Von Klimanetzwerk Braunschweig
Gestern (13.05.2024) versammelten sich um 17:00 Uhr Bürgerinnen und Bürger Braunschweigs vor dem Rathaus, um bei einer stillen Mahnwache ihre Solidarität mit der Forderung der Aktion „Hungern bis ihr ehrlich seid“ Ausdruck zu verleihen.
Seit über zwei Monaten befindet sich Ingenieur Wolfgang Metzeler-Kick (49) in Berlin im Hungerstreik. Seine Forderung ist einfach: Herr Kanzler Scholz, sprechen Sie die Wahrheit aus!
Die Wahrheit, die der Mitbegründer der Aktion „Hungern bis ihr ehrlich seid“ meint, ist wissenschaftlicher Konsens. Die Klimakatastrophe ist eine Bedrohung für den Fortbestand unserer menschlichen Zivilisation. Wir müssen radikal umsteuern, um den CO₂ Gehalt der Luft zu senken. Dieser ist jetzt schon viel zu hoch, um die unter dem Pariser Klimaabkommen vereinbarte Grenze von unter 2 Grad, geschweige denn 1,5 Grad Celsius globaler Erwärmung einzuhalten. Am 06. Mai 2024 bestätigten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Scientists For Future in einer von Mitgliedern des Umweltbundesamts unterzeichneten Stellungnahme zum Hungerstreik diese Tatsachen.
Wolfgang Metzeler-Kick ist nicht allein. Seit dem 25. März ist Ingenieur Richard Cluse (57) im Hungerstreik. Es folgten am 16. April der Biologe Michael Winter (61) und am 07. Mai Adrian Lack (34). Bei Michael Winter wurde der gesundheitliche Zustand bereits als kritisch eingeschätzt. Trotzdem kommt aus dem Bundeskanzleramt nur eine Botschaft: Schweigen.
„Auch wir werden still protestieren, denn von Seiten der Wissenschaft ist alles gesagt. Jetzt ist es an der Bundesregierung, das Wort zu ergreifen und ehrlich auszusprechen, was auf dem Spiel steht. Der Bevölkerung kann und muss die Wahrheit zugemutet werden. Erst dann können wir gesamtgesellschaftlich diese enorme Aufgabe mit angemessenem Krisenmanagement angehen“, so Anja Aschenbrenner (51) vom Klimanetzwerk Braunschweig.
„Es muss verhindert werden, dass die Menschen im Hungerstreik weiter ihr Leben und ihre Gesundheit riskieren. Deshalb appellieren wir an Bundeskanzler Olaf Scholz, sein Schweigen zu brechen. Auch an Bürgermeister Thorsten Kornblum richten wir die eindringliche Bitte, sich einzusetzen“, fordert Julia Schönknecht (44).
Mark Engel (56) ergänzt: „Es ist nicht die Protestform Hungerstreik, die wir unterstützen. Wir stehen für den Schutz von Leben ein. Doch der dramatische Akt des Hungerstreiks verweist auf die lebensbedrohende Dimension der Klimakrise und das Leid, das bereits Millionen Menschen im globalen Süden trifft. Den Menschen, die meinen, hier von Erpressung sprechen zu müssen und die Hungerstreikenden zu diffamieren, sei gesagt, dass das Frauenwahlrecht, die Unabhängigkeit Indiens, das Ende der Apartheid nur einige Beispiele dafür sind, dass die Protestform Hungerstreik in der Vergangenheit dazu beigetragen hat, Errungenschaften zu ermöglichen, die heute für uns selbstverständlich sind.“
In seiner Grundsatzentscheidung vom 09. April 2024 bestätigte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte im „Klimaseniorinnen-Urteil“, dass unzureichende Klimaschutzmaßnahmen eines Mitgliedstaates der Europäischen Menschenrechtskonvention eine Verletzung der Menschenrechte darstellen.