Offener Brief an Kanzler Olaf Scholz in Diskussion

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Die Meinungsfronten im Krieg in der Ukraine werden deutlicher und heftiger. Etwa 45 % der BürgerInnen stellen sich deutlich an die Seite der Ukraine und US-Amerikas und befürworten „schwere Waffen“. 45% sehen die Kriegschuld dagegen nicht ausschließlich bei Putin und wollen die Ukraine nicht mit „schweren Waffen“ beliefern und wollen eine rasche Verhandlungslösung, auch zu ukrainischem Nachteil. In dieser Situation veröffentlichte Alice Schwarzer in Emma einen von Kulturschaffenden unterschriebenen offenen Brief an den Bundeskanzler (Der B-S berichtete).

Von den UnterzeichnerInnen des Briefes werden hier einige zu Wort kommen, damit sie begründen können, warum sie unterzeichnet haben. Es kommen aber auch die gegenteiligen Positionen zu Wort. Der Braunschweig-Spiegel veröffentlicht beide Positionen.

Die Gefahr, in einen Dritten Weltkrieg zu geraten sei real, sagte die Journalistin im Deutschlandfunk bevor sie Alice Schwarzer befragte. Dem DLF stand Schwarzer also für ein Interview zur Verfügung. Dem Brief in EMMA hält Klaus Hillenbrand von der TAZ seinen Kommentar entgegen.

Befragt wird auch der Sozialpsychologe Harald Welzer in der TAZ, denn auch er hat den Brief unterzeichnet, weil er die Eskalation des Mitteleinsatzes für problematisch hält und weil man Gewaltprozesse so nicht stoppen könne. (Interview)

In „Kulturzeit“, ein Magazin der ARD, wird ein Gespräch mit der Philosophin und Journalistin Svenja Flasspöhler, (im Kulturzeitbeitrag ab Minute 8:15) geführt, die den Emma-Brief auch unterzeichnet hat, wie inzwischen schon 200.000 BürgerInnen bei change.org.

Im Sturm den Friedenskurs halten“ will der IPNNW in Hamburg. „Selbstkritisch stellen wir fest: Als Teil der Friedensbewegung haben wir uns nicht naiv in die Irre leiten lassen mit unseren Anliegen. Aber wir haben zu wenig Menschen mobilisieren können und sind zu schwach geblieben, um die Chance für einen nachhaltigen Frieden zu erarbeiten und global durchzusetzen.“

Dem gegenüber sind die Medien voll mit einer Berichterstattung, die Putin in seine Grenzen verweisen will. Das ist verständlich, weil Putin die Ukraine überfallen hat, mit seiner Armee die Ukraine besetzen will und offensichtlich furchtbare Kriegsverbrechen in ihren besetzten Gebieten begeht. Die Zeitungen sind voll von detaillierten Berichten über Gräueltaten, die der russischen Armee angelastet werden.

Hier finden Sie Reaktionen zu dem Brief in EMMA:

Von Denis Trubetskoy, Kiew: Diese „Intellektuellen“ müssen den Verstand verloren haben.

Ukrainer in Deutschland „erschüttert und entsetzt“ über Schwarzer-Brief

„Das ist Täter-Opfer-Umkehr in Reinkultur“

„Der „Emma“-Appell: Stimmen gegen den offenen Brief“

Wladimir Klitschko: „»Wir werden uns wehren, bis der Aggressor nach Hause geht«

3 Kommentare

  1. Danke für diesen Artikel! Einleitungstext und angefügte Links können ausgewogener nicht sein.

    Ich gehöre zu den 45% der BürgerInnen, die sich angesichts des durch nichts zu rechtfertigenden Angriffskriegs des Putin-Regimes deutlich an die Seite der Ukraine stellen und die Lieferung schwerer Waffen befürworten.

    Deshalb freut es mich besonders, dass im Braunschweig-Spiegel anlässlich der Diskussion um den „Offenen Brief“ nun erstmals auch eine größere Zahl von Artikeln verlinkt wurde, in denen diese Position direkt oder indirekt mit überzeugenden Argumenten verteidigt wird.

    Ich bin auf Leserkommentare der Gegenseite gespannt!

  2. wie gesagt, den Überfallenen und Geschundeten müssen wir zur Seite stehen …

    hier eine passende Antwort in Form eines anderen Briefes …
    https://www.change.org/p/die-sache-der-ukraine-ist-auch-unsere-sache?utm_source=share_petition&utm_medium=custom_url&recruited_by_id=835568b0-caa5-11ec-a137-77c2dc6ca625

    Wie bereits von mir erinnert, hatte die Ukraine 1994 für die Abgabe der von der Sowjetunion „geerbten“ Atomwaffen internationale Sicherheitsgarantien u.a. auch von Russland erhalten.
    siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Budapester_Memorandum

    Mit den Atomwaffen jetzt der Ukraine zu drohen ist ein weiterer perfider, unerträglicher Baustein des Bruchs jeglichen Völker- und Menschenrechts.

    Deswegen:

    ++ Diesen Brief könnt Ihr unterschreiben ++

    denn er ist gut und beweist die Solidarität mit den Überfallenen, Geschundenen – aber Widerstand Leistenden …

    https://www.change.org/p/die-sache-der-ukraine-ist-auch-unsere-sache?utm_source=share_petition&utm_medium=custom_url&recruited_by_id=835568b0-caa5-11ec-a137-77c2dc6ca625

  3. Ich sehe das anders: Der Ukrainekrieg ist im Interesse der USA, die hoffen, dass er auf Europa begrenzt bleibt, und sie eskalieren ihn kräftig. Russland wurde provoziert, die Ukraine auch von uns seit 2014 aufgerüstet, und Selenskyj sagte im Februar 2022, er wolle Atomwaffen anschaffen und er plante, nach langem Artilleriebschuss die Ostprovinzen und die Krim endgültig anzugreifen, wobei er seine Verpflichtungen aus den Minskabkommen nicht einhielt. Wir werden als Bauern im Schachspiel der USA geopfert. Die SPD und die Partei der Grünen opfert ihre Ideale dem Krieg gegen alle wirklichen deutschen Interessen.

    Hier Genaueres in 42 Minuten von Michael Lüders https://www.youtube.com/watch?v=bFoFZUMUnsc , und schriftlich kurz von Oskar Lafontaine: https://www.nachdenkseiten.de/wp-content/uploads/2022/04/WEW_17_022_SCHOLZ.pdf und ausführlicher aus miltärischer Sicht von Oberst Jacques Baud: https://uncutnews.ch/die-militaerische-lage-in-der-ukraine/

    Herzliche Grüße, Helmut Käss
    Tulpenweg 11, 38108 Braunschweig, Tel: 0049 531 350513 Mobile: 0049 176 577 47 881, https://helmutkaess.de, http://www.ippnw.de

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