbt sein, um noch mehr Geld für Militär und Rüstungsindustrie locker zu machen. Übersetzt: unsere neuen Produkte sind Top, aber die alten müssen ersetzt oder verbessert werden, und dafür brauchen wir viel Geld. Andererseits sind sich die USA gar nicht ihrer Übermacht so gewiss. Sie haben einen riesigen Militärapparat rund um den Planeten. Sie sind in der Lage in jedem Land große Zerstörungen anzurichten. Aber Kriege gewinnen, das gelingt ihnen eigentlich nicht mehr (siehe Afghanistan, Syrien). Im Irak haben die USA waffentechnisch gesiegt. Trotzdem arbeitet der Irak unter den Augen der USA mit dem Iran, Russland und Syrien zusammen. Der Irak ist wie der Iran überwiegend schiitisch und wird in einem Krieg gegen den Iran nicht auf US-amerikanischer Seite stehen.
Die USA und Israel haben Russland um ein Gespräch bezüglich dem Iran gebeten. Das Problem der USA, Russland könnte jederzeit ihre Kriegsschiffe im persischem Golf versenken! Das wird Russland allerdings nicht wollen, um keinen offenen Krieg mit der USA auszulösen. Eine vergleichbare Situation gab es im Syrienkrieg, als die USA, Großbritannien und Frankreich, Syrien wegen eines angeblichen Giftgasangriffs, völkerrechtswidrig angegriffen haben. Der Angriff der genannten Staaten fand in kleinem, mit Russland abgesprochenem Maßstab statt.
Dass sich Russland auf die Seite der USA stellt ist unrealistisch. Russland und der Iran sind keine natürlichen Verbündeten, aber strategisch besser als die USA sind sie allemal für Russland. Russland wird sich bemühen den Krieg zu verhindern, insbesondere wird es auf Israel einwirken.
Russland und China
Kurz gefasst: Die beiden Staaten sind von zentraler Bedeutung in einem Irankrieg. China benötigt Gas und Erdöl aus dem Nahen Osten, insbesondere aus dem Iran. Der Nahe Osten ist ein zentraler Punkt der von China propagierten und im Bau befindlichen Seidenstraße. Eine Beherrschung des Nahen Osten durch die USA wäre auch ein zentraler Angriff auf die chinesischen Interessen. Russlands Gas und Erdöl wären durch einen Krieg teurer zu verkaufen. Allerdings wäre ein weiteres Heranrücken der USA an Russland in jedem Fall ein zu hoher Preis dafür.
Russland und China arbeiten immer enger zusammen. Der Handel zwischen den beiden Staaten stieg von 64 Milliarden Dollar 2015 auf 108 Milliarden 2018, also um knapp 70%. Energieprodukte stiegen um 120%, sonstige Waren stiegen um 40%. Noch in diesem Jahr wird mit der Fertigstellung einer neuen Gasleitung von Russland nach China gerechnet. Weil die USA die Verkäufe Chinas (insbesondere von Huawei) im G5-Netz stark behindern, wird China zunächst in Russland das G5-Netz ausbauen. Entsprechende Verträge wurden abgeschlossen. China antwortet inzwischen auf die Angriffe gegen ihre führenden Technologiekonzerne mit der Drosselung des Verkaufs der seltenen Erden.
Wenn Russland und China zusammenhalten, ist ein Angriff der USA auf diese Staaten ohne enormen eigenem Schaden nicht mehr möglich.
Werden die beiden Staaten zusammenhalten? In der Realität arbeiten Russland und China eng zusammen. Russland betont konsequent seine Unabhängigkeit und seine Souveränität über sein Territorium. Putin und Xi Jinping hatten zeitgleich zu dem Internationalen Sankt Petersburger Wirtschaftsforum 3-tägige Gespräche. China betonte, dass die Beziehungen zwischen Russland und China noch nie so gut gewesen sind. Beim Abschlusskommuniqué sah es allerdings so aus, als wären nicht alle gegenseitigen Wünsche erfüllt worden.
Übrigens nahmen 145 Länder an dem Petersburger Forum statt und es wurden Verträge in der Höhe von 42 Milliarden Euro abgeschlossen.