Leserbrief an „DIE ZEIT“, betr.: „Was glaubt ihr eigentlich, wer wir sind?“ (Nr. 48, 21.11.2013, S. 17)
Dominik Wullers, Offizier der Bundeswehr, macht seinem Herzen Luft. „DIE ZEIT“ räumt ihm dafür eine halbe Seite ein. Da klagt er über Beschimpfungen und Hassmails, denen er als Soldat ausgesetzt ist. Der Kern seiner Ausführungen liegt im Bereich der Schulen, wo die Bundeswehr nicht nur als „faschistisch“ oder „rassistisch“ diffamiert werde, sondern wo man ihr vielfach den Zugang verweigere. Dahinter stecke die GEW (Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft). „Diese 270 000 Mitglieder starke Organisation versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass die 97 Jugendoffiziere der Bundeswehr Schulen besuchen und über die deutsche Sicherheitspolitik berichten.“ Im Übrigen werben die Jugendoffiziere, laut Wullers, „nicht für die Bundeswehr; sondern sie erklären die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik.“
Offensichtlich betrachtet Herr Wullers die Schulen als legitimen Handlungsbereich der Bundeswehr, von dem sie durch die GEW rechtswidrig ferngehalten werde.
Wer sagt ihm, dass die Schulen Hausrecht haben und selbst bestimmen können, wen sie einladen? Und dass die Lehrpläne von den Kultusministerien verfasst werden und nicht vom Verteidigungsministerium? Dass der Bundeswehr vor allem in CDU-regierten Bundesländern durch sog. Kooperationsverträge regelmäßige Rekrutenwerbung ermöglicht wurde, wird in der Tat von vielen inner- und außerhalb der Gewerkschaften abgelehnt, weil durch die angebliche „Aufklärungsarbeit“ jedes Jahr zahlreiche Minderjährige und junge Erwachsene in ein vermeintliches High-Tec-Abenteuer gelockt werden, aus dem sie oft für ihr restliches Leben beschädigt und traumatisiert wieder herauskommen.
Als ehemalige Lehrerin und langjähriges Mitglied der GEW und des Friedenszentrums Braunschweig lehne ich verbale Beschimpfungen grundsätzlich ab und plädiere für eine Auseinandersetzung mit Argumenten. Doch die Verdrehung von Tatsache, wie sie sich Herr Wullers leistet, darf nicht unwidersprochen stehen bleiben.