Letzte Generation intensiviert die Blockaden: Protestaktion am Heinrich-Büssing-Ring

2
Foto: Bernhard Piest

Die Stadt Braunschweig hatte Ordnungsgelder bis zu 3000 € für TeilnehmerInnen der Letzten Generation an unangemeldeten Protesten beschlossen. Als Reaktion wurde eine Intensivierung der Aktionen angekündigt. Heute, 8 Tage nach der letzten, folgte nun die nächste Protestaktion.

Um 16.15 Uhr versammelten sich 12 Demonstrierende an der Einmündung Heinrich-Büssing-Ring in die Wolfenbütteler Straße, je sechs blockierten die stadtauswärts führenden Fahrspuren der beiden Straßen. Ihre mitgeführten Plakate zeigten die Aufschriften „Letzte Generation vor den Kipppunkten“, „Art. 20A GG = Leben schützen“ und „Mehr Demokratie: Gesellschaftsrat jetzt“. Die meisten von ihnen klebten sich dieses Mal mit einer Mischung aus Klebstoff und Sand auf der Straße fest, mit der die Hand komplett umhüllt war. Als markante Bezeichnung ging das Stichwort „Betonhände“ herum. Diese Klebeart wurde bisher in Braunschweig nicht praktiziert.

Die Polizei traf 5 Minuten nach Beginn der Aktion ein. Der Autoverkehr wurde um- und über den Bürgersteig an der Blockade vorbeigeleitet. Mit dem Lösen der Betonhände vom Asphalt hatte die Polizei Probleme: Das übliche Entfernen mit Öl und Holzspateln gelang bis 75 Minuten nach Beginn der Aktion nicht.

Aktueller Hintergrund der Demonstration: Auf Hawaii wüten heftige Waldbrände, Ursache ist eine Trockenperiode, ausgelöst durch den Klimawandel. Mindestens 36 Menschen sind durch die Feuer ums Leben gekommen. Das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus meldete den Juli als den weltweit wärmsten Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Wenige vorbeifahrende Auto- und RadfahrerInnen beleidigten die Protestierenden z.B. mit den Worten „Die müsste man verbrennen!“ oder „Schwachköpfe“. Es ist mehr als merkwürdig, dass dabei ein Vokabular benutzt wird, das in der verbalen Brutalität an das Mittelalter erinnert.

Darüber hinaus lief die Blockadeaktion friedlich ab.

Mit dabei waren u.a. Hendrik Frey und Lilli Gomez. Hendrik Frey hatte an einer Aktion im Ostseehafen Neustadt mitgemacht. Dort wurde die größte Jacht des Hafens mit orangener Farbe besprüht. Damit war sie als gefährlicher Gegenstand markiert. Es ging darum, Symbole des maßlosen Überkonsums durch Superreiche zu kennzeichnen, die einen besonderen Anteil an der Klimaschädigung haben. Lilli Gomez war an der Sprayaktion gegen einen Privatjet auf der Insel Sylt beteiligt.

Die Teilnehmenden an der jetzigen Protestaktion kamen aus ganz Deutschland, um damit ein Zeichen gegen die Entscheidungen der Braunschweiger Verwaltung zu setzen. Gegen 17.30 war die Aktion noch nicht beendet.

2 Kommentare

  1. Letzte Generation:
    „Wir kleben uns fest, bis ihr mit uns redet! Und eure Gesetze gelten nicht für uns! Ätschbätsch, unsere Strafgelder zahlen wir nicht einmal selbst!“
    ***
    Fridays for Future zwei Jahre zuvor:
    „Die Stadt ist stets bereit, mit anderen Interessensvertreter*innen über den Klimaschutz zu sprechen, verhält sich dabei rücksichtsvoll und ist auch bereit, die Interessen Anderer zu achten. Dabei ist häufig die Stadt diejenige, die Initiative ergreift und das Gespräch sucht.
    Besprochene Kompromisse und Lösungswege werden meist umgesetzt.“
    ***
    Zwei Vereine mit dem gleichen Ziel. Die wichtige Frage ist: Schadet die „Letzte Generation“ mit ihrem Vorgehen ihrem Anliegen? Kann man Menschen erreichen, wenn man sich bewusst gegen sie stellt bzw. klebt? Und was passiert, wenn ein Bürgerrat einberufen wird, und dieser erst einmal unabhängig Experten beider Seiten anhören möchte, um danach ein Urteil zu bilden:
    a) Ist Klimaschutz überhaupt möglich?
    b) Falls ja: Was ist sinnvoller? Klimaschutz oder Klimafolgenanpassung?
    c) Welche Maßnahmen sind geeignet, um mit möglichst wenig Einsatz möglichst viel für die Bürger und den Planeten zu erreichen?
    Das sind die drei wichtigen Fragen, bei denen ein freier Bürgerrat vermutlich zu gänzlich anderen Forderungen kommt, als die „Letzte Generation“ sich wünscht.
    ***
    Das Zitat von FFF findet man ihrer Homepage unter dem Punkt „Zeugnis“. FFF kritisiert darin auch, dass die Stadt weniger macht, als aus ihrer Sicht möglich sei, persönlich sehe ich eher, dass die Stadt mit dem „Klimaschutzkonzept 2.0“ sehr ambitioniert mehr versucht, als realistisch möglich ist. Zwei der großen ungelösten Probleme sind die Energiespeicherung und der Marginalstrom aus Kohle und Gas bei der gewünschten Elektrifizierung aller Lebensbereiche. Darüber muss man reden! Und die Lösungen zu diesen beiden Problemen kleben leider nicht auf der Straße!
    ***
    https://fff-braunschweig.de/unsere-forderungen/

    • Der arme Mensch, gequält von bösen Klimaklebern 😉

      Wahrscheinlich lassen die bösen Klimakleber den Nordpol und die Alpengletscher schmelzen, und wenn die Loire und der Po trocken fallen, sind die auch schuld? Genauso wie an Hitzeglocken und Waldbränden, wie am fallenden Grundwasser im Nahen Osten, und den Klimaflüchtenden … im Pazifik verschwinden Inseln, und die Weltmeere erhitzen, dort entstehen leblose ‚Todeszonen‘ (1), wo nichts mehr lebt.

      Du hast Recht: wir müssen uns über die Klimakleber aufregen, und viel rumschreien, und wenn die alle weg sind, sind wir froh und glücklich.

      Und können uns in Ruhe anpassen an 40-Grad-Sommer und vertrocknete Äcker…

      Kauf dir mal neue Brille. Da ist irgendwas kaputt. Oder n neues Barometer oder n neuen Maßstab oder sowas.

      1. von 2018:
      https://www.spektrum.de/magazin/sauerstoffarme-todeszonen-im-ozean-breiten-sich-aus/1594004

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.