Muslimisches Opferfest – Tierschutz oder Tieropfer? –

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Deutschlandfunk – 29.08.2017

Soll das geschaechtet werden? Foto U. Meier

In dieser Woche beginnt das islamische Opferfest. Welche Rolle spielt das Schlachtopfer in Zeiten von Discount-Fleisch und Massentierhaltung? Muslime in Deutschland haben unterschiedliche Antworten. Sie reichen von der rituellen Schlachtung bis hin zum Vegetarismus.

Von Luisa Meyer:

„Da das Opferfest das höchste islamische Fest ist, und es ist sehr emotional konnotiert. Also es ist wie für Christen Weihnachten. Selbst die, die religiös sehr unmusikalisch sind und im Alltag nicht so viel praktizieren, die kommen dann eben doch in die Moschee fürs Opferfest“, sagt Lauren Drover. Die Religionswissenschaftlerin erforscht an der Universität Bonn den Islam in Deutschland.

Beim Opferfest ist es Brauch, ein Tier zu schlachten. Das geht zurück auf eine Geschichte im Koran – und zwar die von Abraham – oder auch Ibrahim. Demnach befiehlt Gott ihm im Traum, seinen Sohn zu opfern. Er ist bereit, ihn zu schlachten. Damit hat Abraham die Prüfung bestanden, so der Koran. Gott schickt ihm, seinem „gläubigen Diener“, stattdessen ein Tier zum Opfern. In Erinnerung an Abraham schlachten viele Muslime beim Opferfest ein Tier. Denkbar sind eine Kuh, ein Kamel oder eine Ziege, aber am üblichsten ist es, ein Schaf oder ein Lamm zu opfern. Ein Drittel wird an Arme und Bedürftige verschenkt, ein Drittel an Freunde und Verwandte, und ein Drittel behält die Familie.

„Manche Leute sagen: ‚Es ist unislamisch, ein Tier zu quälen'“

Muslime in Deutschland legen unterschiedlich aus, wie und ob zum Opferfest ein Tier geschlachtet werden soll.

„Also natürlich hat jede Gemeinde einen unterschiedlichen theologischen Blick, je nachdem, welcher Rechtsschule sie angehören, und je nachdem, aus welcher geografischen Gegend sie kommen. Also, es gibt halt Ansätze, die es als Pflicht sehen, also als muslimische Pflicht: Das muss gemacht werden. Dann gibt es die Erlaubnis, dass man es machen kann, man muss es aber nicht; und dann gibt es im ganz weit liberalen Spektrum eben Leute die sagen, nee, das ist einfach unislamisch, ein Tier so zu quälen“, sagt Lauren Drover. Neben der Frage, wie die Geschichte von Abraham im Koran ausgelegt wird, spielt auch Tradition eine große Rolle für Muslime in Deutschland.

„Gerade solche Sachen wie das Opferfest, also Festtage, die sind sehr eng verbunden mit der Volkstradition, wie wir das nennen, in den jeweiligen Ländern, wo sie herkommen. Da geht es weniger um theologische Fragen, also wie im Koran was ausgelegt werden soll, sondern es geht vielmehr darum, wie haben das die Eltern, die Großeltern, die Urgroßeltern schon immer so gemacht. Und da zeigen sich dann auch wieder Generationenbrüche, auch innerhalb jeder einzelnen Gemeinde. Also es gibt da jüngere Leute, die einen anderen Blick darauf haben.“

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