Bürger:innen besetzen Autobahnen und fordern Essen-Retten-Gesetz

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Von „Letzte Generation“

Berlin, 24.01.2022 – Dutzende Bürgerinnen und Bürger blockieren seit heute Morgen mit Sitzblockaden in Berlin die Auffahrten der Autobahn A103 bei Rathaus Steglitz und in Pankow die A114. Sie fordern von der Bundesregierung ein Essen-Retten-Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung im Nahrungsmittelsektor sowie die Umsetzung von Maßnahmen für eine zukunftstaugliche Agrarwende bis 2030.

Carla Hinrichs, Pressesprecherin von “Essen Retten – Leben Retten” sagt dazu: “In Deutschland sind 1,6 Millionen Menschen auf die Tafeln angewiesen für ihre Lebensmittel. Und gleichzeitig werden 30% aller Lebensmittel hierzulande weggeworfen. Das ist kompletter Irrsinn! Und mit dem Klimawandel werden Lebensmittel die nächsten Jahre noch knapper werden. Wir sehen uns deswegen gezwungen, die Bundesregierung an ihre Verantwortung zu erinnern.”

Das Essen-Retten-Gesetz soll große Supermärkte verpflichten, noch genießbares Essen zur Verfügung zu stellen und somit gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen.

“Wir werden solange hier sitzen, bis die Regierung ihre Pflicht erfüllt und mit dem Essen-Retten-Gesetz unser Leben schützt”, bringt es Sonja Manderbach, eine der Teilnehmenden an der Blockade, auf den Punkt.

Den Aktionen vorausgegangen war der “Hungerstreik der letzten Generation” im Sommer 2021 im Regierungsviertel in Berlin. Hierbei erwirkten Henning Jeschke und Lea Bonasera mit einem Hungerstreik ein Gespräch mit Kanzler Olaf Scholz, das im Dezember 2021 stattfand und in dem sie ihre Forderung eines Essen-Retten-Gesetzes als Teil einer Antwort auf die Klimakrise erstmals vortrugen.

“Seit unser Forderungen Anfang Dezember ist nichts passiert. Bisher hören wir immer nur, dass es ein wichtiges Thema sei – aber wir brauchen das Essen-Retten-Gesetz JETZT. Wann beginnt die Regierung, ihren Job zu machen?
Wann behandelt sie den Klima-Notfall als Notfall? Wann rettet sie unser Essen? Unsere Zukunft?” so Lea Bonasera.
“Seither hat uns viel Zuspruch erreicht, auch aus der Regierung – beispielsweise von Ernährungsminister Cem Özdemir oder auch von der Parteispitze der Grünen. Aber schöne Worte reichen nicht – jetzt braucht es Handlungen!” fährt sie fort.

Die letzten Monate fanden in dem Zusammenhang deutschlandweit immer wieder Aktionen statt, in denen Bürger:innen öffentlich – und rechtswidrig – bei Supermärkten “containerten” und die geretteten Lebensmittel verschenkten; so unter anderem Jesuitenpater Jörg Alt im Dezember in Nürnberg. Zahlreiche Politiker:innen solidarisierten sich bereits mit den Aktionen.

Die Aktion “Essen Retten – Leben Retten” fordert die Bundesregierung dazu auf, den beiden Forderungen nach einem sofortigen Essen-Retten-Gesetz und einer Agrarwende bis 2030 nachzukommen. Diese sind effektive und gesellschaftlich mehrheitlich akzeptierte Schritte zur Nahrungsmittelsicherung und zur effektiven Reduktion der Treibhausgasemissionen Deutschlands im Zuge des Kampfs gegen die globale Erwärmung.

Sprecher:innen von Essen Retten – Leben Retten kündigten an, man werde die Aktionen so lange fortführen, bis von der Bundesregierung das Essen-Retten-Gesetz angegangen werde.

Update 24.1. 12:30 Uhr: Weitere Autobahn-Blockaden von Essen Retten – Leben Retten

Nachdem heute morgen Bürgerinnen und Bürger von Essen Retten – Leben Retten Autobahnen an zwei Stellen in Berlin lahmlegten, kommt es nun zur Mittagszeit zu einer weiteren Störung.
 
Die Bürger:innen, die heute morgen bereits die Autobahn A114 in Pankow blockierten, setzen ihre Straßenblockaden im Berliner Norden jetzt fort. Sie erklärten sich bereit, so lange weiterzumachen, bis sie von der Polizei in Gewahrsam genommen würden.

Auf die Frage hin, ob sie sich denn keine Sorgen mache, antwortet eine junge Frau auf der Straße:
“Doch! Ich möchte nicht in Gefängnis kommen! Aber noch größere Sorgen mache ich mir darüber, dass in Deutschland das Essen ausgeht wenn die Regierung nicht handelt. Wir brauchen sofort ein Essen-Retten-Gesetz und eine Agrarwende!”

Bei ihrer Blockade der Auffahrten der Autobahn A103 bei Rathaus Steglitz im Berliner Süden wurden heute morgen ein Dutzend Menschen von Essen Retten – Leben Retten durch die Polizei von der Straße gezogen und festgenommen.

“Das zeigt, dass wir an den richtigen Stellen blockieren. Wir werden solange weitermachen, bis die Bundesregierung die Ernährung unserer Bevölkerung sicherstellt – bis es ein Essen-Retten-Gesetz gibt!”, sagt Carla Hinrichs, Pressesprecherin vor Ort.  

Die Bürgerinnen und Bürger von Essen Retten – Leben Retten sind entschlossen, trotz der Verhaftungen weiter zu machen.  

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