Auf Fipronil folgt Schimmel: Der Eier-Aufreger

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NDR – 21.08.2017

Der Skandal um mit dem Insektenschutzmittel Fipronil belastete Eier ist kaum aus den Schlagzeilen verschwunden, schon sorgen mutmaßlich verdorbene Bio-Eier für den nächsten Aufreger. Ein Hof in Fahrenkrug (Kreis Segeberg) hatte die Eier an die Handelskette Edeka geliefert. Sie landeten auch in einem Supermarkt in Reinbek (Kreis Stormarn). Dort beschwerte sich ein Kunde. Ein Labor untersucht die Bio-Eier nun. Beim Kreisveterinäramt Stormarn ist man sich schon jetzt sicher, dass die Eier nicht in Ordnung waren. Sobald dies erwiesen sei, wolle man Anzeige gegen Unbekannt erstatten, so eine Sprecherin der Behörde. Denn der Hof aus Fahrenkrug hatte die Eier zwar unter seiner Marke an Edeka verkauft, ist aber nicht der Erzeuger. Sie waren zugekauft.

Geflügelwirtschaftsverband: Gängige Praxis

Die Eier sollen mehr als 600 Kilometer in Deutschland unterwegs gewesen sein, ehe sie auf dem Bio-Hof im Kreis Segeberg landeten. Mehrere Zwischenhändler in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen waren offenbar involviert. Dies ist nicht verboten. Der Geflügelwirtschaftsverband (ZDG) Schleswig-Holstein spricht von einer gängigen Praxis. Dass so viele Zwischenhändler beteiligt seien, sei zwar unüblich, erklärte Geschäftsführer Nicolai Wree im Schleswig-Holstein Magazin. Bei Engpässen sei der Zukauf aber üblich.

Auf Packungen steht, wo Eier verpackt werden

Verbraucherschützer kritisieren die Vorgänge. Wenn mit der Verpackung der falsche Eindruck erweckt werde, es handele sich um ein regionales Produkt, sei das irreführend und grenzwertig, sagte Gudrun Köster von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Laut ZDG-Landesgeschäftsführer Wree wird auf Eier-Packungen Bezug auf die Packstelle genommen. Die Herkunft der Eier wird durch den Stempel auf den Eiern selbst gekennzeichnet.

Verbraucherzentrale spricht von Schlupfloch

Es reicht also offenbar, Eier in Schleswig-Holstein in eine Packung zu sortieren, um sie als „Eier aus Schleswig-Holstein“ deklarieren zu können. Diese Gesetzeslücke werde als Schlupfloch genutzt, so Verbraucherschützerin Köster, „aber fair gegenüber dem Verbraucher ist das nicht.“

Betroffener Hof will nun weniger zukaufen

Auch der betroffene Bio-Hof in Fahrenkrug fühlt sich offenbar nicht fair behandelt. In einer Stellungnahme hieß es, man sei „massiv betrogen worden“. Ohnehin habe man nur in seltenen Ausnahmefällen Eier zugekauft – und will das nach dem aktuellen Vorfall ändern. Außerdem will der Hof die Herkunft der Eier schon auf der Verpackung klar benennen.
Edeka ließ über einen Sprecher mitteilen, dass die mutmaßlich verdorbene Charge Eier umgehend aus dem Verkauf genommen worden sei.

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