NewYorker hat noch nicht unterschrieben

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Mehr als 1000 Menschen starben beim Zusammenbruch der Textilfabrik in Bangladesch. Profitgier und Pfusch am Bau – das sind die Gründe für das verheerende Unglück vom 24. April in Dhaka.

Im Grunde ist diese Katastrophe ja kaum der Rede wert, wenn man bedenkt, dass alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren verhungert und 57000 Menschen pro Tag an Hunger sterben. Eine Milliarde Menschen sind permanent  schwerst unterernährt. Doch kaum jemand regt sich auf. Und doch berührt uns das Schicksal der über tausend toten Näherinnenund den vielen Verletzen. Warum?

Weil wir direkt mit schuldig sind – als Konsumenten dieser dort oder in anderen Billiglohnländern fabrizierten Kleidung. Schuldig sind die Firmen, die dort produzieren lassen und hinlänglich bekannt sind. Teilweise auch unser Braunschweiger Unternehmen New Yorker. Der Braunschweig-Spiegel hatte kurz nach dem Unglück bei NYer angefragt, wie es denn nun sei mit der Einhaltung der Menschenrechte bei der Auftragsvergabe in diesen Ländern. Freundlich und auf die Fragen nicht eingehend antwortete das Unternehmen: Es sah die große Verantwortung, die es hat, wies auf die Verträge hin, die hinsichtlich der Einhaltung der Menschenrechte alles regeln sollen und prüft die Beteiligung am „Accord on Fire and Building Safety-Abkommen“.

Der Braunschweig-Spiegel schrieb NY am 31. Mai nochmals an und wollte wissen, wie weit die Überlegungen denn nun sind. Unten finden sie die Antwort.

Es ist noch nicht Zeit die Antworten von New Yorker zu analysieren und zu kommentieren. Auf jeden Fall sind sie professionell und folgen einem seit etwa 10 Jahren international bekannten Muster. Spannend ist in diesem Zusammenhang, die Antworten von NYer abzugleichen mit der aufklärenden Recherche „Unsere Toten in Bangladesch“ von Oliver Cyran in der neuesten „LE MONDE diplomatique „.

Übrigens, wenn ich oben davon schrieb, dass wir Konsumenten und die Firmen schuldig sind an dem Desaster, dann ist das unzureichend. Die Regierungen der Staaten und mit denen die WTO sind nicht bereit Sozial- und Umweltregeln in den Handelsverkehr einzufüren. Deutschland mit der Frau Ministerin Aigner, will keinerlei Vorschriften oder gar Kontrollen im freien Warenverkehr. Der viel gepriesene freie Markt der vielen von uns in Deutschland Wohlstand bringt, bedeutet für noch mehr Menschen Hunger, Elend, Tod und Verzweifelung. Aber das wird von den politischen Christen und Sozialen und Demokraten in unserem Lande hingenommen. Es sind ja nicht unsere Toten.

 

Schriftwechsel

—– Original Nachricht —-

Von:     Künnemeyer Mirja <MKuennemeyer@newyorker.de>

An:      „brunsvigia@arcor.de“ <brunsvigia@arcor.de>

Datum:   06.06.2013 18:15

Betreff: AW: Unterschrift Sicherheitsabkommen Bangladesch

 

Hallo Herr Maier,

NEW YORKER ist bewusst, dass aufgrund der aktuellen Ereignisse das Thema Arbeitsbedingungen innerhalb der Produktion immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit tritt.

 In diesem Zusammenhang ist sich NEW YORKER besonders seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und hat seine Lieferanten in allen Beschaffungsländern schon vorher, somit auch in Bangladesch, vertraglich zur fairen und korrekten Behandlung der Beschäftigten verpflichtet.

 Auch wenn NEW YORKER lediglich einen geringen Teil seiner Produktion in Bangladesch hat, sehen wir großen Handlungsbedarf in diesem Land und werden uns an sinnvollen Maßnahmen beteiligen. Das „Accord on Fire and Building Safety-Abkommen“ wird momentan intern geprüft. NEW YORKER wird auch weiterhin regelmäßig Audits bei seinen Lieferanten durchführen.

Einer späteren Unterzeichnung des Abkommens stehen wir positiv gegenüber.

 Ich hoffe wir konnten Ihnen damit vorerst weiterhelfen.

Viele Grüße

Mirja Künnemeyer

Junior PR Officer

NEW YORKER

MARKETING DEPARTMENT

Hansestraße 48

38112 Braunschweig

Germany

 

 

 

 

—–Ursprüngliche Nachricht—–

Von: brunsvigia@arcor.de [mailto:brunsvigia@arcor.de]

Gesendet: Freitag, 31. Mai 2013 16:09

An: ngerecke@newyorker.de

Cc: banse@inkota.de

Betreff: Unterschrift Sicherheitsabkommen Bangladesch

Sehr geehrte Frau Gerecke,

ich muss noch einmal auf unseren Schriftwechsel zurückkommen, weil ich u. a. den neuesten Stand Ihrer Überlegungen hinsichtlich der Unterzeichnung des Sicherheitsabkommens erfragen will. Am  10.04.2013 schrieb ich Sie an und bat um Beantwortung einiger Fragen hinsichtlich des Sicherheitsabkommens. Leider haben Sie meine Fragen mit Schreiben vom 16. Mai 2013 nicht beantwortet. Dafür schickten Sie mir eine Pressemitteilung Ihres Hauses, in der Sie die ökologische, soziale und auch ethische Verantwortung Ihres Unternehmens besonders gegenüber den Menschen, die an der Herstellung Ihrer Produkte beteiligt sind, hervorgehoben wurde. Über Verträge, einem Code of Conduct und den Allgemeinen Geschäftsbedingungen sei das alles abgesichert. Außerdem zeigten Sie sich zutiefst bestürzt über die Unglücke.

Als Günter Jauch am vergangenen Sonntag in seiner Sendung das Thema Billigproduktion und Ausbeutung in der Textilproduktion Bangladeschs thematisierte, ließ er ein Bild einspielen aus dem hervorging, dass New Yorker bisher das Sicherheitsabkommen noch nicht unterschrieben hat. Eine Nachfrage bei der „Clean Clothes Campaign“ bestätigte diesen Sachverhalt.

Meine zwei Fragen an Sie lauten: Ist es richtig, dass NY noch nicht  unterschrieben hat? Und falls ja, bitte ich um eine belastbare Antwort mit den Gründen, warum die Unterschrift noch nicht erfolgte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Uwe Meier

 

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