Fotoausstellung in der Galerie ONETRICKPONY in der Böcklerstraße 6, vom 12. bis 18. Januar 2024 täglich von 11.00 bis 17.00 Uhr.
Leerstände
Wir sehen sie auf dem Weg zur Arbeit, beim Spazierengehen, aus dem Autofenster, beim Einkaufen.
Manche machen mit großen Schildern und leeren Schaufenstern auf sich aufmerksam. Manche entdecken wir erst beim näheren Hinsehen als Leerstand. Andere verstecken sich regelrecht, bleiben unsichtbar für viele Jahre.
Wieder andere werden in unserer Wahrnehmung oft überhaupt nicht so eingeordnet – wie beispielsweise die Räume vieler Schulen, die fast die Hälfte eines Tages, am Wochenende und während der Ferien leer stehen oder die an vielen Stunden eines jeden Tages nicht genutzte Theaterfoyers.
Wie geht Braunschweig um damit? Mit den vielen bekannten und den noch unentdeckten und den im Grunde schon vergessenen Leerständen? Zu finden sind die ja nicht nur in der Innenstadt, sondern praktisch überall in Stadtvierteln und Vororten.
Wieviele Leerstände gibt es denn überhaupt in Niedersachsens zweitgrößter Stadt? Kennt die Stadtverwaltung den aktuellen Stand? Kann sie – will sie überhaupt – all die großen und kleinen Leerstände registrieren, sie managen, Ideen für neue Nutzungen entwickeln und vielleicht sogar umsetzen? Welche stadtbürgerlichen oder individuellen Initiativen gibt es?
Die Ausstellungsmacherin Jennifer Baus ist Architektin und Stadtplanerin. Sie hat den klaren und klugen Blick für Spannung und Wechselwirkungen zwischen Leerständen und dem Übergang in die täglich gesehene Normalität. Sie weiß: irgendwann gehört der Leerstand dazu zum Stadt- und Umgebungsbild.
Diese informative und intelligente, auch manchmal provokative und emotionale Ausstellung, fordert uns heraus, den Blick zu schärfen für das Verschwimmen von Leerstandsrealität in die akzeptierte Normalität. Jennifer Baus gelingt es, mit ihren eindrucksvollen Fotos und Collagen verborgene, gar nicht mehr gesehene Leerstände für uns wieder sichtbar und erlebbar zu machen.
Die Ausstellungsmacherin und das Künstlerkollektiv von ONETRICKPONY haben Herzblut, Kreativität und Engagement in diese wichtige, leicht provokative Ausstellung investiert, die inspiriert ist von Baus´ aktueller Master-Arbeit bei Professorin Tatjana Schneider vom GTAS – Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt, die auch bei Eröffnung anwesend sein wird.
Während der sieben Ausstellungstage können Besucher*innen sich anhand der Fotos und Collagen über die aktuelle Leerstands-Situation informieren, bei Führungen mit Teilnehmern und der Ausstellungsmacherin darüber diskutieren, was getan werden könnte, die Leerstände zu verringern oder welche Möglichkeiten (auch von bisher ungedachten) Nutzungen es gibt. Unbenommen (und sehr empfehlenswert) bleibt es natürlich, sich einfach an den – nur auf den ersten Blick – sachlich-pragmatischen Fotoarbeiten erfreuen, um dann, auf den zweiten Blick, die künstlerische Emotion dahinter zu entdecken.
Sehr interessiert ist Jennifer Baus auch an Informationen über bisher unentdeckte Leerstände (das geht natürlich auch per mail: b.jennifer1996@gmail.com).
Ausstellungsbesucher*in darf sich darauf verlassen, beim Rundgang in diesem sehr kleinen, aber kompakten Kraftraum der Braunschweiger Ausstellungskultur informiert, inspiriert und manchmal vielleicht auch verblüfft zu werden.
Das Programm auf einen Blick:
12.01.: Eröffnung und Vernissage ab 18:00 Uhr mit kurzen Redebeiträgen von Prof. Tatjana Schneider (TU Braunschweig) und Jennifer Baus
13.01.: Geöffnet von 11:00-17:00 Uhr
14.01.: geöffnet ab 11:00-17:00 Uhr + öffentliche Führung um 14:00 durch die Fotoausstellung (kurze Facts über einige der Leerstände)
15.01.:Geöffnet von 11:00-17:00 Uhr
16.01.:geöffnet ab 11:00-17:00 + öffentliche Führung um 18:00 durch die Fotoausstellung (kurze Facts über einige der Leerstände)
17.01.: Geöffnet von 11:00-17:00 Uhr
18.01.: Abschluss und Finissage und Gesprächsrunde mit Merle von der Agentur für Zwischenraumnutzung ab 17:00 Uhr
und weitere Infos auf der Website: http://onetrickpony.gallery
Sehr erfreulich finde ich diese Initiative von onetrickpony. Ich freue mich auf die Ausstellung und die Gespräche!
Vielen Dank auch für den schönen Artikel!
Gertrud Färber