Corona-Krise und das Gesundheitswesen

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Screenshot vom Film "Der m,arktgerechte Mensch"

Ist ein neoliberal umgestaltetes Gesundheitswesen in der Lage, mit einer Pandemie fertig zu werden?

Eine Pandemie bringt jedes Gesundheitssystem, sei es auch noch so gut auf den Katastrophenfall eingestellt, an seine Grenzen. Wie weit diese Grenzen im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung gesteckt sein sollten, wird auf der Grundlage des Films „Der markgerechte Patient“ diskutiert. Diskutiert werden muss auch, ob ein neoliberales Wirtschaftssystem langfristige gesamtgesellschaftliche Krisenplanung im Gesundheitssystem überhaupt im Blick haben kann. Das soll in der Videokonferenz diskutiert werden.

Eigentlich wollte „aufstehen“ Wolfenbüttel-Nordharz am 27 4.2020 in der Vita-Villa in Wolfenbüttel den Film „Der markgerechte Patient“ zeigen und mit Experten diskutieren. Dieser Dokumentarfilm zeigt in dramatischer Deutlichkeit die Folgen der Unterwerfung des Gesundheitswesens unter die Gesetze des freien Marktes für die Bevölkerung. Schon 2018, das zeigt dieser Film, waren die Überlastung im Krankenpflegebereich nach einem rigorosen Stellenabbau, die Stilllegung oder Schließung von unrentablen medizinischen Spezialbereichen und die Ausdünnung von Krankenhäusern, was vielerorts eine gemeindenahe, möglichst umfassende stationäre Versorgung unmöglich machte, nicht zu übersehen. Der Film zeigt für das Jahr 2018 das Bild eines in vielen Bereichen mangelhaftes und überfordertes Gesundheitswesen.

Die Einschränkungen infolge der Corona-Krise hat die Aufführung des Films in der Vita-Villa unmöglich gemacht. Das ist besonders deshalb zu bedauern, weil der Film durch die Corona-Krise an Aktualität gewonnen hat. Deshalb haben wir uns entschlossen, den Film über das Internet zugänglich zu machen und ihn dann in einer Video-Konferenz mit Experten zu diskutieren.

Die Corona-Krise offenbart Schwächen im Gesundheitssystem. Diese betreffen den stationären Bereich, aber auch den öffentlichen Gesundheitsdienst, also die Gesundheitsämter. Die Politik verweist immer auf die Kapazitätsgrenzen dieser beiden Bereiche, um die von ihnen verordneten Einschränkungen der Bürgerrechte zu rechtfertigen. Der Film „Der marktgerechte Patient“ zeigt schon für das Jahr 2018 eine Überlastung der Krankenhäuser. Wie wirkt sich das auf das Krisenmanagement aus?

Es ist unbestritten, dass das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich gut abschneidet. In den Medien wird dementsprechend auch verbreitet, dass das deutsche Gesundheitswesen vorzüglich auf Krisen vorbereitet sei. Im Widerspruch hierzu stehen dann allerdings Berichte in Zeitungen und im Fernsehen über Wiederbelebung stillgelegter Intensivstationen, für deren Betrieb aber das Fachpersonal fehlt. Oder über Ersatzkrankenhäuser, die im Eiltempo geschaffen werden müssen. Oder über ein völlig überfordertes Krankenhauspersonal. Oder über die hektische globale Suche nach Schutzmasken und Schutzbekleidung. Oder über überlastete Gesundheitsämter.

Das alles widerspricht der Behauptung, dass Deutschland gut auf diese Katastrophe vorbereitet gewesen sei. Ein Krankenhauspersonal, das schon in normalen Zeiten am Limit arbeiten muss, wird in Katastrophenzeiten keine Reserven mehr haben, die aber im Katastrophenfall gebraucht werden. Und wenn diesem Personal nicht einmal Atemschutzmasken und Schutzbekleidung in den notwendigen Mengen zur Verfügung gestellt werden kann, kann man nicht behaupten, dass Deutschland für die Herausforderungen einer Pandemie gewappnet war. Es stellt sich die Frage, wie das kommt, denn Erfahrungen über die besonderen Herausforderungen, die Pandemien mit sich bringen, lagen ja vor.

Als Expertin/Experte zugesagt haben: Dr. Nadja Rakowitz, Medizinsoziologin, Geschäftsführerin des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte, engagiert im Bündnis Krankenhaus statt Fabrik, Silvia Habekost, Krankenpflegerin, aktiv in der ver.di-Betriebsgruppe bei Vivantes in Berlin und Teil des Berliner Bündnisses für mehr Personal im Krankenhaus, Sebastian Wertmüller, ver.di, Geschäftsführer Süd-Ost-Niedersachsen und Victor Perli, ,MdB DieLinke,

Der Film „Der markgerechte Patient“ wird am 27.5.2010 ab 15:00 für 24 Stunden im Internet freigeschaltet. Die Videokonferenz findet am 28.5.2020 ab 18:00 statt.

Die Teilnahme ist kostenlos, erfordert aber eine Anmeldung über die E-Mail-Adresse cgaedt@t-online.de. Nach der Anmeldung werden die notwendigen Links für den Film und für die Videokonferenz zugeschickt.

Die Veranstaltung wird von der „aufstehen“-Gruppe Wolfenbüttel-Nordharz in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen und mit ver.di Süd-Ost-Niedersachsen organisiert

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