Die Energiepreise: die Ursachen, krasse Spekulationen und das Schüren der Krise.

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Heizen Foto: Pxabay

Die Fakten vorweg:

1. Die westeuropäischen Gaserträge sinken immer weiter.

2. Die erneuerbaren Energien sollen ausgebaut werden. Tatsächlich haben die Regelungen der Regierenden den Ausbau in den letzten Jahren stark behindert. Der Ausbau der Windenergie ist teilweise um 75% gefallen.

3. Kohle- und Atomenergie sollen abgebaut werden. Tatsächlich gibt es augenblicklich noch einmal einen Boom für die Kohlekraftwerke mit hohen Gewinnen.

4. Wir hatten 2020/2021 einen kräftigen Winter mit hohem Verbrauch.

5. Wir hatten dieses Jahr bis vor kurzem ein schlechtes Windjahr.

6. Es gibt weltweit eine Knappheit bei der Gasversorgung – auch beim Flüssiggas.

7. Zum Glück ist Nordstream 2 fertig geworden. Russland hat gerade noch einmal mehrere 100 Millionen € in die Füllung des Systems mit Erdgas investiert. Somit ist Deutschland in einer vergleichsweise guten Lage, denn um aus diesen Problemen heraus zu kommen brauchen wir zumindest kurzfristig mehr Gas.

8. Gas aus Rohrleitungen ist von allen fossilen Energien die ökologisch beste Lösung. Flüssiggas (LNG) ist nicht nur sehr viel teurer, sondern auch ökologisch sehr viel schlechter. Erst recht gilt das für Kohle.

Wie der spekulative Handel die Preise für den Gasmarkt setzt

Die Quelle für diesen Abschnitt ist der EuObserver

Die EU hat angesichts der Marktängste ein Ende der Gas- und Energiepreisspekulation gefordert und wird das Thema am Donnerstag und Freitag diskutieren.

„Wir müssen die Spekulationen auf den Energiemärkten beenden, deshalb verstärken wir unsere Überwachung der Gas- und Energiemärkte“, Ursula von der Leyen, am 20. Oktober vor dem Europäischen Parlament in Straßburg. Und von der Leyen, für mich überraschend: Die beste mittel- und langfristige Lösung für schwankende Energiepreise besteht darin, die Investitionen in erneuerbare Energien zu erhöhen.

Die Kommission wird im Dezember 2021 eine überarbeitete EU-Gas- und Energiepolitik vorlegen, ist sich aber noch nicht sicher, wie weit sie gehen soll, um Spekulationen einzudämmen.

Einige Abgeordnete drängten die Europäische Kommission, „Mut zu haben“ und die Marktkräfte völlig von der Gleichung auszuschließen.

„Wir müssen dieses marktbasierte System beenden, in dem steigende Preise bedeuten, dass Spekulanten und Aktionäre noch mehr Geld verdienen, während normale Menschen die Rechnung bezahlen“, sagte Manon Aubry (französische Co-Vorsitzende der Linksfraktion) gegenüber von der Leyen.

Immer mehr Länder fordern in den letzten Wochen Maßnahmen der EU, um die Spekulationen auf den Gas- und Energiemärkten einzudämmen.

Die Preise für Gas und Kohle haben sich in der EU mehr als verdoppelt.

Einige Händler legen Nahe, dass Preisschwankungen fast ausschließlich durch spekulativen Handel an den TTF-Märkten (TTF s. unten) verursacht werden.

„TTF ist der Grund für die [Preis-] Volatilität in Asien und im Atlantik, da die LNG-Fundamentaldaten in diesem Monat ziemlich stabil geblieben sind“, sagte ein in Singapur ansässiger LNG-Händler gegenüber S & P Global, einem Geschäfts- und Finanzanalyseunternehmen. „Es ist unmöglich zu sagen, warum die Preise steigen oder fallen.“

Es wissen also nicht einmal die Händler, warum die Preise steigen oder fallen.

Wenn ein einziger virtueller Handelsplatz den ganzen Gasmarkt in einer kritischen Situation beherrschen kann, dann sollte man sich damit ernsthaft befassen.

Title Transfer Facility (TTF) ist ein virtueller Handelspunkt im niederländischen Gasnetz, über den der Erdgas-Handel für die Niederlande abgewickelt wird. Abgerechnet wird in Euro pro MWh. Der virtuelle Handelspunkt TTF gehört zu dem niederländischen Marktgebiet des Ferngasnetzbetreibers GTS (Gasunie Transport Services B.V.), einer Tochtergesellschaft der Gasunie.Er ist aufgrund seines hohen Handelsvolumens einer der wichtigsten Handelspunkte für Erdgas in Europa. (letzter Absatz: Wikipedia)

Hier eine Anekdote von realem und virtuellem Markt: Vor Jahren gab es auf dem Kakaomarkt den folgenden Fall. Ein deutscher Produzent auf dem Kakaomarkt spekulierte auf dem virtuellem Markt mit und verlangte, für die Spekulanten völlig überraschend, die Lieferung des Kakaos. Die sehr große internationale Bank im Rohstoffhandel kam ins Schleudern und musste den Kakao zu überhöhten Preisen einkaufen und dann real zum vereinbarten Preis liefern.

Statt sich mit den Fakten zu befassen und Lösungen zu suchen haben die Grünen nur im Kopf wie man Russland Ärger bereiten kann.

Sie möchten Nordstream 2 zu einer Investitionsruine machen (R. Bütikofer in der BZ). Wobei sie nicht im mindesten den noch größeren Ärger für die deutsche Wirtschaft und die deutschen Verbraucher und die EU im Kopf haben. Als echte Transatlantiker treiben sie mehr die Interessen der USA um. Wenn Frau Baerbock rumschwadroniert, wie man Nordstream 2 stoppen kann, senkt man bestimmt nicht die Gaspreise. Für Frau Baerbocks Verschwörungstheorien gegen Russland gibt es keine Grundlagen:

Die Vorsitzenden der Bundestagsausschüsse für Wirtschaft und Energie und für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Klaus Ernst (Linke) und Peter Ramsauer (CSU), haben Grünen-Chefin Annalena Baerbock für Äußerungen zur Erdgas-Pipeline Nordstream 2 kritisiert. Für deren „Unterstellung, Russland würde die Lieferung von Erdgas zur Erpressung von Europa missbrauchen und sei für die gestiegenen Energiepreise verantwortlich“, gebe es keinerlei Hinweise, schreiben beide in einer gemeinsamen Erklärung. Von einer „möglichen künftigen Außenministerin“ dürfe man erwarten, dass sie sich sachkundig mache. (Quelle für diesen Absatz: Welt)

Obgleich übereinstimmend vertragsmäßige Lieferungen Russlands überall bestätigt werden, versuchen viele Russland für die Energieknappheit die Schuld zu geben.

Braunschweiger Zeitung behauptete am 13. Oktober Russland halte laut Kemfert vom DIW Liefermengen zurück. Russland erfülle allerdings alle Lieferverträge laut Bundesregierung. Was denn nun?

Nach dem letzten Winter müssen übrigens auch in Russland und China die Gasvorräte wieder aufgebaut werden.

Die Angaben, ob Russland mehr liefere oder nur die Verträge erfüllt, wird völlig verschieden berichtet. Die junge Welt meldete am 21. Oktober Unterschiede von 39% in der Berichterstattung von Handelsblatt und Berliner Tagesspiegel, der von einer Liefersteigerung von 2020 auf 2021 von 39% spricht.

Der augenblickliche Aufbau des Gashandels ist, nach den Spekulationen am Gasmarkt, in der EU in Frage gestellt. Auf diese Gesetze wollen sich R.Bütikofer und Frau Baerbock beziehen um gegen Nordstream 2 vorzugehen. (rechtliche Lage siehe nächsten Abschnitt)

Zur politischen und rechtlichen Lage

Im politischen Berlin zeigt man sich überrascht, dass Annalena Baerbock schlagartig zu Beginn der Koalitionsverhandlungen, gegen die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 polemisiert. Wenn hier also jemand ein Pokerspiel betreibt, besser ausgedrückt ein Pokerspielchen, dann nicht Putin, sondern Baerbock. Der russische Botschafter in Berlin Sergej Netschajew entgegnete diesbezüglich, dass auch die zukünftige Bundesregierung an Nord Stream 2 festhalten wird. 

„Das Projekt entspricht den Interessen der deutschen Wirtschaft und der Bevölkerung. Es garantiert die Energiesicherheit.“

Was die Zertifizierung der Nord Stream 2 AG als unabhängiger Transportnetzbetreiber angeht, dafür ist die Bundesnetzagentur zuständig. Dafür, also für die Erteilung der Genehmigung, hat die in Bonn ansässige Behörde – welche dem Bundeswirtschaftsministerium untersteht – bis zum 8. Januar 2022 Zeit. Die juristische Grundlage der Zertifizierung bildet das Energiewirtschaftsgesetz, welches die ins deutsche Recht umgesetzte EU-Gasrichtlinie enthält.

Diesbezüglich ist zwar eine Trennung von Netzbetreiber und Gaslieferant vorgesehen, aber als Voraussetzung für die Zertifizierung gilt auch, dass das Bundeswirtschaftsministerium die Bundesnetzagentur darüber informiert, dass der Betrieb dieser Pipeline die Versorgungslage in Deutschland und Europa nicht gefährdet. (Quelle für diesen Abschnitt CashKurs 22.10)

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