Moderne Propaganda – die kognitive Kriegsführung
„Wir müssen uns erinnern, dass das, was in Kriegszeiten von Seiten des Feindes von der Front berichtet wird, immer Propaganda ist, und was von uns von der Front berichtet wird, Wahrheit und Aufrichtigkeit ist, die Sache der Menschlichkeit und ein Kreuzzug für den Frieden.“ (Walter Lippmann, bedeutender amerikanischer Journalist und Publizist des letzten Jahrhunderts)
Propaganda ist uralt, wir können diese schon vor tausenden von Jahren beobachten und zwar an Reliefs im alten Ägypten. Die moderne Propaganda beginnt erst am Anfang des letzten Jahrhunderts um etwa 1900. Voraussetzung war die Feststellung Freuds, dass ein Großteil des Gehirns außerhalb des bewussten Denkens arbeitet. So ist es wohl kein Zufall, dass der Neffe Freuds, Edward Bernays, zu den Begründern der Modernen Propaganda gehört.
Dieser Artikel gründet auf dem Buch Kognitive Kriegsführung von Jonas Tögel, das ich sehr empfehlen kann. Am Ende habe ich ein interessantes Interview mit Jonas Tögel verlinkt, das eine gute Einführung in das Thema gibt.
Das Buch von Dr. J.Tögel beginnt mit einem historischen Rückblick zum Anfang des letzten Jahrhunderts. Da werden historische Ereignisse benannt, die selbst vielen Historikern unbekannt sein dürften.
Die zweite Hälfte des Buches widmet sich den Methoden der kognitiven Kriegsführung.
Am Ende gibt es eine Übersicht, wie man die Manipulationswaffen der kognitiven Kriegsführung erkennen, verstehen und neutralisieren kann.
Die Kognitive Kriegsführung
Die NATO benennt die Kognitive Kriegsführung als das modernste und effektivste Manipulationprogramm, das wir je hatten. Als Kriegsschauplätze werden Panzer, Schiffe, Flugzeuge, Internet, Weltall gesehen. Der 6. Kriegsschauplatz sind die Gedanken und Gefühle, die Kognitive Kriegsführung. Denn wenn das Vertrauen der Bevölkerung verloren wird, kann kein Krieg gewonnen werden.
„Seit 2020 treibt die NATO eine neue Form der psychologischen Kriegsführung voran: die sogenannte „Kognitive Kriegsführung“, die von der NATO selbst als „fortschrittlichste Form der Manipulation“ bezeichnet wird. Diese nimmt die Psyche jedes Menschen direkt ins Visier, mit dem Ziel, unseren Verstand wie einen Computer zu ‚hacken‘. Der Propagandaforscher Jonas Tögel erläutert die Hintergründe und Entstehungsgeschichte der Kognitiven Kriegsführung; vom Beginn moderner Kriegspropaganda vor 100 Jahren über die Militarisierung der Neurowissenschaften bis hin zu Zukunftstechnologien wie Nano-Robotern oder Neurowaffen. Und er zeigt, dass der Gedankenkrieg oft unbemerkt über sogenannte „Soft-Power-Techniken“ bereits heute stattfindet.“ (Quelle J.Tögel)
Man merkt nicht, wenn man manipuliert wird, aber es ist bekannt wie es funktioniert.
Edward Bernays: „Psychologen haben gezeigt, das Menschen, wenn sie etwas lesen, nur das glauben, was sie vorher schon glauben, und dass sie nichts akzeptieren, was sie nicht bereits glauben..“, so der Begründer der modernen Propaganda. Daher, so Bernays, sei es ein Fehler, Menschen mit rationalen Argumenten überzeugen zu wollen. Propaganda sei viel stärker, wenn sie die Gefühlsebenen anspreche und Menschen emotional steuere als nur durch rationale Überzeugungsarbeit. (aus dem Buch von J.Tögel)
Die kognitive Kriegsführung hat einen großen Schwachpunkt. Sie braucht bei den Informationen möglichst eine Nachrichtenlage von 10:0. Bei 9:1 funktioniert sie schon nicht mehr so gut. Daher muss großer Wert darauf gelegt werden alternative Nachrichten klein zu halten.
Hier das angekündigte Interview mit Dr. Jonas Tögel beim SWR
In meinem Freundeskreis hatte ich versucht, auf den Artikel zum Thema in der Zeitschrift Ossietzky hinzuweisen.
https://www.ossietzky.net/artikel/kognitive-kriegsfuehrung/
Obwohl mensch bei uns auch die europaeischen Gesetze zur Terrorberichterstattung eher kritisch sieht
(Was ist ‚Terror‘ – Zivilbevoelkerung bombardieren?)
meinten sie, ‚kognitive Kriegfuehrung‘ sei nichts neues, ein ‚alter Hut‘.
Ich denke, schon die sehr eingeschraenkte Debatte zu gewissen Themen hier ist kein gutes Zeichen.
Wir hatten den CambridgeAnalytica-Skandal (Manipulation der soz.Medien); wir hatten das „Team Jorge“ als Dienstleister in Wahlkaempfen.
Das bekannteste Buch zum Thema von Noam Chomsky von 1988 erschien erst letztes Jahr auf deutsch (‚Die Konsensfarik‘).
Und die Nato richtet sich ein auf hybride Kriegfuehrung, auch mit der Argumentation, eine ausreichende Informationspolitik koenne Waffeneinsatz ueberfuessig machen – Nationbuilding ist kompliziert.
Im Kapitalismus kann jede Gruppe mit ausreichend Geld (staatlich, privat, politisch, …) Methoden der Massenmanipulation anwenden. Das ist keine Verschwoerung, das ist die grundlegende Arbeitsweise im Kapitalismus.
(Man erinnere sich an Verteidigungsminister Guttenbergs gekaufte ‚likes‘ – _sowas_ beschaedigt die Demokratie.)
Nicht nur bei der Klimakatastrophe, auch hier gilt:
Wieweit sich Kapitalismus und Demokratie vertragen, ist offen zur Diskussion.
Ich habe das Buch gerade mit großem Interesse gelesen und es bestätigt, was ich schon lange empfinde: Wir werden täglich „bombardiert“: Schlagzeilen, die die Gräuel des „russischen Angriffskriegs“ in Emotionen verwandeln sollen, Berichte, die eigentlich journalistisch neutral sein sollten, aber als gepfefferte, überwältigende, moralisierende Fingerzeige und Appelle daherkommen, kurz: eine einhellig polarisierende auf Freund-Feind-Schemata reduzierte und gut orchestrierte mediale Welle, die die Bevölkerung auf Kriegstüchtigkeit einstimmen soll. Das Ganze erscheint als gelenktes mediales Orchester, das allerdings keinen Dirigenten hat, sondern derer viele, die Transatlantiker mit ihren elitären Zirkeln, die Chefredakteure und Verlagsmanager der großen Leitmedien, die vielen Thinktanks rund um die NATO und die als Sicherheitsexperten getarnten Rüstungslobbyisten und gewissenlose PolitikerInnen in den Parteien,neuerdings besondersa bei den grünen Bellizisten. Wer sich über idese Strukturen der Meinungsmacht informieren will, der lese die medienwissenschaftliche Studie von Uwe Krüger,“Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – eine kritiscvhe Netzwerkanalyse.“ Köln: Halem 2019