Eine neue Villa für die „Diva des Botanischen Gartens“

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Aus einem kleinen Samen wächst die „Viktoria“-Seerose jedes Jahr neu im Botanischen Garten zu ihrer imposanten Größe heran. Jetzt war die Housewarming-Party für ihren neuen Pool. Foto: Klaus Knodt 

Sie zeigt sich nur zwei Nächte pro Jahr in voller Pracht – die Riesenseerose Victoria cruziana, Hauptattraktion des Botanischen Gartens der TU Braunschweig. „Ein Luxusgeschöpf, eine Diva, für die das Herz der Menschen in dieser Stadt schlägt“, schwärmt die TU-Präsidentin, Professorin Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla. Leider war die alte Behausung der aus Südamerika stammenden Prunkpflanze im Jahr 2015 baufällig und mußte geschlossen werden. Jetzt wurde für die scheue Schönheit eine rund Dreiviertelmillion Euro teure Neubauvilla eröffnet – isolierverglast, barrierefrei begehbar, mit Kinderwagen befahrbar, energieoptimiert. 

Hatten sichtlich Spaß bei der Neueröffnung des „Viktoria“-Gewächshauses im Botanischen Garten (v.l.): Gartenleiter Michael Kraft, TU-Präsidentin Anke Kaysser-Pyzalla, Amtsvorgänger Jürgen Hesselbach, Oberbürgermeister Ulrich Markurth, Stiftungsdirektor Tobias Henkel. Foto: Klaus Knodt 

„Ohne die zahlreichen Spenden von Privatleuten, Stiftungen, Organisationen und Sponsoren hätten wir das neue Haus nicht errichten können. Aus Mitteln der TU Braunschweig war dies schlicht unmöglich“, so Michael Kraft, Leiter des Botanischen Gartens, in seiner Dankesrede vor rund 250 geladenen Gästen und Förderern der Anlage. Oberbürgermeister Ulrich Markurth erinnerte an die heimatstiftende Funktion des Botanischen Gartens: „Er ist ein Geschenk für alle BürgerInnen dieser Stadt. Ein Ort, an dem man Kraft findet. Ein Kulturort, ein Ort der Begegnung und der Identifikation.“ Er selbst, so der OB, habe in frühen Studienjahren an der TU den Botanischen Garten mitunter dem stickigen Seminarraum vorgezogen: „Der Literatur gewidmet mit einem Buch hier im Schatten und der Ruhe der Bäume am Bachlauf sitzend“. Den dazugehörigen künstlichen Wasserfall gibt’s freilich erst seit 1989, da war Markurth schon Lehrbeauftragter der TU. 

Die Ehrengäste, darunter zahlreiche Stifter und Sponsoren, im neuen Gewächshaus des Botanischen Gartens. Foto: Klaus Knodt 

Nicht ins Reich der Legende gehören die Erinnerungen vieler BraunschweigerInnen, die seit 1958 auf den Blättern der jährlich neu gezogenen Riesenseerose mal probehalber ihre Kinder parkten – die luftgefüllten Schwimmblätter der Familie Nymphaeaceae tragen bis zu 35 Kilogramm (aber nur, wenn man nicht wackelt!). Das hat sie seit viktorianischer Zeit zum unumschränkten Star vieler botanischen Gärten gemacht, wußte Tobias Henkel (Direktor Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz) zu berichten: „In Berlin freut man sich auf das 100-jährige Jubiläum des Victoria-Gewächshauses in der kommenden Woche. Da sind wir mit unserer Neueröffnung in Braunschweig mal wieder schneller.“

„Pleasure & Science“, so Henkel, vermischten sich im 1840 gegründeten Botanischen Garten Braunschweigs auf  das Vorteilhafteste: „Als Ort der Ruhe einerseits, als wertvolles Ressourcengebiet für viele hundert Pflanzenarten andererseits.“ Einen floralen Neuzugang durfte Leiter Michael Kraft bereits zur Einweihung des neuen Viktoria-Hauses begrüßen: Der weitgereiste Agrarwissenschaftler und Agrarethiker Dr. Uwe Meier überreichte ihm ein Exemplar der „Brunsvigia, wahrscheinlich der Art radulosa„, aus Südafrika, einem Amaryllisgewächs, der Familie Amaryllidaceae. Bisher ist es Meier noch nicht gelungen sie zur Blüte anzuregen. Vielleicht schafft es ja der Botanische Garten.

Dr. Uwe Meier (rechts), Mitglied des „Fördervereins des Botanischen Gartens Braunschweig„, übergibt dem Leiter des Botanischen Gartens Michael Kraft ein weiteres und seltenes Sammlungsexponat aus Südafrika – eine Pflanze der Gattung Brunsvigia, benannt nach unserer Stadt Braunschweig. Foto: Klaus Knodt

Stilvoll mit einem Glas Sekt stießen die Gäste und Sponsoren auf die Neueröffnung des Seerosenhauses an. Im August soll die „Diva des Botanischen Gartens“ wieder erblühen.  

Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Tobias Henkel, Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz“ ,hören sich in Kurzform die spannende Geschichte der Pflanze Braunschweigs „Brunsvigia“ an, deren Geschichte bis in Zeiten der TU-Gründung durch Herzog Karl I zurückreicht. Es wurde Zeit, dass der Botanische Garten Braunschweig diese Pflanze bekommt. Diese zunächst unscheinbare Pflanze wurde vor 15 Jahren von Uwe Meier und seinem Kollegen Dr. D.E. Lesemann (beide JKI) aus Samen gezogen. Foto: Klaus Knodt

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