Der Wirtschaftskrieg trifft die EU härter als die anderen entwickelten Staaten.

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Wie kriegen wir raus, wie die wirtschaftliche Lage sich auf uns auswirken wird. Was wir wahrnehmen sind nicht so volle Läden in der Vorweihnachtszeit, wie wir es gewohnt sind, zurückgehende Einkäufe in den Bäckereien usw. Familien, die noch nicht heizen, weil sie Angst haben vor der nächsten Rechnung. Aber all das sind nur subjektive Eindrücke, die nicht allgemein stimmen müssen und schon gar nichts darüber sagen wie es werden wird. Die Wohlhabenderen merken subjektiv noch sehr wenig. Wer Geld hat versucht, soweit es sinnvoll ist, dieses wegen der Inflation in seinem Haus einzusetzen. Viele Handwerksbetriebe sind gut beschäftigt, sofern sie die benötigten Waren einkaufen können. Da gibt es z.B. den Dachdecker, der das georderte Dach nicht ausführen kann, da das bestellte Material nicht geliefert wird.

Die Hauptmedien geben uns keinen ausreichend sachlichen Überblick, sondern drucken bzw. senden nur das, was sie für politisch opportun halten.

Die wirtschaftlichen Prozesse, die wir nicht beeinflussen können, finden im großem internationalem Rahmen statt. Ich werde versuchen mit relativ wenigen Zahlen einen Überblick über die Lage zu geben. Unten habe ich dazu eine Tabelle aus CashKurs eingefügt, die einige der wichtigsten Daten aufzeigt.

Fangen wir mit der Inflation (Verbraucherpreisindex (CPI)) an. Die höchste Inflation, von den dargestellten Ländern, hat Russland mit 12,6%. Ursache ist vermutlich die ausbleibende Belieferung aus den westlichen europäischen Ländern und die Umstellung der einheimischen Produktion auf den Vorrang von Waffen. Die zweit höchste Inflation hat die Eurozone mit 10%. Hier liegt der Ausgangspunkt bei den immer höheren Energiepreisen mit seinen vielfältigen Folgen.

Bei den Verbraucherpreisen halten sich besonders gut China (1,6%), Taiwan, Japan und Vietnam (3,9%). Wir können also sehen, das diese Entwicklung keineswegs weltweit einheitlich ist.

Extrem unterschiedlich ist die Entwicklung beim (Erzeugerpreisindex (PPI)). Da der Erzeugerpreisindex über kurz oder lang auf dem Verbraucherpreisindex niederschlägt, zeigt er für die Verbraucher in die Zukunft. Der Erzeugerpreisindex für die Eurozone liegt mit 30,8% dramatisch hoch und verspricht nichts Gutes für das Jahr 2023. Wenn man die Tabelle anguckt, sieht man, das sich die Eurozone damit von allen anderen dargestellten Ländern krass abhebt. Ausgerechnet China und Russland stehen hier mit -1,3% (Deflation) und 0,8% sehr gut da.

Bei der Handelsbilanz sind die guten Zeiten der EU auch vorbei. Bei den USA ist sie schon lange schlecht.

Wenn man sich die Tabelle ansieht, kann man feststellen, dass von den dargestellten Ländern die Eurozone die mit Abstand größten Lasten des Wirtschaftskrieges trägt.

Wenn unsere Politiker unsere Interessen vertreten würden, würden sie bei den Sanktionen völlig umschwenken. (Siehe hierzu auch den Artikel von Andreas Matthies)

Land ______CPI(J)___PPI (J)_____Handelsbilanz ____ Devisenreserven______Staatsverschuld.

Eurozone__10,0%___30,8%_____-37,7 Mrd.EUR ____ 1.111 Mrd. USD_______ 93% des BIP

USA_______7,7%_____8,0%_____ -78,2 Mrd.USD____ 716 Mrd. USD________ 122% des BIP

China______1,6%_____-1,3%____+85,2 Mrd.USD____ 3.052 Mrd. USD_______76,9% des BIP

Taiwan_____2,4%_____12,9%____+4,9 Mrd.USD_____ 541 Mrd. USD________26,4% des BIP

Indien______7,4%_____10,7%____-26,72Mrd.USD____533 Mrd. USD________83,4% des BIP

Japan______3,7%______9,7%____-17,5 Mrd.USD____1.238 Mrd. USD_______263,9% des BIP

Indonesien__5,95%____6,0%____+5,0 Mrd.USD_____118 Mrd. USD_________40,9% des BIP

Vietnam____3,90%____5,1%____+1,14Mrd.USD_____101 Mrd. USD_________39,1% des BIP

Thailand____6,4%_____10,5%___-4,21 Mrd.USD_____199 Mrd. USD_________61,5% des BIP

Südkorea__5,6%______8,0%_____-3,78 Mrd.USD_____417 Mrd. USD_______54,1% des BIP

Russland__12,6%_____0,8%_________n.a__________ 567 Mrd. USD________16,2% des BIP

Verbraucherpreisindex (CPI) Erzeugerpreisindex (PPI) Quelle Folker Hellmeyer CashKurs 9.12.22

Aber genau das Gegenteil geschieht: Die G7-Staaten haben einen Höchstpreis für russisches Öl beschlossen. Das klingt nach Preissenkung, ist es aber nicht. Russland wird die Staaten, die sich an diesen neuen Sanktionen der G7 beteiligen, nicht mehr beliefern. Vorläufig haben sich die Öllieferungen Russlands verringert. Dies bedeutet eine Verringerung des auf dem Markt befindlichen Öls und kann zu Preisverschärfungen auf dem Ölmarkt führen. Das können wir als EU überhaupt nicht gebrauchen.

Die Spekulanten sind in Goldgräberstimmung. Die Spekulanten und auch einige Staaten (insbesondere Russland) haben abgeschriebene Öltanker, die früher verschrottet wurden, eingekauft. Denn die Wege für das Öl werden länger werden. Russland wird das Öl noch mehr an Indien, China, Saudi-Arabien (!) und andere Staaten verkaufen, die sich nicht an den Sanktionen beteiligen. Dann kann die EU dort das Öl zu Höchstpreisen einkaufen. Da jetzt viel längere Wege bis zum Endkunden notwendig sind, werden die alten Schiffe nicht mehr verschrottet. Länder mit wenig Geld werden große Energieprobleme bekommen.

Wie können eigentlich die westlichen Staaten die Belieferung von Russland an andere Staaten schwer machen oder verhindern?

Die Versicherungswirtschaft ist weitgehend in den Händen der westlichen Staaten. Diese werden Schiffe nicht versichern, die sich nicht an den Vorgaben der G7-Staaten halten. Schiffe ohne Versicherung dürfen viele Wasserstraßen und Häfen nicht befahren. Wir können vermuten, das Russland, Indien und China schon dabei sind eine eigene Versicherungswirtschaft aufzubauen. Das wäre nicht zum Vorteil der deutschen Versicherungswirtschaft.

Wird Russland sein Erdöl an Gold koppeln?

Denkbar ist eine Kopplung des Ölpreises durch Russland an Gold. Der von den G7 festgelegte Preis von 60 Dollar für ein Fass Rohöl entspricht einem Gramm Gold. Würde Russland sein Öl für einen Gramm Gold je Fass verkaufen, würde Gold im Wert steigen und der Dollar im Wert sinken. Russlands große Goldreserven würden im Wert steigen. (Diese Überlegungen wurden von Zoltan Pozsar, Kapitalmarktstratege der Credit Suisse Group, kürzlich veröffentlicht. Zu lesen in CashKurs 10.Dez. 2022) Amerikas Ex-Finanzminister Steven Mnuchin konnte sich nicht verkneifen, den jüngst durch die G7-Staaten verabschiedeten Preisdeckel für russisches Erdöl als „grotesk und das Lächerlichste, was ich jemals gehört habe“ zu bezeichnen.

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