Ein Tag beim Sozialverband – SoVD –

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Wer noch nie auf die Hilfe Anderer angewiesen war, kennt auch die Tätigkeiten des Sozialverbandes, SoVD, nicht wirklich. Allerdings, es geht auch hier um  Geld.

Der Sozialverband ist in erster Linie für ältere Menschen tätig,  Kranke und Behinderte. Er hilft bei Anträgen zur Frührente und beim Ausfüllen der Formulare, die oft sehr schwer zu verstehen sind. Es gibt allerdings auch Hilfesuchende, die glauben, man könnte sich auch Geld abholen, oder überfällige Rechnungen würden bezahlt.

Das Hauptanliegen des Verbandes ist jedoch, Solidarität und soziale Gerechtigkeit in Deutschland zu schaffen. Auf einer Bundesverbandstagung lautete das Motto: “Solidarisch denken – sozial handeln“

Die Mitarbeiter/rinnen haben keine leichte Aufgabe zu bewältigen. Jede/r der kommt, hat seine eigenen Probleme, und es ist bestimmt nicht leicht, alles genau einzustufen.

Morgens kurz vor 9.00 Uhr stehen schon die ersten Angemeldeten vor der Tür. Der Erste ist ein Mann von 74 Jahren. Er hat Probleme mit einer Arztrechnung, Sie ist zu hoch, um die 400 €. Danach kommt dann seine Geschichte. Er hat seit seinem 13. Lebensjahr nur gearbeitet, danach kam dann die Bundeswehr, wo er wohl etwas länger blieb, und dann machte er sich selbständig, 25 Jahre. Die Krankenversicherung wurde natürlich privat abgeschlossen, ob er schlecht beraten war oder ob der günstige Beitrag gelockt hat, was ja in jungen Jahren bei der privaten Krankenversicherung ein Lockmittel ist, lässt er  unbeantwortet. Wenn er das gewusst hätte, wie es ihm jetzt gehen würde, wäre er in der alten Krankenkasse geblieben. Doch jeder sollte wissen, dass die private Krankenversicherung oft ein Weg ohne Um kehr ist. Jetzt ist er Rentner, und er kann die Rechnung nicht bezahlen. Allein der Beitrag von 340 € monatlich sind eine große Belastung. Auch die Ehefrau hat wohl keine wesentlichen Einkünfte. Eine große Hilfe für ihn, war der Weg zum Sozialverband nicht. Mit dem Hinweis, es beim Sozialamt zu versuchen, um evtl. einen Kredit zu bekommen, verließ er ziemlich unzufrieden den Raum, ohne zu versäumen  zu sagen, wenn keiner hilft, dann könnte er den Mitgliedsbeitrag von 6 € ja sparen.

Als zweites kommt eine Frau. Sie ist Türkin und möchte einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt haben. Sie würde gern arbeiten, aber ist aufgrund ihrer vielen Krankheiten nicht in der Lage 6 Stunden zu arbeiten. Rein äußerlich wäre das natürlich möglich, denn sie macht einen gesunden Eindruck, Jahrgang 1961. Ihr größtes Problem scheint aber ein psychisches zu sein. Sie lebt seit über 30 Jahren in Deutschland, doch ihre Deutschkenntnisse und Aussprache sind einfach nur schlecht. Sie weiß das auch. Der Mann , mit dem sie mal verheiratet war, hat sie wohl immer unterdrückt, und sie konnte sich nicht um die Sprache kümmern. Sie musste den Mann und zwei Kinder versorgen. Später wurde sie dann geschieden, und der Mann lebt schon wieder viele Jahre in der Türkei, einen Kontakt gibt es wohl nicht mehr. Die Frau ist immer noch Türkin, und das wird wohl auch so bleiben, denn mit diesen Sprachkenntnissen, würde sie den Deutschtest wohl kaum bestehen. Die Unterhaltung ist nicht so einfach, außerdem weint sie die meiste Zeit, wofür sie sich entschuldigt.

Als nächstes kommt wieder eine Frau, die gern Erwerbsunfähigkeitsrente haben möchte. Sie war arbeitslos, doch jetzt hat das Arbeitsamt aufgehört zu zahlen. Da der Mann VW-Rentner ist, gibt es auch kein Geld von anderer Seite. Sie hat Diabetes und ist 90 % schwerbehindert, und erst 59 Jahre alt. Sie erzählt, dass sie vor ein paar Jahren an Brustkrebs operiert wurde, danach folgten Chemo und Bestrahlungen. Auch jetzt muss sie noch regelmäßig Tabletten nehmen.  Sie bezeichnet sich immer noch als krebskrank, da die Operation noch keine 5 Jahre her ist. Die Ärzte geben über ihren Gesundheitszustand kein klares Gutachten. Psychisch leidet sie wohl am meisten, da sie immer daran denken muss, ob der Krebs wieder kommt.

Als die Beraterin sagt, dass vor 2018 keine Rente zu erwarten wäre, war sie wenig erfreut. Aufgrund der Arztberichte gibt es wohl auch keine Möglichkeit, die Rente früher zu bekommen. Es sei denn, man lässt ein Gutachten auf eigene Kosten anfertigen. Aber es ist fraglich, ob das zu einer frühen Rente führt.
Es ist nicht einfach für die Mitarbeiter des Sozialverbandes. Hier gibt es nichts Erfreuliches, nur jeden Tag ein anderes Schicksal und auch oft  unzufriedene Menschen, weil sich die Hoffnungen nicht erfüllt haben.

 

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