„Auch in Deutschland werden täglich die Kriegstrommeln gerührt…“ Klare Worte von General Kujat

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General Kujat Foto: Wikipedia

Der Chef der deutschen Marine, Schönbach, hat in Indien einige Äußerungen gemacht, die jetzt zu seiner Entlassung geführt haben. Nahezu einhellig wird er dafür in den meisten deutschen Medien wie von deutschen Politikern verurteilt, ohne dabei näher auf den Inhalt einzugehen. Einer allerdings tritt dem entschieden entgegen: kein Geringerer als der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat, der von 2002 bis 2005 auch Vorsitzender des Militärausschusses der NATO war.

Im Interview mit der Tagesschau (23.1.2022) weist Kujat darauf hin, dass Schönbachs Äußerungen zwar in der Form kritisierbar seien, aber im Kern mit der Position „unseres engsten Verbündeten“, der USA, übereinstimmten. Dass die Krim „nicht zurückkommen“ werde, sei – unabhängig von der völkerrechtlichen Beurteilung – allgemeine Überzeugung, auch in der NATO. Da Schönbach auch nicht gegen das Soldatengesetz verstoßen habe, hätte er, Kujat, sich vor ihn gestellt, wenn er noch Generalinspekteur wäre, und seine Entlassung mit allen Mitteln zu verhindern versucht.

Zum aktuellen Konflikt zwischen Russland und der NATO vertritt Kujat die Auffassung, dass es unser Interesse sei, zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen, zu deeskalieren und auch zu einer Entspannung zu kommen mit Russland, wobei natürlich die Sicherheitsinteressen der Ukraine zu berücksichtigen seien. (Die teilweise rüden Äußerungen ukrainischer Vertreter, die kritisieren, dass die Bundesregierung der Ukraine keine Waffen zukommen lassen will, nennt Kujat „unangemessen und widerwärtig“.)

Dem gegenüber beklagt er die gegenwärtige aufgeheizte Situation, in der „auch in Deutschland täglich die Kriegstrommeln gerührt“ würden. Er habe manchmal den „Eindruck, dass die Menschen überhaupt nicht mehr verstehen, was so ein Krieg bedeutet.“ Und, wohl an Politik wie an Medien gerichtet, schließt er mit dem indirekten Appell:

„Es kann nicht sein, dass wir immer nur von Krieg reden und nicht davon,

wie ein Krieg verhindert werden kann.“

Für die abendliche Tagesschau, die ungleich mehr Menschen sehen als die am Mittag, schien es wohl für die Journalisten nicht mehr opportun.

Das 7 minütige Interview mit General Kujat ist sehenswert. (siehe Tagesschau.de)

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