„Happy Birthday“ – Das JuZ Gliesmarode feiert seinen 40-jährigen Geburtstag

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Der offizielle Startschuss lag im Oktober ’75. Mit Strickpullover, Jesuslatschen und Jutetasche erobern sich die heimatlos gewordenen Jugendlichen durch das Schließen der Teestube im evangelischen Stadtjugendpfarramt, die Kellerräume im neuen Anbau der Bugenhagengemeinde im Osten Braunschweigs. Grobe Betonwände, grelles Neonlicht und die Stahltüren im Eingangsbereich – nicht gerade eine Kuschelatmosphäre – prägen anfangs das Bild des neuen Domizils.

 

Es dauert  nicht lange, bis Punks den „Bunker“ für sich entdecken und mehr als ein Jahrzehnt besetzen. Da gibt’s schon mal Krach mit den Leuten aus den benachbarten, neu emporwachsenden Hochhäusern. Wenn nur die Bässe wummern und Fetzen der „Mucke“ durch die angekippten Fenster nach draußen wehen ist Stress angesagt.

Nicht immer gelingt die angestrebte friedliche Koexistenz zwischen Jung und Alt, wie es sich der Kirchenvorstand erträumt hat. Während sich die Teestubenbesucher den Regeln anpassen, muss der Rest der „Meute“ sein Revier verteidigen. Irgendwann hat man sich aneinander gewöhnt. Die Musik der Sexpistols, der Toten Hosen und anderer Gruppen sind Vorbild für das Gründen eigener Bands, die sich so illustere Namen, wie Daily Terror, Tobsucht, Fettfleck oder HTLV3 geben und über Braunschweig hinweg bekannt werden.

Trotz der Verschiedenheit der jugendlichen Szenen verbringt man einen Großteil der Freizeit miteinander, spielt ’ne Runde Billard oder Tischtennis, kocht gemeinsam, genießt die  Sommerfreizeiten, diskutiert über Gott und die Welt, kämpft gegen den Bau von Atomkraftwerken und entwickelt ein Konzept für alternative Lebensformen.

Irgendwann ist es soweit, dass sich die Heranwachsenden ablösen, um in eigene Räumlichkeiten in die Marienstraße zu ziehen. Der Verein die „Wegstecker“  wird zu ihrer Heimat. Sie machen Platz für eine neue Generation im JuZ, diemal sind es die Breakdancer und Hip-Hopper, die die freigewordene Lücke schließen. Eine andere Ära bricht an. Im Nullkommanichts werden die Wände neu gestaltet – Graffity ist angesagt und der Musikstil ist ein anderer. Aber auch diese entfleuchen nach einigen Jahren dem „Bunker“ und ziehen weiter ins Jugendzentrum „Mühle“ – dort sind die Räumlichkeiten größer und bieten mehr Platz.

Es ist Bewegung  in der Jugendszene – und das ist gut so. Während der verflossenen vier Jahrzehnte werden diese von einem wechselnden Mitarbeiterteam in ihrem Alltag, in ihrer Freizeit begleitet und in ihren Fähigkeiten unterstützt. Das Rückgrat dieser Einrichtung und die Verbindung  in alle Ebenen, wie z.B. Elternhaus, Kirche, Kommune und Mitarbeiterteam leistet seit mehr als 3 Jahrzehnten die Diakonin Irmgard Streilein, die jetzt in den wohl verdienten Ruhestand wechselt und von Conny Steinweg abgelöst wird.

Klar, dass dieser 40. Geburtstag zünftig gefeiert wurde. Mit Hallo wurden die ehemaligen Mitarbeiter, aber auch zahlreiche „Junggebliebene“ aus allen Kultepochen des Juze Gliesmarodes während des Erzählcafès am vorletzten Freitag durch Frau Pastorin Wittekopf begrüßt.  Zahlreiche offizielle Gäste aus Kirche, Politik und Verwaltung waren ebenfalls erschienen.

Am Tag drauf gab’s ein Revival in die wilde Zeit der 70iger und 80iger. Anfangs rockten die Besucher nach den alten Scheiben von damals, was später  von den Musikern der Braunschweiger Punkband „Helsinki Blockheads“ überboten wurde. Wie in alten Zeiten tanzte die Masse Pogo.

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