Riccardo Narciso, Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Vortrag von Dr. Claudia Fröhlich zum Thema: „Verräter“ oder „Helden“?
Am 20. Juli 1944 – vor 79 Jahren – scheiterten das von einer Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg geplante Attentat auf Adolf Hitler und der damit verbundene Versuch zum Umsturz des nationalsozialistischen Regimes. Die Verschwörer wurden mit Hochdruck verfolgt und viele von ihnen verurteilt und hingerichtet.
War dieser Widerstand gegen den NS-Staat „Verrat“ oder der „Samen“ der westdeutschen Demokratie? Im Jahr 1952 fand vor dem Braunschweiger Landgericht ein Prozess gegen den ehemaligen Generalmajor Otto Ernst Remer wegen übler Nachrede und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener statt. Er hatte die Attentäter des 20. Juli 1944 öffentlich als Landesverräter bezeichnet. Erstmals wurde in diesem Verfahren daraufhin die Frage nach der Rechtmäßigkeit des militärischen Widerstandes vor einem westdeutschen Gericht verhandelt.
Der damalige Generalstaatsanwalt Fritz Bauer begründete im so genannten Remer-Prozess ein Recht zum Widerstand. Er argumentierte, dass in einem Unrechtsstaat, der täglich Zehntausende Morde begehe, jedermann zur Notwehr berechtigt sei. Sein Widerstandsbegriff zielte dabei auf die Überwindung einer in Deutschland tief verankerten „Tabuisierung des Ungehorsams“ und die Etablierung eines Widerstandsethos.
In ihrem Vortrag rekonstruiert Dr. Claudia Fröhlich – wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle Widerstandsgeschichte der Freien Universität Berlin und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand – die öffentlichen und juristischen Debatten um Bauers Position und nimmt die Auswirkungen auf die demokratische Ordnung der Bundesrepublik in den Blick.
Termin: Donnerstag, 20. Juli 2023 19 – 20:30 Uhr
Ort: Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, Dokumentationszentrum
Tel.: 05331 – 93 55 01-0
E-Mail: wolfenbuettel.veranstaltungen@stiftung-ng.de
Die Teilnahme ist kostenlos