Nachhaltigkeit

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Ende der Woche beginnt in Braunschweig die Vorkonferenz zur Weltklimakonferenz der UNO. Bei dieser Gelegenheit sollte man sich wieder einmal erinnern, in welchen größeren Zusammenhang diese Klimakonferenz eingebettet ist. 1987 wurde der Bericht der Brundtland-Kommission veröffentlicht, der den Begriff „nachhaltige Entwicklung“ (sustainable development) in die politische und öffentliche Diskussion einbrachte. Vor allem auf der Umwelt- und Entwicklungskonferenz in Rio 1992 wurde er im Rahmen der „Agenda 21“ zum ökologischen, ökonomischen und sozialen Leitbild erhoben. Diese Agenda (nicht zu verwechseln mit der Schröderschen Hartz IV-Agenda 2010!) verabschiedete ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm, das eine gesellschaftspolitische Erneuerung für das 21. Jahrhundert erstrebte. 179 Staaten haben sie unterzeichnet. Wichtig ist der Gedanke einer lokalen Umsetzung nach dem Prinzip „global denken, lokal handeln“, zu der sich (laut Wikipedia, Stand: 2006) rd. 2600 Kommunen in Deutschland (darunter Hannover) bekannt haben.

Die Agenda 21 hat drei Dimensionen: Ökologie, Ökonomie und Bildung. Versucht man diese auf Braunschweig herunter zu brechen, sieht das Ergebnis ziemlich trübe aus:

  • Zur ökologischen Bilanz der Stadt braucht man nicht viel zu kommentieren, zumal die Absicht besteht, jetzt auch noch gegen 60.000 Bäume für eine überflüssige Startbahnverlängerung zu fällen.

  • Ökonomisch: Da wird oft vorschnell dem Schuldentilgen das Wort geredet. Doch man verliert dabei aus dem Blick, wie man Länder oft erst durch gern vermittelte Rüstungsverkäufe in Schulden und finanzielle Abhängigkeit gebracht hat, und dass die Agenda 21 die Sicherung des Lebensstandards der jetzigen Generation neben die Bedürfnisse künftiger Generationen stellt. Die Schaffung von Arbeitsplätzen wird als wichtiges Moment betrachtet. Die Gerechtigkeit soll nicht nur intergenerationell, sondern auch intragenerationell stattfinden. Auf Braunschweig bezogen: Eine intakte Infrastruktur und eine funktionierende Daseinsvorsorge nützt nicht nur der heutigen, sondern auch der künftigen Generation! (Speziell zu Braunschweig: Das Gerede von der Schuldentilgung ist nur heiße Luft, hinter den Kulissen werden neue Schulden aufgehäuft!)

 

      • Und die Bildung? Da müsste der „Bertelsmannisierung“ Einhalt geboten werden, die sich nicht nur in der Ökonomisierung des Bildungswesens äußert, sondern auch in der „Output-Orientierung“, die sich in immer neuen Tests und Prüfungen äußert – mit dem Ergebnis, dass nur noch für diese Prüfungen gelernt wird. Böse Zungen reden vom „Bulimie-Lernen“: Man frisst Wissensstoff in sich hinein, spukt ihn aus und vergisst ihn. Doch das ist leider keine Braunschweiger Spezialität, sondern bundesdeutsche Nicht-Nachhaltigkeit.

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