In der Mittwochsausgabe der Braunschweiger Zeitung (14.07.) wurde der neue Chefredakteur Armin Maus vorgestellt und der bisherige Übergangs-Chefredakteur Stefan Kläsener verabschiedet. Dies wurde uns unter einem großen Titel nahe gebracht: „Die Bürgerzeitung ist Ausdruck unseres Respekts vor unseren Lesern“. Die „Bürgerzeitung“ hatte schon der Vorgänger Herr Raue ausgerufen – nur, viele MitbürgerInnen fanden sich leider gar nicht mitgenommen. Die immer wiederholten moralischen Wochenend-Ergüsse paßten so gar nicht zu den Alltagssorgen und zur Entfremdung von Teilen der Bevölkerung. Alles klang reichlich vollmundig.
Lieber Herr Maus:
Sie kennen Braunschweig und die Zusammensetzung Ihrer Leser. Schon zwei Ihrer Artikel machten nachdenklich (Rubrik „Hintergrund“). Es gibt noch Mitmenschen, die weder prominent noch parteigebunden, aber gute Beobachter der Zustände in unserer Stadt und ebenfalls bestens informiert sind. Wie Sie wissen, sammeln sich BürgerInnen neu, und das oft in Bürgerinitiativen. Hier in unserer Stadt gab es zwei Bürgerbegehren mit einer ausreichenden Zahl von Unterzeichnern, die beide aus sehr fragwürdigen Gründen abgelehnt wurden. Vor dem von vielen Unterzeichnern als etwas „größenwahnsinnig“ und bürgerfern empfundenen „Spaßbad“ wollten die BürgerInnen warnen. Bitte versuchen Sie, auch diese mitzunehmen.
Wurden die Leser in den Leitartikeln noch zu Zeiten der Redakteure Hosang, Rabbow und Heidebrecht nur einseitig eingestimmt, sind von Ihrem Vorgänger Herrn Raue die ersten Seiten der Zeitung (Titelseite bis „Rund um die Welt“) verbessert worden. Die Lokalredaktion ist aber weiterhin ein Sorgenkind für viele Ihrer Leser. Doch auch hier gibt es RedakteurInnen, die sichtbare, gute Arbeit leisten und nicht eins zu eins die CDU-Politik übernehmen. Es wäre z.B. nötig, endlich einmal über die Bürgeranfragen in den Ratssitzungen zu berichten – dort kommen Bedenken und Anliegen der Einwohner zur Rede.
Seit Jahren kann man immer wieder resigniert erfahren: Mein Leserbrief wurde nicht abgedruckt. Sicher kann nicht jeder Leserbrief abgedruckt werden; wenn dann aber manchmal nur 2-4 Leserbriefe in der Woche zu Themen in unserer Stadt erscheinen, ist das absolut nicht einer „Bürgerzeitung“ würdig. Die neue Seite „Leserforum“, unabhängig von der „Leserseite“, macht hier Hoffnung. Ist das schon ein frischer Wind? Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit in Braunschweig.