Agrarindustrie haben eigentlich alle Bauern satt

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Bauernhaus mit Misthaufen des Bauern Halve im ostwestfälischen Gehlenbeck / Lübbecke Foto U.Meier

Pressemitteilung

Agrarindustrie haben eigentlich alle Bauern satt – Bauern mit gleichen Interessen – leider immer noch bei zwei unterschiedlichen Demonstrationen am Samstag in Berlin –

AbL will zwischen den Parallel-Demonstrationen „Wir haben Agrarindustrie satt!“ und „Wir machen Euch satt“ vermitteln.

Kurz vor der Berliner Großdemonstration „Wir haben Agrarindustrie satt!“ appelliert der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) an die Organisatoren der Parallel-Kundgebung „Wir machen Euch satt – Dialog statt Protest“, sich nicht in einer perspektivlosen Wagenburg-Mentalität abseits der Gesellschaft einzumauern.

Die allermeisten der vielen Hundert Teilnehmer seien ja Bäuerinnen und Bauern mit gleichen oder ähnlichen Sorgen und Anliegen wie die der vielen konventionell oder ökologisch wirtschaftenden Bäuerinnen und Bauern in der Demonstration „Wir haben Agrarindustrie satt!“. Bezeichnenderweise gebe es ja immer mehr Landwirte, die beide Veranstaltungen besuchten und dort diskutierten. AbL-Landesvorsitzender Ottmar Ilchmann betonte, die Verdrängung bäuerlicher Existenzen durch Agrarkonzerne, Agrar- und Ernährungsindustrie und die – durch perspektivlose Überproduktion verursachten – ruinösen Erzeugerpreise beträfen doch alle Bauernhöfe. Deshalb sei es wichtig, gerade auch gut strukturierte und größere Familienbetriebe zu unterstützen und zu verteidigen – auch gegen falsche Positionierungen von Demonstrations-Teilnehmer von „Wir haben Agrarindustrie satt“: Manche Verbände und Medien propagierten leider immer noch ein einseitiges „Bio-Kleinbauern“-Idyll und diffamierten konventionelle Landwirte pauschal und falsch als „agrarindustriell“. Solche unqualifizierten Angriffe würden immer noch viele Bauern unsinnigerweise in ein Boot mit der Agrarindustrie drängen.

Darüber und über anstehende Verbesserungen auch innerhalb der konventionellen Landwirtschaft werde aber innerhalb von „Wir haben Agrarindustrie satt!“ energisch diskutiert, bauernfeindliche Parolen seien von der Demo ausgeschlossen. Andererseits, so die AbL, müssten auch die Organisatoren von „Wir machen Euch satt“ viel mehr darauf achten, sich nicht von eindeutig agrarindustriellen Lobby-Verbänden vereinnahmen zu lassen. Dies mache es der Gesellschaft schwer, ihre grundsätzliche Unterstützung von Bauern beizubehalten. Wenn die „Wir machen Euch satt“-Vertreter wirklich den propagierten Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern aufnähmen, z.B. bei der Demonstration „Wir haben Agrarindustrie satt!“, würden sie dies schnell merken. In der gesellschaftlichen Diskussion reiche der bloße Hinweis auf das „Sattmachen“ natürlich nicht mehr aus. Angesagt seien sowohl eine klare Abgrenzung nach dem Motto „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ als auch eine selbstkritische Analyse, wo sowohl Bauern als auch

Verbraucher in Formen von Tierhaltung, Landbau und Konsum hineingeschlittert oder -gedrängt worden seien, die heute gesellschaftlich keine Akzeptanz mehr fänden. Bei der dringend angesagten Agrarwende dürfe es nicht nur um eine Beendigung agrarindustrieller Strukturen gehen, sondern auch um eine massive Unterstützung der Bauernhöfe im Rahmen eines anstehenden Umbauprogramms. Die mit diesem Umbau verbundenen Maßnahmen zugunsten von mehr Tierschutz und Umweltschutz in mittelständisch-bäuerlichen Strukturen beinhalteten automatisch einen Abbau der ruinösen Überschüsse und somit die Perspektive auf faire Erzeugerpreise für „Klasse statt Masse“ in Deutschland und der EU.

Links: http://www.wir-haben-es-satt.de/start/home/

http://www.wir-machen-euch-satt.de/

1 Kommentar

  1. Unglaublich das Ganze: „Wagenburg-Mentalität“ trifft es exakt. Auch bei der Braunschweiger Zeitung dazu ein (natürlich komplett unkritischer) Artikel zur Aktion.

    http://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article209352025/Landwirte-bitten-Vertraut-uns-wir-wollen-selber-leben.html

    Einfach nur peinlich… Aber der erste Kommentar unter dem Artikel ist zumindest sehr erhellend. Ich möchte mir daraus mal den letzten Satz ausleihen:
    „Es ist NIEMALS alles gut und richtig, und wer das behauptet, der hat offenkundig eine Menge zu verbergen, vor allem aber nicht die geringste Lust, sich den Problemen zu stellen und sie zu lösen.“

    Danke allen, die heute in Berlin dabei waren und dort für Verbraucherschutz im eigentlichen Sinne (und natürlich viel mehr) eingetreten sind!

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