Buchvorstellung: „Agrarethik – Landwirtschaft mit Zukunft“

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Uwe Meier hat ein Buch zur Agrarethik herausgegeben. Am Donnerstag hat er es gemeinsam mit den Professoren Isermeyer (Thünen-Institut, Braunschweig) und Michelsen (Leuphana Universität, Lüneburg) in den Räumen der Studierendengemeinde in Braunschweig vorgestellt.

Es ist ein recht ungewöhnliches Buch. Versammelt es doch so unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen wie Philosophie, Theologie, Rechtswissenschaften, Kultur, Ökonomie und Agrarwissenschaften mit der Themenstellung „Agrarethik“ in einem Buch. Es verdeutlicht damit, dass all diese Disziplinen einen Beitrag zur Agrarethik leisen sollten und können. Agrarethik ist also eine umfassende Wissenschaft.

Meier stellt die Frage danach, welches Verhalten der Mensch im Kanon der Agrarwirtschaft anstreben sollte. Dabei geht es nicht vordergründig um den Landwirt, der „Gift“ auf den Acker spritzt oder um den, der in großen Mengen Antibiotika den Hähnchen verabreicht. In dem Buch wird u. a. unser aller Verhältnis zu Lebewesen und unseren Nahrungsmitteln hinterfragt , beginnend da, wo sie noch als Maispflanze auf dem Feld oder als Huhn im Stall stehen und sensibilisiert für einen bewussten, respektvollen Umgang mit unseren Lebewesen. Obwohl uns der Diskurs mit diesen Partnern versagt bleibt, wissen wir doch um dessen Bedürfnisse und sollten diesen verantwortungsvoll entsprechen. Ausschließlich Mais in der Fruchtfolge erhöht z.B. die Zunahme von Schädlingen, die der Pflanze Schaden zufügen. Aber für Mais ist derzeit ein guter Preis zu erzielen und ökonomische Effizienz ist inzwischen das einzig Entscheidende in der Marktwirtschaft. Ist es unter diesen ökonomischen Bedingungen überhaupt möglich moralisch zu handeln? Dieser ethischen Frage wird u. a. nachgegangen.

Seit dem Ende der 1970er Jahre werden Patente auf unsere pflanzlichen und tierischen „Partner“ erteilt; nämlich dann, wenn eine Beschreibung zu deren effektiver planmäßiger Nutzung von der Industrie vorgelegt wird oder wenn Pflanzen und Tiere dahingehend verändert werden. Im Augenblick der Patenterteilung erhält der Patentinhaber die Exklusivrechte für die Verwertung der „Erfindung“. Pflanzen und Tiere sind aber keine Erfindung des Menschen und trotzdem werden sie durch Patentierung zur Verfügungsmasse von wenigen Menschen, Nahrungsmittel werden zu Machtmonopolen. Ein Verhalten, was aus Sicht der Agrarethik zu hinterfragen ist.

Mittlerweile wissen wir, dass die Rohstoffe, die unserer industriemäßigen Produktion zugrunde liegen, endlich sind. Es ist an der Zeit dieser Geiz ist Geil-Mentalität (immer mehr für immer kleinere Preise) ein verantwortungsvolles Handeln gegenüber zu stellen, indem wir Lebensmittel zu einem fairen Preis in überlegtem Umfang (so dass kein Abfall entsteht) kaufen und dass wir die Preise für Obst und Gemüse aus Entwicklungsländern hinterfragen. Wie können wir den Hunger in dieser Welt verringern helfen, wenn wir dort, wo er herrscht, für geringste Kosten für uns produzieren lassen.

Das Buch ist nicht einfach zu lesen. 21 ausgewiesene Wissenschaftler und Experten aus den Landwirtschaftswissenschaften, aus Biologie, Philosophie, Theologie, Soziologie, aus den Kulturwissenschaften, den Rechtswissenschaften und der Ökonomie referieren aus unterschiedlichster Sicht zur Agrarethik. Doch das Buch sensibilisiert. Es legt den Finger in viele Wunden des menschlichen Verhaltens, es stellt Fragen, die einer begründungsstarken Antwort bedürfen und es beschreibt Wege zur Nachhaltigkeit, die bereits seit Jahren erprobt sind, doch nur unzureichend umgesetzt werden.

Inhaltsverzeichnis des Buches als » PDF.

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