„Fritz Bauer – Tod auf Raten“ – Der Film – Folge 8

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Niemand hat das Recht zu gehorchen (Fritz Bauer)

Die Serie über Fritz Bauer, den mutigen und großen Juristen in Braunschweig, begann mit den Erinnerungen von Frau Ausmeier, die mit Fritz Bauer als eine der wenigen Zeitzeugen befreundet war. (Folge 1 und Folge 2). Die Folge 3 befasste sich mit dem, was an Fritz Bauer in unserer Stadt erinnert, die Folge 4 mit seinen Verdiensten für Deutschlands und Folge 5 über einen Freundeskreis in Braunschweig. Die Folge 6 enthält aktuelle Ankündigungen und Reportagen zu Fritz Bauer und die Folge 7 Neues über Fritz Bauer in Stuttgart.

Der einführende Vortrag von Prof. em. Dr. Joachim Perels von der Universität Hannover stimmte auf den Menschen Fritz Bauer und die Zeit zwischen 1950 und 1965 ein. 

 

„Herr Perels ist Jurist und Politologe und seit 1971 in Forschung und Lehre am Institut für Politische Wissenschaft der Leibniz Universität Hannover tätig.

Perels‘ Werk ist durch die Auseinandersetzung mit der Verfassungs- und Realgeschichte der Republik von Weimar und der nationalsozialistischen Diktatur sowie deren Nachwirkungen in der Bundesrepublik geprägt. Dazu gehört die Geschichte des Widerstandes und des Kampfes gegen dessen Diffamierung und um dessen Anerkennung in der Bundesrepublik.

Herr Perels, der auch in zahlreichen anderen Initiativen und Gremien forschend, leitend und beratend tätig war uns ist, hat 1968 die Zeitschrift „Kritische Justiz“ mit gegründet, zu deren Redaktion er noch heute gehört.

Zu Joachim Perels‘ , die sich – wie Perels selbst – wissenschaftlich insbesondere mit Fritz Bauer und dem Frankfurter Auschwitz-Prozess befasst hat und die jetzt in München ein Dokumentationszentrum zur Zeit des Nationalsozialismus aufbaut. Herr Perels gilt als ein hervorragender Kenner von Leben und Wirken Fritz Bauers. In seinem Instutut entstanden wichtige Arbeiten zu Fritz Bauer wie die von seinen akademischen Schülerinnen Irmtrud Wojak (Fritz Bauer Biografie)“ (Quelle: Lübeck Spiegel) und von Claudia Fröhlich: „Wider die Tabuisierung des Ungehorsams – Fritz Bauers Widerstandsbegriff„. 

Die Freundschaft zwischen Fritz Bauer und Kurt Schumacher ist bekannt. Beide saßen zusammen im KZ. Bauer wurde entlassen und flüchtete nach Schweden; Schumacher blieb bis zum Kriegsende inhaftiert. Schumacher war es wohl, der Einfluss nahm, dass Fritz Bauer nach Braunschweig kam.

Fritz Bauer, Ankläger in den Frankfurter Auschwitz-Prozessen und vorher Generalstaatsanwalt in Braunschweig, gehörte zu den Menschen, die oft gegen hartnäckigen Widerstand des Justizapparates die juristische Verfolgung der NS-Verbrechen betrieben. Adenauer hatte Respekt vor Bauer. Er versuchte alles, um seine Schützlinge mit NS-Vergangenheit, wie seinen Intimus Staatssekretär Globke, nicht in die Fänge von Fritz Bauer geraten zu lassen. Weniger bekannt dürfte der sog. „Bikini-Erlass“ Globkes vom 15. Juni 1944 sein.

 

Dokumentarfilm „Fritz Bauer – Tod auf Raten“

Der Abend war spannend. Ich hatte einen Film über Fritz Bauer wie angekündigt erwartet. Es war aber mehr – viel mehr. Der Film von Ilona Ziok zeichnete über eine Stunde und dreißig Minuten ein Bild vom gesellschaftspolitischen Klima in den Nachkriegsjahren. Ausführlich geht er auf drei wichtige Stationen im juristischen Leben von Fritz Bauer ein: Den Remer-Prozess, der einer der wichtigsten Prozesse in der Nachkriegszeit war, den Auschwitz- Prozess und die Ermittlungen für einen geplanten Euthanasie-Prozess, in dem gegen alle Gerichtspräsidenten und Generalstaatsanwälte Deutschland aus der NS-Zeit ermittelt wurde. Die Ermittlungen wurden kurz nach Bauers frühem Tod eingestellt!

Die Autorin und Regisseurin Ziok nutzt reiches Archivmaterial, das von Zeitzeugen und Freunden Bauers kommentiert wird. Man erfährt erstaunliche Zusammenhänge über das gezielte Verhindern von geschichtlicher und juristischer Aufarbeitung in der damaligen Zeit. Der frühere Braunschweiger Generalstaatsanwalt Heinrich Kintzi spricht im Film von der Bedeutung des Remerprozesses.

Der kompromisslose Kampf von Fritz Bauer für Bürgerechte und Aufklärung macht Bauer zum Feindbild vieler Rechtskonservativer. Drohungen erhält er viele. Kein Wunder, waren doch etwa 200.000 Menschen direkt mit dem Holocaust beschäftigt. Nur wenige wurden verurteilt und kein Jurist. Mit welchen Winkelzügen das gelang, macht der Film deutlich, auch durch die Gespräche mit Juristen, die mit dem Auschwitz-Prozess befasst waren.

Fritz Bauer hat Herausragendes für unser Land geleistet. Einen Preis oder einen Bundesorden hat er nie bekommen.“Bauer wurde gerne und sofort vergessen“ (hr). Das wollen wir in Braunschweig ändern!

24. Juni 2011: „Tod auf Raten“- Film über Fritz Bauer (19 Uhr) im Cinema 1 (ehemals Cinemaxx) Braunschweig mit anschließendem Gespräch im Rahmen des bundesweiten Filmfestivals „Ueber Mut“ der Aktion Mensch. In der Ankündigung von der „Aktion Mensch“ befindet sich ein kurzer Trailer mit Fritz Bauer. Filmpartner: Die Humanistische Union und das Fritz Bauer Institut     

 

 

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