Ich bin nicht da – ein Märchen

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Es war einmal ein kleines Mädchen. Es lebte glücklich und zufrieden mit seinen Eltern in einem fremden Land hinter den großen Bergen.

Eines Tages machte sich ein böser Geist in diesem Land auf um sich von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt breit zu machen. Er setzte sich in den Köpfen der Menschen fest und verwirrte sie.

Aus Nachbarn und Freunden wurden Feinde, die zu den Waffen griffen und sich vor Angst vor einander nach dem Leben trachteten.

Auch das Mädchen und seine Eltern lebten in Angst. Sie beschlossen daher, ihr Heimatland, in dem Krieg, Angst und Not herrschte, zu verlassen.

Sie zogen über die hohen Berge in ein anderes Land, in dem Frieden herrschte. Dort ließen sie sich nieder und bezogen eine Wohnung.

Es war schwer für das Mädchen und seine Eltern. Die Menschen in diesem Land hatten eine andere Sprache und andere Gebräuche. Daran mussten sich das Mädchen und seine Eltern gewöhnen und die Sprache des Gastlandes lernen.

 

Das Mädchen ging mit den anderen Kindern zur Schule und lernte schnell.

 

Ihre Heimat aber, das Land hinter den großen Bergen, vergaß sie nie, denn sie hatte einen Schatz mitgebracht, den sie und ihr Vater pflegten und hüteten.

Es waren die Lieder ihres Heimatlandes, die sie mit ihrem Vater oft sang.

Das Mädchen hatte eine schöne Singstimme, die ihrem Musiklehrer auffiel.

Eines Tages hörte der Vater des Mädchens ein Gedicht aus seiner Heimat. Das Gedicht schrieb ein Junge, der auch aus seinem Dorf vertrieben wurde und sich nach ihm sehnte. Es berührte den Vater so sehr, dass er daraus ein Lied machte und so seinen Musikschatz vermehrte.

Ich bin nicht da

Und mich gibt es nicht

In meiner Stadt der Sonne und der Lindenblüten.

Irgendwelche fremde Hände

Stehlen die Düfte des Sommers

Und die Seide aus der Schatztruhe.

 

Ich bin nicht da,

Aber meine Seele schleicht nachts durch die Gassen umher

Und steckt jedem eine Blume ans Revers

Und pflanzt einen Baum

Neben jedes Haus.

Vater und Tochter sangen und spielten das Lied zusammen.

Ihr Musiklehrer hatte die Idee, das Lied von dem Mädchen vor einem großen Publikum vorsingen zu lassen. So meldete er es zu einem Gesangswettbewerb an. Das Mädchen gewann den ersten Preis.

Die Zeit verging. Aus dem kleinen Mädchen wurde eine schöne Frau.

Sie war fleißig und lernte eifrig die Sprache und die Gebräuche ihres neuen „Heimatlandes“.

Sie unterschied sich bald nicht mehr von ihren Mitmenschen. Sie war eine der ihren geworden.

Ihre Heimat, das Land hinter den großen Bergen, vergaß sie nie. Sie sang und spielte immer wieder die Lieder aus ihrem gemeinsamen Musikschatz.

Eines Tages wurde wieder ein Gesangswettbewerb im Lande ausgerufen. Die junge Frau meldete sich an und begab sich in den Sängerwettstreit mit anderen sehr guten Sängern.

Sie hatte gute Erfolge mit ihren Liedern bis zur Endentscheidung.

Sie beschloss, in der Endentscheidung das Lied ihres Vaters aus der Kindheit zu singen:

Ich bin nicht da … Millionen Menschen hörten das Lied und seine Botschaft, die da heißt:

Vergesse nie deine Heimat, in der du geboren und aufgewachsen bist.

Trage sie im Herzen, wo du dich auf dieser Welt auch aufhalten musst.

Der böse Geist kann die Erinnerung an die Heimat niemals zerstören.


Kommentare   
 
+6 #1 Karin Paupet 2014-01-28 17:58
Ich finde diese junge Frau großartig und mutig. Sie hat es gewagt den fast sicheren Gewinn bei “ The Voice oh Germany „aufs spiel zu setzen.
Sie sang dieses wunderbare bosnische Friedenslied, für mich ist sie eindeutig die Gewinnerin.

 

 

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