Das LOT-Theater stellt den Betrieb ein!

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Nicht nur die freie Theaterszene Braunschweigs muss in diesem Jahr einen schweren Verlust verkraften. Das LOT-Theater war Gastspiel- und Produktionshaus für Freies Theater, Veranstaltungsort für Gruppen, Plattform für neue Entwicklungen in den Bereichen Theater, Tanz und Performance.

Es bedeutet auch das Aus für Theater-AGs und Sprachförderungsaktivitäten an einigen Grundschulen Braunschweigs und der Region, für  Tanz-und Theaterwochen während Ferien, für offene Workshops und Fortbildungen und noch eine Reihe weiterer wichtiger Aktivitäten.

Der Braunschweig-Spiegel veröffentlicht an dieser Stelle die offizielle Stellungnahme der Mitarbeitenden des LOT-Theaters und der FSB zum Konkurs und Einstellung des Betriebs:

LOT-Theater 1996 – 2024

Das LOT-Theater stellt den Betrieb ein!

Was ist passiert?

Ende Februar 2024 musste die Freie Spielstätten Braunschweig gGmbH (FSB) Insolvenz anmelden. Als Service-Organisation kümmerte sich die FSB um Backoffice, Technik und die Bühnen für das LOT-Theater und Spielraum TPZ.
Als eine direkte Folge dieser Entwicklung musste am 25. März auch das LOT-Theater die Insolvenz anmelden.

Trotz zügiger und vielfältiger Bemühungen war es in der Kürze der Zeit nicht möglich, ein vollständiges Sanierungskonzept zu erstellen.

Warum?

Für eine tragfähige Sanierung des LOT-Theaters haben Gespräche mit Förderpartner*innen stattgefunden, die auch aufgrund der Kurzfristigkeit leider nicht zu einer Fortführung des LOT-Theaters beitragen konnten.

Leider konnten diese Gespräche das verlorene Vertrauen in die Leitung des LOT-Theaters und der FSB nicht wiederherstellen.

Ein wirtschaftlicher Spielbetrieb ohne finanzielle Förderung ist für keinen (freien) Kulturbetrieb möglich.

Diese Entwicklung ist katastrophal auf mehreren Ebenen.

Sie bedeutet den Verlust einer der wichtigsten Spielorte und Auftrittsmöglichkeiten für freies Theater in Niedersachsen.

Sie bedeutet den Wegfall eines gesellschaftlichen kreativen Austauschraums für Braunschweig und seine vielfältige Stadtgesellschaft.

Das LOT-Theater war ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung von Studierenden der Hochschule für Bildende Künste, für die das LOT-Theater Experimentierfläche für die ersten Schritte ihrer beruflichen Laufbahn war.

Nicht zuletzt war das LOT-Theater Arbeitgeber für viele langjährig engagierte freie und festangestellte Mitarbeiter*innen, denen der Ort und seine Inhalte bis zuletzt sehr am Herzen lagen.

Gerade in Zeiten von bedenklichen gesellschaftlichen Entwicklungen wie Rechtsruck, Antisemitismus, Ableismus und Queerfeindlichkeit, sind Kulturräume, insbesondere Theater, wichtige und unverzichtbare Räume des Austauschs, der Demokratie und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Die Schließung des LOT-Theaters ist gerade vor diesem Hintergrund ein fatales Zeichen.

In der Vergangenheit wurden seitens der Führung von LOT-Theater und Freie Spielstätten Braunschweig gGmbH Fehler gemacht und Vertrauen verspielt.

Die Mitarbeitenden von LOT-Theater und FSB hatten bis zuletzt nur sehr eingeschränkte Einblicke in die Vorgänge, die letzten Endes das Scheitern verursacht haben.

Im Rahmen ihrer Kenntnisse und Möglichkeiten wurde auf Missstände und problematische Entwicklungen hingewiesen. Bedauerlicherweise haben diese Bemühungen nicht ausreichend Gehör gefunden und konnten die Schließung des Theaters nicht verhindern. 

Uns, die Mitarbeitenden des LOT-Theaters und der FSB, trifft die plötzliche Schließung auch auf einer persönlichen Ebene. Neben dem Verlust des Arbeitsplatzes sind es auch die vielen Ideen, Inhalte und Konzepte im Bereich Demokratieförderung, kulturelle Bildung sowie internationaler Vernetzung, die wir nun nicht mehr in die Tat umsetzen können, was wir zutiefst bedauern.

2 Kommentare

  1. Liebe Kulturschaffende des LOT, ich bin unendlich traurig über diese plötzliche Nachricht, dass das LOT für immer den Vorhang, den es ja nie hatte, schließt! Was für ein Verlust für Braunschweig und die gesamte Region! Als ehemalige Kollegin aus Neuerkerode kenne ich die Theatergruppe „Endlich“ von Anfang an, bin selbst lange Jahre Mitglied des Wolfenbütteler inclusiven Theaters „Lebensträumer“ gewesen. Und nun soll das alles vorbei sein? Für die Menschen mit Behinderung bedeutet das eine weitere verschlossene Tür zur offenen Gesellschaft. Das ist eine Schande für eine Stadt wie Braunschweig, die sich weltoffen und demokratisch gibt! Ich kenne keine Internas, die zu dieser überraschenden Schließung geführt haben, bin aber schockiert darüber. Es gibt doch hier einige Reiche, die es ermöglichen könnten, dass so ein wichtiges Projekt der außergewöhnlichen Kulturarbeit auf so vielfältigen Ebenen weiterlebt und entwickelt werden kann. In diesen kriegerischen und dialogbehinderten Zeiten sind solche Projekte zur Erhaltung und Schaffung von Inklusion und Demokratie systemimmanent! Ich hoffe auf Erneuerung! U.Schönfeld

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