Erinnern heißt Kämpfen!“ 

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Erste Wanderausstellung zu Todesopfern rechter Gewalt in Niedersachsen seit 1990

Die Mobile Beratung Niedersachsen gegen Rechtsextremismus für Demokratie, die Betroffenenberatung und die Ausstiegsbegleitung Distance haben heute die Wanderausstellung „Erinnern heißt Kämpfen!“ Zwischen Anerkennung und Vergessen. Todesopfer rechter Gewalt in Niedersachsen seit 1990 eröffnet. Bis zum 10. März 2023 kann die Ausstellung im Foyer des Kulturzentrums Pavillon in Hannover besichtigt werden. Danach kann sie niedersachsenweit kostenlos ausgeliehen werden.

„Die Ausstellung hat das Ziel an die Menschen zu erinnern, die in Niedersachsen durch rechte Gewalt getötet wurden“, so Kuratorin Friederike Wansing von der Mobilen Beratung. „Darüber hinaus sollen die gesellschaftlichen Hintergründe rechter Gewalt sichtbar gemacht werden ebenso wie der unermüdliche Einsatz für Erinnerung vor Ort“, so Wansing weiter auf der Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung. Die Ausstellung basiert auf journalistischen und antifaschistischen Recherchen sowie auf Gesprächen mit Angehörigen, Freund*innen und Initiativen vor Ort.

„Unser Sohn hatte sein ganzes Leben vor sich, ist über sieben Länder geflüchtet und dann hier ermordet worden. Rassismus war der Grund warum mein Sohn ermordet wurde.“ sagt Kochar Khdir, Mutter des 15-jährigen Arkan Hussein Khalaf auf der Pressekonferenz. Arkan wurde 2020 in Celle von einem Deutschen erstochen. Die Unterstützerin Behiye Uca ergänz die Ausführungen von Khdir: „Es wurde bisher nicht anerkannt, dass Arkan aus rassistischen Gründen ermordet wurde.“

Häufig werden rechte, rassistische und antisemitische Tatmotive nicht als solche anerkannt. Niedersachsen stellt im bundesweiten Vergleich ein Schlusslicht dar, wenn es um diestaatliche Anerkennung von Todesopfern rechter Gewalt geht. „Staat und zivilgesellschaftliche Beobachter*innen kommen regelmäßig zu ganz unterschiedlichen Einschätzungen“, so der Berliner Politikwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Kopke, der die Ausstellungserstellung als Beiratsmitglied begleitet hat. „Hierfür gibt es eine Reihe von Gründen: Sie liegen zum einen in unterschiedlichen Definitionen, manchmal am mangelnden Willen staatlicher Stellen, politische Motive zu erkennen, aber manchmal sind die Fälle auch tatsächlich kompliziert und lassen verschiedene Interpretationen zu.“

„Wir als Ausstellungsmacher*innen wünschen uns deshalb eine unabhängige wissenschaftliche Überprüfung der niedersächsischen Todesfälle rechter Gewalt, analog zu denen in Brandenburg und Thüringen“, fordert Friederike Wansing. Karsten Knigge, der in der AG in Gedenken an Alexander Selchow ins Rosdorf aktiv ist, ergänzt Kopkes Ausführungen: „Nicht erinnern heißt zu vergessen. Für uns ist neben einer aktiven Erinnerungsarbeit vor Ort auch wichtig, dass es jetzt diese Ausstellung gibt. Diese hilft, den Blick auf das Große und Ganze zu richten.“ 

Weiterführende Informationen zur Ausstellung erhalten Sie auf der Webseite www.erinnern-heisst-kaempfen-nds.de

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