Das Braunschweiger Projekt zur Wildpflanzenvernichtung und die Boreksche Schenkung

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Darf die Natur sich diese Nischen erobern oder soll - wegen des geordneten Bildes des öffentlichen Raums - das unter allen Umständen unterbunden werden? Bild von Antonio Lorenzana Bermejo auf Pixabay

Ein Kommentar der Gruppe „Direkte Demokraten“ im Rat der Stadt Braunschweig

In Braunschweig gibt es die Redewendung der „Borekschen Schenkung“, gemeint ist damit: ein Geschenk, für das man anschließend teuer bezahlen muss. Der Hintergrund dieser Redewendung ist das Geschäftsmodell der Familie Borek, bei dem die erste Lieferung von Briefmarken oder Münzen günstig ist, bei den Folgelieferungen im Abo-Modell zahlt man dann jedoch weit überhöhte Preise.

Eine solche Boreksche Schenkung gab es auch im letzten Umweltausschuss am 1. Dezember mit dem Titel: „Finanzielle Unterstützung des städtischen Wildkrautprojektes 2024 durch die Richard Borek Stiftung“ (siehe hier). Das klingt erst einmal gut, denn wer möchte nicht ein städtisches Wildkrautprojekt unterstützen? In der Praxis sieht es jedoch nicht so rosig aus: Die Richard Borek-Stiftung spendet 38 Tausend Euro, um zwei Reinigungswarte zu bezahlen, die Wildpflanzen herausrupfen, damit u.a. das „geordnete Bild des öffentlichen Raumes“ gewährleistet ist. Und die Stadt gibt 2500 Euro Sachkosten dazu.

Als Gruppe „Direkte Demokraten“ haben wir mehrere Kritikpunkte:

1) Der Titel der Verwaltungsvorlage ist grob irreführend, denn es handelt sich um kein ökologisch sinnvolles „Wildkrautprojekt“, sondern um ein unzeitgemäßes „Wildpflanzenvernichtungsprojekt“. Bei einer korrekt betitelten Vorlage hätten die Grünen dieser vermutlich nicht zugestimmt.

2) Die Vorlage wurde am Mittwoch, dem 29. November, von der Verwaltung eingereicht, also erst zwei Tage vor der Sitzung des Umweltausschusses. Der Verwaltung ist bekannt, dass die Fraktionssitzungen am Montag stattfinden, eine Diskussion innerhalb der Fraktionen wurde somit verunmöglicht. Zusätzlich dazu war die Sitzung des Umweltausschusses sehr lang, die Vorlagen hatten einen Umfang von 240 Din-A4-Seiten. Es drängt sich hier der Eindruck auf, dass die Vorlage von der Verwaltung durchgedrückt werden sollte.

3) Braunschweig ist bekanntlich Wildbienenhauptstadt und in der Touristeninfo wird eine Wildbienenmischung verkauft. Kindern kann man nur schwer erklären, warum sie im Frühling Kornblumen, Färberkamillen, Natternköpfe und Stiefmütterchen für die Bienchen und Hummeln aussähen, damit diese dann zwei Monate später wieder von Mitarbeitern der Richard-Borek-Stiftung herausgerupft werden.

4) Es gibt in Braunschweig viele Umweltpädagogen, die bei Stadtführungen den ökologischen Nutzen und die Heilwirkungen von Wildkräutern aufzeigen. Diese bemühen sich seit Jahren darum, die Akzeptanz von Wildpflanzen im öffentlichen Raum zu erhöhen. Mit den 40 500 Euro aus dem „Wildpflanzenvernichtungsprojekt“ hätten diese viele sinnvolle Aktionen durchführen können.

Uns bleibt daher nur zu hoffen, dass die Stadt bei Schenkungen zukünftig genauer hinschaut, ob diese auch den ökologischen und umweltpädagogischen Zielen der Stadt entsprechen und welche finanziellen und sozialen Folgekosten das „Geschenk“ hat. Beim Wildpflanzenvernichtungsprojekt ist selbst geschenkt zu teuer.

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