Von Gucci zu Greenpeace – Kleidertausch mit Herz in der KaufBar

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Von Dorothea „Dottie“ Lipinski

Während draußen Fast Fashion und Konsumrausch regieren, wird in der KaufBar Kleidung getauscht, gelacht und gemeinsam an einer nachhaltigeren Zukunft gestrickt.

Ich blicke in meinen Kleiderschrank. Viele schicke, teure Kleidungsstücke, einige noch mit Etikett. Noch nie getragen. Sie passen einfach nicht mehr – ich habe in letzter Zeit viel abgenommen. Kleinanzeigen? Fehlanzeige. Wahrscheinlich sind die Sachen zu elegant oder zu teuer. Kleidercontainer? Ich weiß leider nur zu gut, was mit den Spenden dort manchmal passiert, bevor sie offiziell abgeholt werden.

Aber heute ist alles anders. Heute findet eine Kleidertauschparty in der KaufBar statt – fünf Minuten zu Fuß von mir entfernt. Ich packe meine Klamotten, meine Kamera, meinen Notizblock – und los geht’s.

Bunt, laut, lebendig

Schon beim Betreten der KaufBar wird klar: Hier steppt der Bär. Bunte Stoffe, Stimmengewirr, Menschen zwischen Kleiderstangen. Ich weiß gar nicht, wohin zuerst. Also zur Theke. „Hi, ich bin Dottie und…“ – doch weiter komme ich gar nicht.

„Dottie! Braunschweig-Spiegel! Heike hat uns gesagt, du kommst heute. Wir haben schon auf dich gewartet – willkommen!“ Die Crew erkennt mich sofort an meiner Kamera. Zwei freundliche Frauen nehmen mich gleich in Empfang. „Antje erklärt dir alles“, sagt eine – und Antje ist schon zur Stelle.

Neben mir steht eine weitere Frau mit einer vollen Tasche – auch sie ist zum ersten Mal hier. Antje zeigt uns den Ablauf: Die Tische wurden an die Seiten gerückt. Man bringt seine Kleidung mit und sortiert sie selbst nach Kategorien – hier die Kleider, dort die T-Shirts, da die Hosen…

Ich beginne gerade, meine Sachen auszupacken, da greift schon jemand nach einer Business-Hose von mir. „Wow! Genau sowas brauche ich für die Arbeit! Welche Größe ist das?“ – „M“, sage ich. „Perfekt! Meine Größe!“ – ruft eine junge Frau glücklich. Die Hose hat also sofort ein neues Zuhause gefunden.

Community, Nachhaltigkeit und Second Chances

Der Raum füllt sich weiter. Immer mehr Menschen kommen mit Taschen voller Kleidung, trinken Limo, lachen, plaudern und gehen schließlich mit „neuen“ Lieblingsstücken nach Hause. „Wie viele Besucher kommen eigentlich zu so einer Tauschparty?“ frage ich Antje und Claudia. „Meistens um die hundert – aber nicht alle auf einmal!“, lachen sie.

Auch Männer sind dabei. Ich spreche mit einem, der mit seiner Partnerin gekommen ist. „Ich finde solche Aktionen total wichtig – für die Umwelt, für die Gemeinschaft. Sowas muss man einfach unterstützen“, sagt er, während er einen Hoodie anprobiert.

Als es einen Moment ruhiger wird, setze ich mich mit Claudia und Antje nach draußen. Sie erzählen mir die Geschichte der Kleidertauschparty: Seit über zehn Jahren gibt es sie, mit einer pandemiebedingten Pause 2020. Drei- bis viermal jährlich findet sie statt – mit wachsendem Erfolg. Die Gäste sind bunt gemischt: alle Altersgruppen, alle Nationalitäten, alle Stile.

„Manchmal bringen Leute sogar Outfits für K-Pop-Fans mit oder Gothic-Klamotten. Und dann sieht man daneben Babystrampler und Laufshirts. Für jeden ist was dabei.“ Besonders erinnert sich Antje an eine Pandemie-Edition mit Einbahnregelung: „Die Schlange hat sich damals schon vor der Tür gebildet – überall standen Leute und haben gewartet! Manche fast zwei Stunden lang!“, erinnert sie sich lachend.

Was passiert mit den übrigen Sachen?

„Die Kleidung, die heute keinen neuen Besitzer findet, geht an unseren Secondhand-Laden nebenan oder ans Sozialkaufhaus“, erklärt Claudia. „Was kaputt ist, wird recycelt.“ Alles nachhaltig, alles sinnvoll.

Wir gehen rüber zum Laden. Dort gibt es Kleidung, Bücher, Spiele, Küchenutensilien – alles sauber, ordentlich, liebevoll sortiert. „Viele Menschen können sich neue Dinge nicht leisten. Geflüchtete, Arbeitslose, alleinerziehende Mütter… aber es gibt auch Menschen, die bewusst nachhaltig leben wollen“, sagt Claudia. Ich nehme mir fest vor, bald noch mehr zu spenden.

Was ich mitnehme

Die Party läuft noch, als ich mich verabschiede. Fast alle meine Sachen haben neue Besitzer gefunden. Ich verlasse die KaufBar mit einer Jeans, einem Businesshemd, einem Funktionsshirt zum Joggen und einem kleinen Schwarzen. Und mit einem breiten Lächeln.

Save the Date: Black Friday – anders gedacht

Mein Tipp zum Schluss: Die nächste Kleidertauschparty kommt bestimmt – aber ganz besonders ist die Black Friday Edition. Während Konsumtempel mit Prozenten locken, feiern Greenpeace und die KaufBar das Gegenteil: ein Fest der Nachhaltigkeit. Kostenlos, fair, kreativ. Mit Workshops – zum Beispiel, wie man Waschmittel selbst herstellt – und Kaffee in guter Gesellschaft.

Kommt vorbei. Ich werde auf jeden Fall wieder da sein.

Kurz: Kleidertauschparty
Veranstalter: Greenpeace & DRK-KaufBar
Wo: DRK-KaufBar, Helmstedter Str. 135, 38102 Braunschweig

Fotos: (c) Dorothea „Dottie“ Lipinski / Helllove Photography
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