Der 20. Juli: Zur Geringschätzung widerständigen Verhaltens einfacher Bürger

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Hermann Bode aus Braunschweig (1911-1944), war einer der sog. "Kleinen Leute" und Widerstandkämpfer von Beginn an. Quelle: Ausschnitt aus dem Buch von Hans P. Klausch: "Ein Braunschweiger Stadtverordneter im Kampf gegen Faschismus und Krieg", 2003

und zur „verzögerten Moral der Eliten“ (Helmut Kramer)

Der Rufer
„Der Rufer“ (1958) am Westgiebel des Chores der Magnikirche von Bodo Kampmann (* 15. Januar 1913 in Elberfeld; † 8. Februar 1978 in Bad Gandersheim). Foto: Uwe Meier

„Der Rufer“ ruft die Menschen, damit ihr Gehör geweckt wird und niemals vergessen wird, was da geschehen ist. Der Rufer mit der Posaune mahnt, im Bewusstsein festzuhalten: Menschen, die mit aller Macht und Gewalt, die sie aufzubringen vermochten, das Geschick des Menschen, ja der Menschheit, nach eigenen Vorstellungen formen und zwingen wollten, sind in die katastrophale Irre gegangen und haben Schrecken und Tod über die Menschen, über Stadt und Land gebracht. Der Mensch hat sich in seiner Freiheit am Menschen vergriffen, hat im Wahn vermeintlichen Fortschritts die Menschlichkeit mit Füßen getreten und Tod und Asche hinterlassen. Der Rufer mahnt, auf das zu hören, was zur Menschlichkeit gehört. (Landesbischof Friedrich Weber)

Heute, am 20. Juli, wird des Widerstandes gegen den Hitler-Faschismus gedacht. Während der ersten 40 Jahre nach Kriegsende war es noch ungewöhnlich, dass dem Widerstand der sog. „kleinen Leute“ Beachtung geschenkt wurde. Zum Beispiel dem Widerstandkämpfer und Braunschweiger Hermann Bode (Stolperstein). „Die Geschichte der kleinen Leute, ihr Widerstand, wurde allerdings noch 1995 diffamiert, so im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages,…(Predigt (pdf) vom verstorbenen Landesbischof Friedrich Weber siehe im Link unten).

„Die mutige Tat des „kleinen Mannes“ zählt nicht. Hartnäckig ausgeblendet wurde der nicht zum bürgerlichen Lager zählende Widerstand. Dabei versuchten die Widerständler aus dem Arbeitermilieu viel früher zu tun, wozu sich die Eliten in Militär, Adel und Großbürgertum nur mit verzögerter Moral entschließen konnten.

Das Sprengstoffattentat eines Georg Elser vom 8.November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller durfte vor wenigen Jahren noch als „kriminell“ verschmäht werden. „Warum fällt es uns so schwer, die Widerstandkämpfer zu würdigen, fragt Elisabeth Ruge, die Enkelin eines von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfers, gestern in der Süddeutschen Zeitung.

„Umso unverzichtbarer ist die Erinnerung an jene mutigen Menschen, die selbst unter allergrößtem Risiko mit Zivilcourage gegen den Strom geschwommen sind und dem Unrechtsstaat die Stirn geboten haben, bis zuletzt ungebrochen, auch unter Todesdrohung.“ (Helmut Kramer).

Sowohl der verstorbene Landesbischof Friedrich Weber als auch Helmut Kramer sprachen im Rahmen der Andacht-Reihe „Denk-Mal“ der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Braunschweig zum Thema „Die Vergangenheit ist gegenwärtig“ vor der Magnikirche. Der Braunschweig-Spiegel berichtete seinerzeit ausführlich. Lesen Sie hier noch einmal den Bericht zur Veranstaltung mit der Rede Helmut Kramers und der Predigt des damaligen Landesbischofs Weber.

Die Predigt findet sich interessanterweise nicht im offiziellen Archiv der Landeskirche sondern in den alternativen Blättern der „Kirche von unten“ in der „Alternatives aus der/für die Braunschweiger Landeskirche“ berichtet wird.

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