BSVG versagt beim Deutschland-Ticket

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Zwei Monate Ärger – und nicht mal die Stornierung klappt

Eine Fahrkarte für 49,- Euro kaufen, in Bus und Bahn setzen, und dann nach Herzenslust durch Deutschland reisen – das war die Idee hinter dem „Deutschland-Ticket“. In Braunschweig endete der Traum von der unbeschränkten ÖPNV-Mobilität im Desaster. Schuld daran ist die Braunschweiger Verkehrs-GmbH. Hier der Bericht unseres Reporters Klaus Knodt:

„Am 21. April vormittags fahre ich in das BSVG-Kundencenter am Bohlweg. Reger Betrieb; es hatte sich schon eine Schlange bis vor die Tür gebildet. Nach 20 Minuten Warten kam ich dran. „Ich brauche ein Deutschland-Ticket. Am Besten auf Papier, falls mein Handy-Akku mal leer ist.“

„Tut mir leid, aber Papier-Tickets hätten Sie bis gestern beantragen müssen. Wir stellen nur noch elektronische Tickets aus“, erklärt mir der Kundenberater.

Dieses Smartphone-Ticket gab‘s von der BSVG nicht. Gleichwohl wurden widerrechtlich Gebühren abgebucht. Foto: Marcus von Bucholz

Er drückt mir ein Formular in die Hand, das aussieht wie eine Steuererklärung. Abgefragt werden Name, Adresse, Telefonnummer, Kontonummer, Email-Adresse. Einzugsermächtigung. Unterschrift. Immerhin braucht der gute Mann kein Passbild.

„Und was passiert jetzt?“ frage ich.

„Wir prüfen Ihre Daten und senden Ihnen Ihr Ticket dann bis zum 01. Mai auf Ihr Smartphone“, sagt der Mann hinter dem Schalter. Eine Quittung oder Bestätigung bekomme ich nicht. Im Kundenverkehr der BSVG herrscht offenbar das Prinzip Glaube, Liebe, Hoffnung.

Die wurde dann jäh enttäuscht. Am 1.Mai: kein D-Ticket auf dem Smartphone. Am 2. Mai: Immer noch kein D-Ticket. Da ich an diesem Tag beruflich beruflich nach Helmstedt muss, laufe ich vormittags zähneknirschend zum Kundencenter am Bohlweg. Ein handgeschriebener Zettel an der Tür informiert, dass „das Kundencenter derzeit geschlossen“ sei. Wiedereröffnung ab 12.00 Uhr.

Um 12.00 steht vor dem BSVG-Kundencenter eine Schlange erboster Kunden bis zum „Lindi‘s“. Mein Termin in Helmstedt drückt. Ich kaufe mir, nochmal zähneknirschend, für 20,- Euro eine Fahrkarte nach Helmstedt. Und schreibe der BSVG eine Email, in der ich nach meinem Ticket frage.

Die BSVG antwortet noch am selben Tag: „Die Bestellfrist lief … am 20.04. ab. Insofern wird Ihre Bestellung ab dem 01.06.2023 berücksichtigt.“ Aber warum hat der Kundenberater dann am 21. April 2023 noch meine Ticket-Bestellung für den Mai angenommen?

Am 3. Mai gehe ich ins Kundencenter der DB am Hauptbahnhof und bestelle dort ein Deutschland-Ticket. Ich habe es innerhalb einer Stunde auf dem Handy. Endlich kann ich fahren!

Der BSVG schicke ich noch am 3. Mai ein Einschreiben, in dem ich meine Ticketbestellung storniere, da meine Bestellung nicht zum 1. Mai geliefert wurde. Außerdem widerrufe ich meine Einzugsermächtigung.

Am 13. Juni bucht die Braunschweiger Verkehrs-GmbH widerrechtlich 49,- Euro von meinem Konto ab als „Folgelastschrift“ für mein Deutschland-Ticket.

Am 15. Juni erhalte ich ein Schreiben vom Verkehrsverbund Region Braunschweig (VRB), mit dem ich nie in Geschäftsbeziehung stand: „Sehr geehrter Herr Knodt, wir bestätigen Ihre Kündigung des VRB-Abonnements zum 30.06.2023“.

Als ich mich daraufhin beim VRB beschwere, dass ich nie ein Abo abgeschlossen habe, sondern am 3. Mai eine Bestellung gegenüber der BSVG storniert habe, antwortet mir die Sachbearbeiterin Claudia O. aus der Abozentrale der VRB am 26. Juni: „Die Erstattung Ihres D-Tickets wird mit dem Zahlablauf in dieser Woche erfolgen. Ich bitte um Entschuldigung, dass es wegen des hohen Aufkommens an Emails zu dem Fehler in der Bearbeitung gekommen ist.“

Am 27. Juni finde ich in meinem Briefkasten Post mit einem D-Ticket für den Monat Juli(!) von der BSVG. Diesmal als Papierausdruck.

Die Angelegenheit zu klären und das nutzlose Ticket zurück zu geben, ist unmöglich. Das „Kundencenter“ der BSVG am Bohlweg ist nach dem Wolkenbruch vor über einer Woche noch immer geschlossen.

Ich bin kein „bedauerlicher Einzelfall“. Meinem Nachbarn erging es genauso. Die Stadt Braunschweig als Anteilseigner der BSVG sollte mal darüber nachdenken, welche Strukturen und welches Personal hier kläglich versagt haben.

Und dann stellt sich noch eine Frage: Was machen Personen, die kein Smartphone oder Konto besitzen? Müssen die dann zu Fuß laufen?“

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