bis zum 16. März 2025 im Herzog Anton Ulrich Museum
Es ist so phantastisch, in dieser Ausstellung all die aufregenden Wasser-Wirklichkeiten aus so vielen Jahrhunderten zu entdecken.
Die Graphische Sammlung im HAUM ist eine wahre Wunderkammer der Kunst und es ist toll, deren Schätze jetzt in dieser themenbezogen Auswahl zu bestaunen, zusammen mit Werken der Malerei, der Angewandten – und der Klangkunst.
Kunst ist voll gespeicherter Informationen, Daten, Fakten und erzählt uns in anderen Zusammenhängen auch immer andere Geschichten und Geschichte.
Manches ist sinnlich, kontemplativ, emotional, wie die beiden historischen Holzschnitte “Flussforellen” und “Tal bei Regen” von Utagawa Hiroshige, dessen Werk auch die Malerei des Impressionismus beeinflusst hat oder Ernst Ludwig Kirchners Badende (1912) oder die monumentale, unter extremen Bedingungen in der Mojave-Wüste entstandene, zeitgenössische Papierarbeit “alerts-Warnungen” von Nadine Fecht (die auch vielfältig mit der HBK verbunden ist). Die originelle Intervention von Klangkünstler Ulrich Eller – dessen weitere Werke direkt im Nachbarsaal gezeigt werden – macht das Wasser sogar hörbar.
Dann sind da Sensationsdarstellungen, wie der gestrandete Pottwal auf dem Kupferstich von Jacob Matham (1598). Hunderte von neugierigen oder besser vielleicht sensationsgierigen Menschen, viele in ihrem Sonntagsstaat, sind da zu sehen, die das gigantische Tier betrachten, darauf herumklettern, ausmessen, den Walpenis bestaunen oder schon anfangen haben, den Körper zu zerlegen oder den Waltran aufzufangen.
Lustig und laut ist es im “Kinderbad” von Israhel van Meckenem (ca. 1480), wo ausgelassen herumgetollt wird und man meint, den fröhlichen Kinderlärm zu hören. Aber warum ist wohl das Banner oben im Bild leer? Vielleicht, weil Kinder damals als Unfertig galten, also noch nichts Wichtiges über sie zu schreiben war?
Es ist so spannend, durch Kunst mittendrin zu sein in den Wirklichkeiten des Wassers, mittendrin im wellengepeitschen Meer, in Regenschauern und Überflutungen, auf Kanälen in Venedig und Amsterdam oder in Alfred Kubins Lithographie “Jäger und Fischer” (1928) das heraufziehende Gewitterunheil an einem Seeufer zu beobachten, Rembrandts Radierung “Die Badenden” (1651) oder Albrecht Dürers detailfreudiges “Männerbad” (1510) anzuschauen.
Geführt wird Besucher:in durch diese unbedingt besuchenswerte Ausstellung durch Kapitel wie: Wassergestalten/Wasser gestalten / Mit allen Wassern gewaschen / Leben im Wasser / Leben vom Wasser….
Kurator Prof Dr. Thomas Döring: “Ziel unserer Ausstellung ist es, die Betrachtenden in einen Flow zu versetzen: sie sinnlich eintauchen zu lassen in die hinreißenden Bilder und Klänge des Wassers…”