FAZ: „Kiew will NATO in den Krieg ziehen“

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Atombombe Foto: Pixabay

Am Dienstag blitzte die Gefahr einer direkten Konfrontation von NATO und Russland und damit eines dritten Weltkrieges auf – für kurze Zeit nur deshalb, weil die NATO besonnen reagierte und sich nicht von der Taktik der ukrainischen Führung beeindrucken ließ. Denn Präsident Selenskyj, Außenminister Kuleba und der stellvertretende Außenminister Andrij Melnyk taten alles, um die NATO in den Krieg zu ziehen: es habe sich bei den Explosionen auf polnischem Gebiet um einen gezielten russischen Angriff gehandelt!

Selenskyj sprach von einem Angriff der Russen „auf die kollektive Sicherheit“ – also die NATO. Kuleba stellte Darstellungen, nach denen es sich entweder um ein russisches Versehen oder gar um eine ukrainische Abwehrrakete gehandelt haben könnte, als pure Verschwörungstheorie dar. Und Melnyk forderte von der NATO „sehr schmerzhafte Konsequenzen“. Was anderes konnte das sein als eine militärische Reaktion, die sich dann rasch zum Weltkrieg hätte ausweiten können?

FAZ–Redakteur Thomas Gutschker stellt abschließend dazu fest:

Es ist offensichtlich, dass Kiew die Allianz in diesen Krieg als direkte Partei hineinziehen will.“

Wenn man es sich recht überlegt, folgt dieses Verhalten der ukrainischen Haltung einer gewissen Logik. Denn das von ihr gerade in letzter Zeit gesetzte Kriegsziel des militärischen Sieges über Russland lässt sich – bei allen militärischen Erfolgen und bei aller bisheriger Unterstützung des Westens – wohl nur durch das direkte Einbeziehen der NATO in diesen Krieg erreichen. Was liegt also näher, als mit allen erdenklichen Mitteln genau darauf hinzuarbeiten? Und was liegt näher, als alle Bedenken der NATO und der Länder des Westens – nicht zuletzt der Bundesregierung – beiseite zu wischen, selbst in den Krieg hineingezogen zu werden? Genau das tut die Führung der Ukraine von Beginn des Krieges an, ob es nun um die geforderte Flugverbotszone oder um bestimmte Waffenlieferungen geht.

Beispiel Kuba -Krise 1962: Castro forderte den atomaren Erstschlag

Ein solches Verhalten ist aus einer anderen geschichtlichen Situation zumindest Fachleuten bekannt: als 1962 in der Kuba – Krise die Sowjetunion und die USA in eine lebensbedrohliche Konfrontation geraten waren, die leicht zum Atomkrieg hätte führen können, forderte Fidel Castro, der Regierungschef von Kuba, von der Sowjetunion für den Fall eines „Überfalls der Imperialisten auf Kuba“ den atomaren Erstschlag, „so hart und schrecklich die Lösung auch sein möge“. Kuba war im Vorjahr bereits durch die von den USA unterstützte Invasion in der Schweinebucht angegriffen worden, es ging also keineswegs nur um eine theoretische Erörterung. Wäre die sowjetische Führung darauf eingegangen, sähe unsere Welt heute ganz anders aus.

Vermeintliches Eigeninteresse eines Angegriffenen

Beide Male ist die politische Führung eines angegriffenen Landes – vielleicht sogar verständlicherweise – nicht mehr in der Lage, so etwas wie Verantwortung für den „Rest der Welt“ zu entwickeln. Beide Male wird das vermeintliche eigene Interesse absolut gesetzt. Vermeintlich, weil beide Male nicht mehr abgewogen wird, was die Radikallösung für das eigene Land und das eigene Volk bedeuten kann. Von Kuba wäre im Fall eines Atomkrieges nicht mehr viel übriggeblieben. Und was eine Konfrontation von Russland und der NATO für die Ukraine bedeuten würde, mag man sich gar nicht ausmalen.

Wenn es stimmt, dass sich die ukrainische Führung nach Kräften darum müht, die NATO in den Krieg hineinzuziehen, ergibt sich für die westlichen Staaten und die NATO die Aufgabe, genau das zu verhindern. FAZ-Redakteur Gutschker schreibt zu Recht: „Wer bisher für Zurückhaltung bei der Lieferung bestimmter Waffentypen plädierte, kann sich durch dieses Auftreten (der ukrainischen Führung, A. M.) .. nur bestätigt sehen.“ Ebenso gilt es, bei Informationen, die von der ukrainischen Führung geliefert werden, immer zu überprüfen, ob sie zutreffen oder ob ein bestimmter Zweck damit verfolgt wird. Man denke etwa an die Information, dass die russischen Truppen ein Atomkraftwerk, das sie seit dem März besetzt halten, selber beschießen.

(Quelle: F.A.S., faz.net 19.11.2022)

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