Stoppt den Klimahammer made in Braunschweig

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Hauptgebäude Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Foto von TeWeBs auf Wikipedia

Von BIBS-Plenum

Zu den Plänen der Reiseunternehmen TUI und „der Schmidt“, am Reformationstag aus Anlass einer Flugzeugtaufe mit 200 Menschen von Braunschweig nach Neapel und wieder zurück zu fliegen, erklärt die BIBS:

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein …? Stoppt den Klimahammer made in Braunschweig

Null Bürokratie, keine lästigen Genehmigungen nötig, spottbilliges Flugbenzin – halb so teuer wie Super – Klimazerstörung kann so einfach sein.

Und wieder mittendrin: der Flughafen Braunschweig.

Die Profiteure sind diesmal nicht VW und Porsche, sondern „der Schmidt“ – „Urlaub mit Herz“ (Eigenwerbung), aber wohl ohne Rücksicht auf das Klima, und der Reisekonzern TUI.

Doppelwumms: TUI und Schmidt.

Jetzt hat sich „der Schmidt“ einen ganz besonderen Clou ausgedacht. Zur Taufe einer Boeing 737-8 des Flugpartners TUI auf den Namen „Neapel“ geht es mit dieser Maschine von Braunschweig nach Neapel und wieder zurück. Dafür kommt sie leer aus Hannover und fliegt abends auch wieder leer zurück – so viel Service muss sein. Abflug in Braunschweig 8:00, zurück um 20:50 – an einem einzigen Tag.

Dieses besondere Vergnügen ist für schlappe 499 € obendrein ein wahres Schnäppchen und „ein ganz besonderes Erlebnis“, wie Schmidt den Event bewirbt. Bei einer Gesamtflugzeit von insgesamt 4:30 Stunden summiert sich der Verbrauch auf ca. 9 -10 Tsd. Liter Kerosin (konservativ geschätzt). Beim Verbrennen entstehen ca. 28.000 kg CO2 des Treibhausgases – die Leerflüge Han-BS-Han kommen noch dazu. Der Reisekonzern TUI fördert offenbar auch gern umweltzerstörende Spritztouren seiner Ferienflieger. Das hindert ihn nicht daran, sich als „als klimaeffizienteste Fluggesellschaft Deutschlands“ zu feiern. Ernsthaft? Ein Reiseunternehmen aus der Region und ein Touristik-Weltkonzern haben anscheinend von „Klimakatastrophe“ noch nie etwas gehört oder erwecken jedenfalls hier diesen Eindruck. Für „exklusiv, ein ganz besonderes Erlebnis“ steuern sie selbst aus lauter Jux und Tollerei mal eben an einem Tag 28 Tonnen Treibhausgas bei.

200 Menschen aus Braunschweig sind begeisterte „Taufpaten“ und dürfen damit die drohende Klimakatastrophe auch noch ein Stück weit mitfinanzieren.

Mit im Boot – die Stadt Braunschweig

Direkt und indirekt dabei ist auch die Stadt Braunschweig. Entsprechend ihrem Anteil am Flughafen, immerhin 42,6%, gleicht sie dessen jährliches Defizit aus. Damit steuert sie rechnerisch pro Fluggast einen vierstelligen Eurobetrag (für den 31.10. sicherlich ungewollt) zum Gelingen bei.

Braunschweig als regionales Klimavorbild, wie die Stadtoberen gern betonen und ins kommunale „integrierte Klimaschutzkonzept 2.0“ (IKSK) schreiben? „Mit dem Beschluss einer Treibhausgasneutralität möglichst schon bis 2030, zählt Braunschweig europaweit zu den ambitioniertesten Kommunen vergleichbarer Größe. Um dieser Vorreiterrolle zu entsprechen, hatte sich die Stadt sogar für eine Teilnahme an der EU-Mission … beworben“ (Konzept 2.0, S. 29). Und wenige Zeilen später lesen wir die Überschrift: „Gekehrt wird vor der eigenen Haustür“.

Der Flughafen gehört wohl nicht dazu?!
Wir fragen: Gilt das noch, oder ist Papier eben geduldig?
Die BIBS erwartet daher von der Stadt Antwort auf folgende Fragen:

Welche Maßnahmen (Gespräche, etc.) wird die Stadt ergreifen, um im konkreten Fall die Unternehmen „der Schmidt“ und „TUI“ von ihrem Vorhaben am 31.10.23 abzubringen? – „Klimaschutzbekenntnis der Unternehmen fordern und fördern“ heißt es im IKSK 2.0 unter 6.2.

Was gedenkt die Stadt zu tun, um beim Regionalunternehmen Schmidt eine Umsetzung dieses Auftrags zu initiieren?

Wie nützt die Stadt ihren Einfluss im Aufsichtsrat bzw. gegenüber der Geschäftsführung, um klimagefährdende Spritztouren vom Flughafen BS-WOB künftig auszuschließen?

Wie wird sie Gesellschaften, an denen sie beteiligt ist, auch förmlich in das IKSK einbeziehen? Apropos „Forschungsflughafen“: an diesem Beispiel kann „erforscht“ werden, wieviel Umweltzerstörung wir in Braunschweig als Stadtgesellschaft bereit sind hinzunehmen und wie ernst es die städtische Vertretung mit der Klimaneutralität wirklich meint.

Was hier angekündigt wird, ist ein gefährlicher Unfug, mit dem Potenzial, per Spritztour das Überleben der Menschheit zu erschweren. „Einzigartig“ und „exklusiv“ ist hier allenfalls die Dreistigkeit des Vorgehens, so die Auffassung der BIBS.

Daher gilt: Stoppt den Klimahammer made in Braunschweig!

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