Ende einer Karriere

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Foto: Pixabay

Die „schwäbische Hausfrau“ dominierte die Politik. Nun wurde sie beerdigt – ausgerechnet von ihrer Erfinderin. Ein Nachruf von Pepe Egger in „der Freitag

Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Abschied zu nehmen von einer Zeitgenossin, die uns merkwürdig vertraut war: die uns begleitet hat in den letzten Jahren, mit der wir gerechnet und gerungen haben, obwohl niemand sie je persönlich angetroffen hat. Es ist Zeit, Abschied zu nehmen von der schwäbischen Hausfrau. Plötzlich und unerwartet hat sie uns verlassen. Gestern noch erfreute sie sich bester Gesundheit und strotzte vor symbolischer Kraft. Heute ist sie nicht mehr.

Dass hier ein Nachruf auf die schwäbische Hausfrau steht, zeugt von ihrer beispiellosen Karriere als Denkfigur und von ihrem Erfolg als diskursiver Macht. „Man kann nicht auf Dauer über seine Verhältnisse leben“, so hatte Angela Merkel 2008 die Logik der schwäbischen Hausfrau auf den Punkt gebracht. Schulden sind schlecht, sich zu verschulden ein Übel, kein Dauer- und schon gar kein Normalzustand. Rote Zahlen zu schreiben, das ist Anzeichen für Schwäche und mangelnde Leistungsfähigkeit und dafür, dass nicht gut gewirtschaftet wird.

Wenige Wochen einer globalen Pandemie mit verheerenden wirtschaftlichen Folgen genügten, um das komplette Gegenteil als Gebot der Stunde festzusetzen: Wer jetzt spart, handelt verantwortungslos; wer jetzt nicht Schuldenberge aufhäuft, verspielt die Zukunft. Weiter

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