PAUL ELIASBERG: VERZAUBERTE RÄUME

0

im Städtischen Museum Braunschweig, Haus am Löwenwall

bis zum 5. Oktober 2025

Das ist eine wunderbare Ausstellung um überraschende visuelle Entdeckungen zu machen, um das Gleiten vom Konkreten ins Phantastische zu erleben, um die schöpferische Kraft eines bedeutenden Künstlers des 20. Jahrhunderts zu spüren, der sich sein Leben lang als Außenseiter fühlte.

Besucher*in wird in dieser Ausstellung Räume, Gebäude Landschaften, Strukturen neu entdecken, die sich in Licht auflösen, kann sich in schwebenden, irritierenden, seltsam verzauberten, doch nie idyllischen Perspektiven verlieren, sich in auflösende, farbige Strukturen hinein ziehen lassen. Und wird vielleicht sogar die eigenen Betrachtungsmuster hinterfragen.

Austellungskurator Dr. Lars Berg, Foto M. Brandes

Gotische Kathedralen, Architekturen, griechische Landschaftsräume, das sind die künstlerischen Lebensthemen von Paul Eliasberg, dem französischen Maler aus München.

Seine gotischen Kathedralen sind aber im Grunde keine Gebäude mehr, sondern szenische Ereignisse aus Pfeilern, Streben, Türmen, die sich in Licht und einen immateriellen Raum auflösen.

Für ihn ist Architektur nicht mehr Gegenstand, sondern wird immer intensiver Anlass der Darstellung.

Paul Eliasberg, Pindus, 1964, Aquarell, Städisches Museum BS, Schenkung Danielle Elisasberg, Paris, 2023 (c) Nachlass Paul Eliasberg, Paris Städtisches Museum BS, Foto: Dirk Scherer

Paul Eliasberg interessieren vor allem Strukturen und Stimmungen, aber wohl auch oft das Beklemmende in einer übermächtigen Architektur.

Paul Eliasberg 1982, Frankreich (c) Germanisches Nationalmuseum, Deutsches Kunstarchiv

Seine griechischen Landschaften sind wie Träume und Visionen in denen die Bildflächen zu unbegrenzbaren Räumen werden, Landschaften zu Spinnennetzen oder zu bunten, verwirrenden Farbmustern und Bäume zu düster absurden Traumgestalten mutieren, geheimnisvoll verbunden mit griechischen Sagenwelten.

Sein Werk lässt sich keiner der künstlerischen Strömungen der Nachkriegszeit zuordnen:

Diejenigen, die von mir die Verkündigung eines Programms oder einer Botschaft erwarten, werden enttäuscht sein. Ich male, zeichne oder radiere einem Drang gehorchend, für den ich in der Sprache unseres oberen Bewußtseins keine Worte finden kann…”

(zitiert aus einer Selbstbeschreibung des Künstlers).

Paul Eliasberg, Laon II, 1968, Radierung, Vernis mou und Kaltnadel, Städisches Museum BS, Schenkung Danielle Elisasberg, Paris, 2023 (c) Nachlass Paul Eliasberg, Paris_Städtisches Museum BS, Foto: Dirk Scherer

Die großzügige Schenkung von Danielle Eliasberg, der Tochter des Künstlers, ermöglicht dem Städtischen Museum Braunschweig nun diese wunderbar vielfältige Schau mit rund 70 herausragenden Werken ihres Vaters.

Paul Eliasberg, 1907 in München geboren, war der Sohn des russisch-jüdischen Autors und Übersetzers Alexander Eliasberg.
1923 wird seine Familie als “ostjüdisch” diffamiert und aus Bayern ausgewiesen, übersiedelt nach Berlin.
1926-1928 ist Paul Eliasberg in Paris als Schüler an der Académie Ranson und zwischen 1928 und 1930 als Meisterschüler von Roger Bissière.
Während der deutschen Besatzung lebt Paul Eliasberg mit Frau und Tochter in Südfrankreich, wo er sich der Résistance anschließt.
1947 wird er französischer Staatsbürger, arbeitet Jahre als Zeichner in einem Architekturbüro.

Im Alter von 50 Jahren enstehen seine ersten Radierungen, eine Technik, die er sich autodidaktisch erarbeitet.

Paul Eliasberg, Prometheus I, 1971, Radierung und Aquitana, Städisches Museum BS, Schenkung Danielle Elisasberg, Paris, 2023 (c) Nachlass Paul Eliasberg, Paris_Städtisches Museum BS, Foto: Dirk Scherer

Zwischen 1966 und 1970 lehrt er an der Frankfurter Städelschule und verstirbt 1983 in Hamburg.

Verzauberte Räume, Städtisches Museum Braunschweig v.r.n.l. Tara Nele Laufer, Sabrina Winnecke, Maria Ondrej, Emily Eisenbart (HBK)

Faszinierende Korrespondenzen mit der künstlerischen Vergangenheit  führten DREI STUDIERENDE DER HOCHSCHULE FÜR BILDENDE KÜNSTE BRAUNSCHWEIG. In einer außergewöhnlichen Kooperation mit dem Städtischen Museum interpretierten sie die Arbeiten von Paul Eliasberg neu. 

Dieses sehr spannende Projekt hat es den jungen Künstlerinnen Emily Eisenbarth, Tara Nele Laufer und Sabrina Winnecke ermöglicht, durch eigene Arbeiten mit einem wichtigen Künstler des 20. Jahrhunderts und seinen Werken in einen ganz besonderen, sehr kreativen, überraschenden Dialog einzutreten.

Tara Nele Laufer widmet sich dem Thema Landschaft mit einem zweigeteilten Ansatz: Es geht ihr ebenso um eine technische Auseinandersetzung mit Eliasbergs Werk, wie auch um die Weiterentwicklung ihrer intiutiv erarbeiteten Formsprache, die sie nun in einem neuen, landschaftlichen Lebensraum weiterführt.

Seit ihrem Studienbeginn beschäftigt sich Sabrina Winnicke mit sämtlichen Techniken der Druckgraphik. Paul Eliasbergs Werke “Prometheus I” und “Prometheus II” inspirierten sie zu eigenen Arbeiten um die Thematik der Olivenbäume und der stillen Naturdarstellungen.

Sabrina Winnecke, Guardian, 2025 Aquatinta (2-farbig) und Linienätzung, Ausschnitt, Foto M. Brandes
Emily Eisenbarth, ohne Titel, 2025, Vernis mou, Aquitana und Kaltnadel, (c) Emily Eisenbarth
Tara Nele Laufer ohne Titel, 2025, Mezzotinto

Emily Eisenbarth beschäftigt sich besonders mit verschiedenen Details, die sie immer wieder in den Radierungen Eliasbergs findet. Die verschiedenen Elemente übersetzt sie frei in abstrakte Formen und Kompositionen, in denen Vordergrund und Hintergrund sich teilweise auflösen.

Begleitet von der Künstlerin Maria Ondrej, die die Werkstatt für Radierung an der HBK betreut, haben sich die drei studierenden Künstlerinnen lange und intensiv mit dem Œuvre von Paul Eliasberg beschäftigt und eigenständige, künstlerisch neue Wege erschließende Positionen geschaffen, die gemeinsam mit den Werken von Paul Eliasberg in der Ausstellung zu sehen sind.

Der empfehlenswerte, sehr informative Katalog zur Ausstellung ist erschienen im Imhof-Verlag und kann im Museums-Shop erworben werden.

https://www.imhof-verlag.de/paul-eliasberg
Das Museum bietet ein umfangreiches Begleitprogramm zur Ausstellung:
https://www.braunschweig.de/kultur/museen/staedtisches-museum/veranstaltungen.php#begleitprogramm-zur-ausstellung-paul-eliasberg-verzauberte-raeume
HBK:
https://www.hbk-bs.de/aktuelles/veranstaltungen/veranstaltungen-detailseite/paul-eliasberg-verzauberte-raeume

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..