Öl-Embargo – eine ökonomische und ökologische Schnapsidee

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Symbolbild für Öl- und Gasförderung Foto Pixabay

Von Jens Berger

Innerhalb von sechs Monaten sollen die meisten EU-Länder den Import russischen Rohöls stoppen. Das ist eine der Kernforderungen der EU-Kommission für die kommende Sanktionsrunde. Dass diese Idee vielleicht gut gemeint, aber in keinem Fall auch gut überlegt ist, machen gleich mehrere Kommentare zu diesem Vorhaben mehr als deutlich. Am Ende ist absehbar, dass Russland von den geplanten Sanktion eher noch profitiert, Deutschland und die übrigen EU-Länder dabei aber die großen Verlierer sein werden (hgd).

Kommentar von Holger Beckmann, ARD-Studio Brüssel: Gut gemeint – aber nicht durchdacht

Jens Berger auf den Nachdenkseiten zieht ganz ähnliche Schlüsse, begründet diese aber mit mehr Details. Er schreibt:

„Diese Forderung ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine Schnapsidee. Letztlich würde sie nur dazu führen, dass die Welthandelsströme für Öl sich verlagern und der kostbare Rohstoff nicht mehr preiswert und ökologisch vertretbar durch Pipelines, sondern rund um die Welt mit Tankern transportiert wird. Dies wird auch den Preis in die Höhe katapultieren und dies langfristig. Russland würde als einer der größte Ölexporteure am Ende des Tages also sogar profitieren, während die Bürger und die Industrie der EU die größten Verlierer wären.

Unsere Welt hängt am Öl. Und daran lässt sich auch mittelfristig nichts ändern. Während der Westen durch die Energiewende und technologische Weiterentwicklungen seinen Verbrauch zwar tendenziell in den letzten Jahren zurückfahren konnte, macht der ökonomische Aufschwung der Schwellen- und Entwicklungsländer diesen Nachfragerückgang mehr als wett. Allein der Mehrverbrauch Indiens ist größer als alle Einsparungen der EU zusammengenommen. Öl ist nach dem weltweiten Wirtschaftseinbruch durch die Covid-19-Maßnahmen heute gefragter denn je und Öl ist – anders als Erdgas – auch relativ problemlos international handelbar. Den Barell, den die EU den Russen nicht mehr abkauft, nehmen Länder wie China, Indien, Indonesien, Vietnam, Singapur oder Thailand gerne. Die genannten Länder haben übrigens zusammen heute schon fast den doppelten Ölverbrauch wie die EU – Tendenz stark steigend.“

Weiter auf den Nachdenkseiten

Dazu weiter der Energieexperte Jörg Schindler: „Putin wird nicht auf dem Öl sitzen bleiben„.

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