Die Aussichten im Ukrainekrieg

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Nein zur Eskalation Foto:Pixabay

Beginnen wir mit einem Ausschnitt aus einem aktuellem Interview der Associated Press mit Selenskij:

Einige westliche Militäranalysten haben in Frage gestellt, warum die Ukraine bereit ist, so viele Verluste zu erleiden, um das Gebiet zu verteidigen (Artjomowsk bzw. Bachmut), und argumentierten, dass die Stadt nicht von strategischer Bedeutung ist. Selenskij sieht das anders und meint, dass jeder Verlust in diesem Krieg Russland eine Chance geben würde. Er prophezeite, dass Putin im Falle einer Niederlage der Ukraine in Bachmut der internationalen Gemeinschaft einen Sieg „verkaufen“ wolle.

„Wenn er etwas Blut spürt, wenn er riecht, dass wir schwach sind, wird er Druck machen, Druck machen, Druck machen“, sagte Selenskij und fügte hinzu, dass der Druck nicht nur von der internationalen Gemeinschaft, sondern auch aus dem eigenen Land kommen werde.

„Unsere Gesellschaft wird sich müde fühlen“, sagte er. „Unsere Gesellschaft wird mich dazu drängen, einen Kompromiss zu schließen“.

(Quelle AP apnews.com (eigene automatische Übersetzung))

Die US-Regierung wird den Krieg bald beenden wollen

Die Basis auf der die US-Regierung darüber nachdenkt ist die RAND-Analyse.

Die RANDAnalyse sagt:

Es gibt für die USA keine hochgradig bedeutenden Vorteile für eine stärkere territoriale Kontrolle des Landes durch die Ukraine. Ein mittlerer Vorteil ist es, wenn dadurch weniger Menschen unter russischer Besatzung leben. Ein geringer Vorteil ist es wenn die Ukraine dadurch wirtschaftlicher, lebensfähiger und weniger abhängig von externer Hilfe werden.

Mögliche Kosten einer stärkeren territorialen Kontrolle der Ukraine für die Vereinigten Staaten. Die Ermöglichung einer größeren territorialen Kontrolle durch die Ukraine erhöht das Risiko eines langen Krieges. Es besteht ein höheres Risiko eines russischen Atomwaffeneinsatzes oder eines NATO-Russland-Krieges, wenn die Ukraine die Kontrolllinie vom 24. Februar 2022 überschreitet. Erläuterung: Die Vermeidung dieser beiden Formen der Eskalation hat für die USA oberste Priorität.

Mögliche Vorteile eines langen Krieges für die Vereinigten Staaten:

Es gibt keine hochgradig bedeutsamen Vorteile für die USA. Mäßiger Vorteil ist, dass Russland weiter geschwächt wird. Weniger bedeutend ist die Möglichkeit, das die Ukraine mehr Gebiete unter seine Kontrolle bringt. Russlands Fähigkeit, andere zu bedrohen, ist begrenzt, solange der Krieg andauert.

Mögliche Kosten eines langen Krieges für die Vereinigten Staaten:

Risiko eines russischen Atomwaffeneinsatzes und eines NATO-Russland-Krieges wäre dauerhaft erhöht.

Moderate Kosten eines langen Krieges:

Die Energie- und Lebensmittelpreise würden weiter steigen, was weltweit zu Verlusten an Menschenleben und Leid führen würde.

Das globale Wirtschaftswachstum würde sich verlangsamen.

Die Vereinigten Staaten wären weniger in der Lage, sich auf andere globale Prioritäten zu konzentrieren.

Ein anhaltendes Einfrieren der Beziehungen zwischen den USA und Russland würde andere US-Prioritäten in Frage stellen.

weniger bedeutende Kosten eines langen Krieges:

Es besteht die Möglichkeit, dass Russland territoriale Gewinne erzielt. Die Abhängigkeit Russlands von China könnte zunehmen.

Ende der zusammengefassten RANDAnalyse.

Über die RAND-Analyse können Sie mehr in dem Artikel „Suchen die USA eine Verhandlungslösung für den Ukraine-Konflikt?“ lesen.

Eine sinnvolle Entscheidung zu treffen ist in fließenden Prozessen nicht leicht. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt, nämlich die Hoffnung, dass die Ukraine einen territorialen Sieg erreicht, um besseren Bedingungen in den Verhandlungen mit Russland zu haben und zusätzlich Russland vor den Augen der Welt eine Niederlage zu verpassen. Ein zu großer Sieg der Ukraine wäre auch nicht ratsam wegen der Eskalationsgefahr. Wenn der Ukraine aber kein Sieg gelingt wird die Geduld der USA am Ende sein und sie werden die Ukraine zu Verhandlungen drängen.

Dementsprechend steht Selenskij mit dem Rücken zur Wand. Denn ohne einen Sieg in Bachmut/ Artjomowsk glaubt er auch den Rückhalt in der Ukraine zu verlieren (s.o). Der USA wäre es offensichtlich lieber die neu ausgebildeten Kräfte würden Russland irgendwo eine ordentliche Niederlage verpassen, um dann Verhandlungen zu führen, statt sie in Bachmut aufzureiben. Laut russischen Medien hat die Ukraine 80.000 Soldaten in der Nähe von Bachmut aufmarschieren lassen.

Obgleich über den Ukrainekrieg ständig berichtet wird, ist die Faktenlage in allen Bereichen außerordentlich schlecht recherchiert.

Wenn man berücksichtigt, dass bei allen Informationen verzerrt und gelogen wird, ist die wirkliche Lage von außen sehr schwer zu ermitteln. Zwei Beispiele: bei den in Bachmut mehr oder weniger eingekesselten ukrainischen Soldaten schwanken die Zahlen zwischen 10.000 und 30.000 Mann. Russland berichtet detailliert über die ukrainischen Verluste, aber nicht über die eigenen.

Russland äußert sich seit Wochen nicht zu ihrer aktuellen Taktik. Noch gilt, solange der Westen aus ihrer Sicht kein glaubwürdiges Angebot macht, wird die Entscheidung im Krieg gesucht.

Am Anfang des Krieges haben Großbritannien und die USA die Ukraine von einem Friedensschluss abgehalten. Was hat sich geändert?

Der Wunsch der USA war Russland durch einen Ukrainekrieg und krasse Wirtschaftssanktionen zu ruinieren. (Baerbock über Sanktionspaket: „Das wird Russland ruinieren“). Tatsächlich klappte das nicht. Deutschlands wirtschaftliche Belastung ist inzwischen höher als die von Russland.

Wenn die Wünsche des Westens aufgegangen wären, hätte China mit Russland einen bedeutenden Partner verloren und wäre dadurch besser angreifbar geworden.

Aber die USA haben auch deutliche Erfolge.

Der politische Erfolg der USA: Die USA haben ihre Hegemonie über die westlich orientierten Staaten kräftig ausgebaut.

Die wirtschaftliche Erfolge der USA: Die USA haben es geschafft ihr umwelt-schädliches Frackinggas als teures LNG-Gas an die EU zu verkaufen. Das preisgünstige umweltfreundlichere Gas aus Rohrleitungen wurde verdrängt.

Damit die EU genügend Gas haben, wurde das russische LNG-Gas nicht sanktioniert und dann von der EU kräftig eingekauft. Warum das teure russische LNG-Gas für die EU besser ist, als das preiswerte russische Gas aus Rohrleitungen dafür benötigen ich noch die Expertise unseres Wirtschaftsministers Habeck. Durch die hohen Energiekosten wurde die Konkurrenz aus der EU gegenüber der USA insgesamt geschwächt.

Die EU wurde vom russischem Markt abgeschnitten und damit auch der Handel mit dem fernen Osten eingegrenzt. Der neue große Handelsweg über die Nordpassage hätte den Handel der EU mit dem fernen Osten einen kräftigen Schub geben können.

Anmerkung zum LNG-Gas: China hat feste Lieferverträge über LNG-Gas im nahen Osten. Da China in diesem Winter Überschuss an LNG-Gas hatte, wurde es zum Großhändler für LNG-Gas und hat es an die EU verkauft. Das heißt Russland und China haben dazu beigetragen, dass wir diesen Winter genügend Gas hatten – allerdings zu den entsprechenden Preisen.

Am 20.4.2023 können Sie mehr zu dem Themenkreis erfahren:

Flyer: Corinna Senftleben

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