Fritz Bauer-Ehrungen: Einige kritische Anmerkungen zur Ausstellung „Der Prozess um den 20. Juli“

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Eine kritische Anmerkung ist, dass die Ausstellung nicht wesentlich dazu beiträgt, Fritz Bauer auch bekannter zu machen. In der Ausstellung geht es in erster Linie um Remer und den Prozess selber. Fritz Bauer taucht weder im Namen der Ausstellung sowie in den entsprechenden Veranstaltungshinweisen in der Zeitung auf. Nur in den einzelnen begleitenden Vorträgen wird Fritz Bauer im Titel ausdrücklich erwähnt. Das mag die Folge haben, dass Laien oder Außenstehende den Bezug von Fritz Bauer zur Ausstellung kaum erkennen. Das eigentlich Bedeutende der Ausstellung kommt damit aber nicht zum Ausdruck.

Das mag problematisch sein, wenn die Ausstellung an Orte wandert, an denen man Fritz Bauer noch nicht kennt. Dort wird man den Eindruck erhalten, es gäbe eine Ausstellung zum 20.Juli, und dass es in Braunschweig dazu früher einen wichtigen Prozess gegeben habe, in dem die Widerstandskämpfer des 20.Juli rehabilitiert wurden.

Das Wesentliche an dem Prozess aber ist das Vorgehen von Fritz Bauer. Und dass sich ein Menschenrechtsimpuls ankündigt, der dann in den weiteren Prozessen und Ermittlungen später in Frankfurt seine Fortsetzung findet und neue Akzente für die Justiz und Rechtsgeschichte in Deutschland setzt.

Die Ausstellung sollte daher selber nicht nur Remer, den Prozess und die Widerstandskämpfer des 20.Juli als historisches Geschehen bekannt machen, sondern den Impuls herausarbeiten, der mit diesem Prozess verbunden ist.

Folgende Punkte sind dabei anzumerken:

– Der Name Fritz Bauer taucht nicht im Titel der Ausstellung auf. Dieser lautet: „Der Prozess um den 20. Juli – Das Braunschweiger Verfahren gegen Otto Ernst Remer 1952“ – Eine Ausstellung im Landgericht Braunschweig.

– In den Veranstaltungshinweisen in der Braunschweiger Zeitung taucht dementsprechend der Name von Fritz Bauer gar nicht mehr auf, sondern nur Otto Ernst Remer, wenn es dort heißt: „Führung in der Ausstellung ‚Der Prozess um den 20. Juli – das Braunschweiger Verfahren gegen Otto Ernst Remer 1952‘ im Landgericht Braunschweig“.

– Auch im begleitenden Flyer könnte Fritz Bauer noch stärker gewürdigt werden.

Folgendes wäre noch anzumerken:

– Es gibt bisher noch keinen Ausstellungskatalog und auch keine Plakate für die Ausstellung. Gerade Plakate wären für eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit wichtig – insbesondere wenn die Ausstellung an andere Orte wandert.

– Es gibt bisher noch wenig Begleitmaterial für die Ausstellung. Der Freundeskreis hat inzwischen einige Bücher, Aufsätze und Literaturhinweise zu Bauer ausgelegt. Das könnte ergänzt werden und sollte ein fester Bestandteil der Ausstellung sein, gerade auch, wenn sie an anderen Orten zu sehen ist

– Der Film „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ von Ilona Ziok sollte ein fester Bestandteil der Ausstellung sein. Das Besondere an diesem Film ist, dass gerade auch der Name von Fritz Bauer schon im Titel erwähnt wird. Damit weiß auch derjenige, der mit dem Thema bisher nicht viel zu tun hatte, dass es um Fritz Bauer und seine besonderen Aktivitäten geht.

Es ist immer wieder die Frage, weshalb Fritz Bauer nach seinem Tod so vergessen werden konnte, dass selbst Juristen ihn kaum noch kennen. Das Besondere von Bauer wurde jahrzehntelang nicht wahrgenommen, selbst in Hinblick auf den Holocaust und dem Auschwitz-Prozess wurde Bauer teilweise nur am Rand erwähnt. Das Buch „Gerichtstag halten über uns selbst… “ über die Geschichte und Wirkung des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses von 2001, das vom Fritz Bauer Institut herausgeben wurde, ist ein Beispiel dafür. Hier gibt es ein ganzes Buch über den Auschwitz-Prozess, in dem Fritz Bauer fast gar nicht vorkommt. Dabei ist der Titel des Buches ein Zitat von Bauer.

Die Erinnerung an einem Menschen entsteht auch dadurch, dass man seinen Namen im Gedächtnis behält. Wenn der Name erst gar nicht erwähnt wird, verschwindet auch langsam die Erinnerung. Vielleicht könnte man das bei dieser Ausstellung (und späteren) berücksichtigen. Denn dass es im Kern bei dieser Ausstellung nicht um Remer oder den Prozess um den 20.Juli geht, ist wichtig wahrzunehmen.

Der Anstoß zu der Ausstellung kam von der Filmemacherin Ilona Ziok, die bei ihren Dreharbeiten zum Fritz-Bauer-Film auf das Besondere dieses Prozesses gestoßen ist. Gegen viele Widerstände – zum Teil auch aus den eigenen Reihen – führte Bauer diesen Prozess. Gerade die Prozessstrategie von Bauer war wichtig, zum Beispiel auch das Heranziehen von verschiedenen Gutachtern. Diese Vorgehensweise behielt Bauer auch bei späteren Prozessen bei. Dadurch wurde wichtige Aufklärungsarbeit geleistet, die Historiker damals noch nicht übernommen hatten. Durch diesen und die weiteren Prozesse setzte Bauer wichtige Akzente in der deutschen Nachkriegsgeschichte zur Aufklärung der NS-Verbrechen. Das persönliche Vorgehen von Bauer sollte dabei gewürdigt und entsprechend herausgehoben werden. – Gerade auch dadurch bekommt der Prozess eine besondere Aktualität.

Neuer Flyer des Fritz Bauer-Freundeskreises

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