Familienatlas: Herr Markurth macht es sich zu einfach, Dr. Hoffmann auch

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Im Oktober hat die Familienministerin, Frau von der Leyen, den Familienatlas vorgestellt. Darin wird u.a. die Lebensqualität in den 40 größten Städten der Bundesrepublik verglichen, und zwar in vier sogenannten Handlungsfeldern. Im Handlungsfeld „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ erreicht die Stadt Braunschweig den wenig eindrucksvollen Rang 33. Hinter Braunschweig finden sich da nur noch Städte aus dem Ruhrpott (oder aus der Nähe). Von einem Oberbürgermeister, dem seine Bürgerinnen und Bürger am Herzen liegen, wäre zu erwarten, dass er angesichts dieses Ergebnisses schockiert wäre, es zum Thema öffentlicher Diskussion machen und für schnellste Abhilfe sorgen würde. Und Dr. Hoffmann? Er äußert sich so: „Wir werden unserem Anspruch als kinder- und familienfreundliche Stadt voll gerecht.“ (Pressemitteilung 8.11.07)

Auch Herr Markurth, Sozialdezernent der Stadt, tut sich schwer. Er kritisiert einfach den überbringer der schlechten Botschaft. Unter dem Stichwort „Ganztagsbetreuung im Kindergartenalter“ habe der Familienatlas nur die Kinder im Alter von drei bis unter sechs einbezogen und daher für Braunschweig die Quote von 16 % ermittelt. Rechne man nun aber die Kinder im letzten Jahr vor Schuleintritt hinzu, komme man auf eine Quote von über 37 %.

Allerdings: wenn man bedenkt, dass der Atlas (erstellt übrigens von der Prognos AG) dieselben Kritierien auch für alle anderen Städte anlegt, bleibt von der Kritik nicht viel übrig. Und auch Städte, die man mit unserer Stadt durchaus vergleichen kann, kommen dabei auf deutlich höhere Werte. Da hilft auch alles Lamentieren wenig weiter: der deutsche Städtetag sei „richtig verärgert“, weil der Atlas nicht mit ihm abgestimmt worden sei.

Als weiteren Indikator hat der Atlas übrigens die Betreuungsquote der Kinder unter drei Jahren herangezogen. Mit Rang 34 schneidet die Stadt hier ähnlich schlecht wie oben ab. Die Stadt
Braunschweig führt in ihrer Pressemitteilung vom 8.11.07 dazu aus, dass diese Quote schon 2006 bei 10,4 % lag, in diesem Jahr 13,4 % erreicht und im nächsten Jahr auf 15,4 % ansteigt.
Man unternehme also „erhebliche Anstrengungen“. Allerdings: das Tagesbetreuungsausbaugesetz verlangt bis 2010 von jeder Kommune eine Versorgungsquote von 20 %!

(Auf dem Handlungsfeld „Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche“ landete die Stadt Braun-schweig übrigens auch auf einem „viel beachteten“ Platz, nämlich Rang 32; darauf wird demnächst in einem gesonderten Artikel eingegangen.)

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