Die Verfolgung der Juden in Wolfenbüttel während der Nationalsozialistischen Diktatur ist vielseitig dokumentiert. Seit 1988 finden alljährlich am 9. November am sogenannten Synagogenstein gegenüber dem Bürger Museum Gedenkfeiern statt. Bisher wurde immer an die Verfolgung vor allem in der Pogromnacht erinnert.
Dass in Wolfenbüttel Juden seit vielen Jahrhunderten gelebt und die Stadt mitentwickelt haben, ist sehr wenig dokumentiert. Im Haus, der ehemaligen Synagoge in der Harzstraße informieren Texttafeln über diese Geschichte. Gerade ist eine Neuauflage des „Jüdischen Rundgangs“ mit kurzen Informationen zu dieser „alten Vergangenheit“ erschienen.
Im oben abgebildeten Buch finden sie erstmalig die Forschungsergebnisse des Wolfenbütteler Genealogen Hans Schulze (1892-1975), die er nach 1945 intensiv betrieben hat, zusammengefügt. 1963 weigerte sich die Stadt Wolfenbüttel, die Texte als Buch herauszugeben. Sie sind dann 1967/68 in den Braunschweigischen Jahrbüchern „versteckt“ worden.
Jetzt, 2020, konnten die Forschungsergebnisse mit weiteren Texten veröffentlicht werden, weil unter anderem auch die Stadt Wolfenbüttel neben weiteren Sponsoren den Druck des Buches großzügig unterstützt haben. Das Buch gewinnt durch die aktuelle Entwicklung des Antisemitismus eine besondere Bedeutung. Das wird auch aus einem Zitat der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Braunschweig, Frau Wagner Redding, deutlich:
Was wissen Schüler über das Judentum und den Holocaust?
Bei vielen habe ich den Eindruck, dass sie denken, Juden hätte es nur zwischen 1933 und 1945 gegeben. Dass schon Ende des 13. Jahrhunderts Juden in Braunschweig gelebt haben, wissen die meisten nicht. Viele Juden haben sich sehr eingebracht in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Das ist vielen unbekannt. Zahlreiche Vorurteile rühren aus dieser Unkenntnis heraus.
Jüdische Familien in Wolfenbüttel, Band III
Beiträge zur Geschichte der jüdischen Gemeinden in Wolfenbüttel und Hornburg. Mit Originaltexten von Hans Schulze. Herausgegeben von Jürgen Kumlehn unter Mitarbeit von Imke Reiher, Dr. Kristlieb Adloff und Reinhard Försterling
158 Seiten, 14,80 Euro, Appelhans Verlag Braunschweig, ISBN: 978-3-944939-42-1
Bitte kaufen Sie das Buch in lokalen Buchhandlungen
Vor vier Tagen kam ein Bericht im DLF über die Juristenausbildung in Deutschland : „Behrendt (Grüne) verlangt explizite Thematisierung des Nazi-Terrorregimes in der Juristen-Ausbildung“.
https://www.deutschlandfunk.de/justizministerkonferenz-behrendt-gruene-verlangt-explizite.2850.de.html?drn:news_id=1199262
Ein Juraprofessor der Uni Nürnberg-Erlangen sagte, dass ein Prüfling nicht die SS kannte. Der hatte von der SS noch nie gehört.