Die Eskalationsmöglichkeiten Russlands oder das Gleichgewicht des Schreckens (2.Teil)

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Nein zur Eskalation Foto:Pixabay

Ausblicke für den Ukraine-Krieg:

1. Teil: Suchen die USA eine Verhandlungslösung für den Ukraine-Konflikt? (am 9.2.23)

2. Teil Die Eskalationsmöglichkeiten Russlands oder das Gleichgewicht des Schreckens (hier)

Die Positionen der letzten 14 Monate im Ukrainekrieg in wenigen Worten

Vor dem Ukrainekrieg forderte Russland die Neutralität der Ukraine und die Einhaltung des Minsker Abkommens (Teilautonomie der Donbassregion ). Die USA sagten nein. Russland versuchte die Ukraine zu besiegen. Das klappte nicht. Russland annektiert aber nicht nur den Donbass, sondern weitere Regionen.

Nach einigem Hin und Her liegt seit diesem Jahr die Initiative wieder auf russischer Seite. Die militärische Lage der Ukraine sieht nach der Aufstockung der russischen Truppen schlecht aus. Es gibt Gerüchte von einer bevorstehenden russischen Offensive. Letzteres birgt gefährliche Eskalationsmöglichkeiten.

Es gab zwei frühe Initiativen den Krieg zu stoppen: Im März letzten Jahres war der ehemalige Regierungschef Israels, Bennet, der Vermittler zwischen USA, Frankreich, Großbritannien, Deuschland und Kiew auf der einen Seite und Moskau auf der anderen. Er sagt, er hätte sich genau mit den genannten westlichen Staaten abgesprochen, ein Friedensschluss sei auch erreichbar gewesen, trotzdem wollten die westlichen Staaten plötzlich keine Verhandlungen mehr.

Danach seien sich in den Istanbuler Verhandlungen Kiew und Russland schon sehr nahe gekommen. Da flog der damalige Regierungschef Großbritanniens, Johnson, nach Istanbul und brachte Kiew dazu, die Verhandlungen abzubrechen. Auf diese Verhandlungen geht die RAND-Analyse übrigens mehrfach als Vorlage für neue Verhandlungen ein. (siehe dazu „Suchen die USA eine Verhandlungslösung für den Ukraine-Konflikt?)

Das Drohpotential Russlands

Da der Westen viel größere Ressourcen als Russland hat, kann man die Möglichkeiten Russlands leicht unterschätzen. Daher gehe ich hier auf das Eskalationspotential Russlands ein, um die Gefahr zu erläutern, dass sich der Konflikt hin zum 3. Weltkrieg ausweitet. Ein wenig beachteter Aspekt sind die Hyperschallwaffen, die die Eskalationsgefahr weiter verschärfen. Es ist eben nicht so, dass nur das stattfindet, was uns im Internet und in den Medien erzählt wird.

Russland hat seine neue Hyperschallwaffe Zirkon im westlichen Atlantik getestet. Es wurden alle Arbeiten für den Abschuss von solchen Raketen getestet. Der Abschuss selber wurde nur digital simuliert. Wenn man sich die Karte des nördlichen Westatlantik anguckt, so fallen einem die Städte New York, Philadelphia und Washington ins Auge die damit bedroht wurden. Die Fregatte „Admiral Gorschkow“ fuhr mit ihren Hyperschallwaffen zuvor im Europäischen Nordmeer (Norwegische See) und dann an Großbritannien vorbei. Im Europäischen Nordmeer geht es um die Sicherung der Nordpassage, der neuen Seerute im Norden Russlands, die mit großem Aufwand von Russland ausgebaut wird.

Warum ist diese Waffe so bedeutsam?

Bei der Zirkon „handelt (es) sich um eine Hyperschallwaffe, die für die Luftabwehr praktisch unverwundbar ist. Das landseitige System hat eine Reichweite von 1.000 bis 1.500 Kilometern. Die Reichweite der von Bord des Schiffes abgeschossenen Flugkörper beträgt etwa 800 Kilometer. Das heißt, durch die Entwicklung und den Einsatz des Raketensystems können wir den Feind angreifen, ohne selbst in die Reichweite seiner Seezielflugkörper zu gelangen.“ (Konstantin Siwkow, Professor der Militärwissenschaften).

Die Zirkon ist eine Lenkrakete, die mit konventionellen oder atomaren Sprengköpfen ausgerüstet werden kann. Laut russischen Angaben wird sie zur Zeit in Serie produziert, um sie für die ganze Flotte einzusetzen. Sie erreicht eine Geschwindigkeit von Mach 9, das sind 11000 Kilometer pro Stunde oder 3 km je Sekunde. Sie hat damit nicht nur den Sprengkörper, sondern auch die 100-fache kinetische Energie gegenüber herkömmlichen Raketen beim Aufschlag. Daher soll sie laut russischen Angaben einen Flugzeugträger versenken können. Damit seien die mächtigen Flotten der USA mit ihren Flugzeugträgern nicht mehr zeitgemäß.

Auf diese Machtdemonstration Russlands, der Fahrt des Schiffes vorbei an bedeutenden Millionenstädten des Westens, wird in den Medien kaum reagiert. Dafür wird über einen harmlosen Ballon der Chinesen breit schwadroniert.

Wenn eine Zirkon eingesetzt wird, kann der Gegner wahrscheinlich nicht beurteilen, ob es sich um eine Atomwaffe handelt. Damit liegt die Gefahr der Eskalation zum Atomkrieg auf der Hand.

China besitzt auch Hyperschallwaffen, aber nicht mit so hoher Geschwindigkeit wie die Zirkon.

Die USA haben vor Wochen zum ersten Mal eine Hyperschallwaffe erfolgreich getestet. Sie haben verschiedene Hyperschallwaffen in der Entwicklung und werden nachziehen.

Hyperschallwaffen können wegen der geringen Vorwarnzeit schnell zur Eskalation führen. Vielleicht führt ja der Wahnsinn zu Abrüstungsverhandlungen. Eine konsequente Friedensbewegung ist hier gefragt.

Darüber hinaus hat Russland eine völlig neue Art von Torpedos mit schweren Atomwaffen für seine U-Boote neu im Einsatz, als Waffe gegen Flottenverbände und küstennahe Regionen.

Dass Russland und die USA ähnlich viele Atomwaffen besitzen, ist allgemein bekannt. Zu Zeiten der Sowjetunion wurde, anders als heute, über die mögliche atomare Verwüstung der Erde und den nuklearen Winter gesprochen, der die Nordhälfte der Erde total verwüsten würde und nur in wenigen Gebieten im Süden der Weltkugel den Menschen eine 20%ige Überlebenschance geben würde.

Damit wird deutlich, warum in der Rand-Studie der USA eine Eskalation zum NATO-Russland-Krieg und der dann wahrscheinlichen Eskalation zum Atomkrieg als ernsteste Gefahr gesehen wird.

Anlässlich der Lieferungen von Leopard-Panzern aus Deutschland wies Putin darauf hin, dass ein Krieg NATO gegen Russland nicht mit Panzern stattfinden würde. In den Medien werden die Gefahren des Krieges für uns großenteils ausgeblendet. Soll die Kriegseuphorie nicht geschwächt werden oder sind vielen Journalisten die Gefahren einfach nicht bekannt?

Neues vom Anschlag auf Nord Stream

Der amerikanische Star-Journalist Seymour Hersh hat in einem exklusiven Artikel im Detail enthüllt, wie die USA mithilfe norwegischer Kräfte die Sprengungen von Nord Stream vorbereitet und durchgeführt haben. Im Anti-Spiegel wird sein Artikel übersetzt und durch eine zweite sehr detaillierte Quelle eines Whistleblower ergänzt. Interessant an dem Bericht von Seymour Hersh sind die Details zu den Planungen, die bereits im Dezember 2021 begannen. Das Äquivalent zu den Sprengungen an Nord Stream wäre, wenn Russland entscheidende Erdgas- und Ölleitungen in der USA sprengen würde. Die Reaktionen würden bestimmt krass ausfallen.

Alles Gute für uns alle, in der Hoffnung, dass es zu einer Verhandlungslösung kommt und dass es nicht dazu kommt, dass der Krieg durch einen neuen ersetzt wird, den Krieg gegen China.

Ausblicke für den Ukraine-Krieg:

Dies war der 2.Teil

Teil 1: Suchen die USA eine Verhandlungslösung für den Ukraine-Konflikt?

1 Kommentar

  1. In der ukrainischen Regierung wurde 2019 bereits über diesen Krieg geredet.
    Was seit ca. einem Jahr abläuft, entspricht zu einem grossen Teil den Erwartungen von Präsidentenberater Olekseij Aristowitsch*, die er damals in einem Interview geäussert hat.

    Interviewer:
    Wenn die Ukraine der Nato beitreten will – können wir dann über ein paar Daten über die Beendigung des Krieges im Osten sprechen?
    A.: Nein, wir werden nicht über irgendeinen Kriegsendtermin sprechen – ganz im Gegenteil. Es wird Russland höchstwahrscheinlich dazu veranlassen, eine gross angelegte Militäroperation gegen die Ukraine zu starten, weil sie unsere Infrastruktur zerstören müssen uns alles hier in ein verwüstetes Territorium verwandeln müssen, so dass die NATO uns nur ungern aufnehmen wird.
    Int.: Sie meinen, Russland wird es wagen, die NATO direkt zu konfrontieren?
    A.: Natürlich Russland – müssen sie es tun, bevor wir der Nato beitreten, um uns für die Nato uninteressant zu machen.
    Sie würde wegen der Verwüstung nicht interessiert sein.
    Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9% ist unser Preis für den Nato-Beitritt ein grosser Krieg mit Russland.
    Wenn wir der Nato nicht beitreten, wird es innerhalb von 10-12 Jahren eine Übernahme der Ukraine durch Russland geben.
    Hier ist die Weggabelung, vor der wir jetzt stehen, und jetzt müssen wir eine Entscheidung treffen.
    I.: Aber wenn wir die Dinge auf die Waage legen – was ist in diesem Fall besser?
    A.: Natürlich ein gross angelegter Krieg mit Russland und ein Nato-Beitritt als Ergebnis einer Niederlage Russlands – das coolste überhaupt.
    I.: Und wie kann ein gross angelegter Krieg mit Russland aussehen?
    A.: Nun, das wird eine Luftoffensive sein. Eine Invasion vielen russischer Armeen, die sie an unseren Grenzen aufgestellt haben; die Belagerung von Kiew, der Versuch, unsere Truppen in der Donbass-Zone einzukreisen; der Durchbruch der Landenge von Perikow auf der Krim; der Vormarsch zum Kakura-Stausee, um die Krim mit Wasser zu versorgen; die Offensive vom Territorium Weissrusslands aus; die Gründung neuer Volksrepubliken, Sabotageaktionen, Streiks gegen kritische Infrastruktureinrichtungen usw., Luftangriffe.
    Das ist ein umfassender Krieg und seine Wahrscheinlichkeit beträgt 99,9%!
    I.: Wann?
    A.: Nach 2020. 2021-2022 sind die kritischen Jahre.

    siehe: https://www.krone.at/2656450
    oder : https://www.bing.com/videos/search?q=pohlmann+ukraine+aristowisch&&view=detail&mid=4600D8442DB251C18FB74600D8442DB251C18FB7&&FORM=VRDGAR&ru=%2Fvideos%2Fsearch%3Fq%3Dpohlmann%2Bukraine%2Baristowisch%26FORM%3DHDRSC3

    Nach Aristowitsch wird eine Strategie erkennbar, die weltpolitische Bedeutung der Ukraine durch einen Krieg gegen Russland zu erhöhen, 2019 !

    *seit kurzem ist Aristowitsch nicht mehr Berater von Selensky

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