1913 – Ein kritischer Blick auf die Braunschweiger Monarchie“

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Die Broschüre des Friedenszentrums ist erschienen

Inhaltsverzeichnis

Was lange währt….

Vor über einem Jahr hat das Braunschweiger Friedenszentrum im Rahmen des Arbeitskreises „Jetzt schlägt´s 13″ die Aufgabe übernommen, aus Quellentexten der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg eine Broschüre zu erstellen, die dem Leser ein Bild des Herzogtums Braunschweig „aus der Sicht von unten“ vermitteln sollte. Einige Monate lang waren Henriette Lavaulx-Vrécourt  und Christian Kramer, unterstützt von Heide Janicki und Burkhard Jäger, in verschiedenen Archiven tätig, um ein die Lebenswirklichkeit in den Braunschweiger Gassen und Tweten in Wort und Bild einzufangen . Wichtigste Quelle war der sozialdemokratische „Volksfreund“, aber oft war ein Blick in die konkurrierenden bürgerlichen Pressorgane recht aufschlussreich, was die Bewertung bestimmter Sachverhalte betraf. Schwerpunkte waren der Kampf gegen die Aufrüstung und den drohenden Krieg, gegen das Dreiklassenwahlrecht (und insbesondere auch gegen den Ausschluss der Frauen vom Wahlrecht) und schließlich die Bedingungen, unter denen der ärmere  – und weitaus größere – Teil der Braunschweiger Bevölkerung lebte.

Frieder Schöbel und Christian Kramer haben aus den unzähligen Texten ein lesbares  Buch, ein Lesebuch gemacht, das über das „Jubeljahr“ 1913 hinaus von Bedeutung sein wird. Von zusätzlicher Bedeutung sind Beiträge von Bernd Rother und Claus Kristen. Vor allem widerlegt die Broschüre das wenig differenzierte Bild, das von offizieller Seite über dieses Jahr verbreitet wird. Es zeigt den Braunschweiger Hof als autoritäres Machtzentrum. 1912 wurden demonstrierende Arbeiter mit Säbeln und Gummiknüppeln auseinandergetrieben. 1913 hatte sich am Elend der schlecht bezahlten, in ärmlichen Wohnungen hausenden Arbeiter und ihrer noch schlechter bezahlten Frauen nichts geändert, und auch die Kinder fristeten in überfüllten Klassenzimmern ein armseliges Dasein.

Den Leser von heute verblüfft die deutliche Sprache: „Das Volk gegen den Rüstungswahnsinn“, „Krieg dem Kriege“, „Her mit dem Wahlrecht für die Frauen“ lauten einige Überschriften. Man wünscht sich heute eine Presse, die genau so offen redet.

Aber auch die Fotos und  Karikaturen, mit denen Alexandra Funke die Broschüre liebevoll ausgestaltet hat, vermitteln dem Leser ein authentisches Bild, das keinesfalls dem einer „guten alten Zeit“ entspricht. Es könnte wirksam der eifrig verbreiteten  „Braunschweiger Nostalgie „ entgegenwirken und bietet einen Vorgeschmack auf das Kriegsjahr 1914, das 1913 schon deutlich zu ahnen war.

Die Kulturverwaltung der Stadt hat für dieses Projekt gerade einmal 4000.- Euro zur Verfügung gestellt. Ohne die Bereitschaft einiger Mitglieder des Friedenszentrum, nicht unbeträchtliche Beträge vorzuschießen, und vor allem ohne das Entgegenkommen einiger Parteien und Organisationen, eine Anzahl von Broschüren käuflich zu erwerben, wäre die Fertigstellung nicht möglich gewesen. Ihnen allen ein großes „Dankeschön!“

Die Broschüre kann über das Friedenszentrum,  den „Guten-Morgen-Buchladen“und bei Graff erworben werden; sie soll im Lauf des Monats November  einer größeren Öffentlichkeit präsentiert werden.

1913 –  Ein kritischer Blick auf die Braunschweiger Monarchie. Der Kampf gegen Armut, Krieg und Dreiklassenwahlrecht.“ Herausgegeben von Christian Kramer, Henriette Lavaulx-Vrécourt und Frieder Schöbel im Auftrag des Friedenszentrums Braunschweig, unter Mitarbeit von Ingeborg Gerlach und Burkhard Jäger. Gestaltung: Alexandra Funke.

Braunschweig 2013. ISBN: 978-3-00-043590-4.

(Preis: 6 Euro, Klassensatz: 5 Euro pro Exemplar)

 


Kommentare   

 
+8 #1 cittisurfer 2013-11-07 16:09
Das hier angepriesene Werk ist alles andere als eine „kritische“ Auseinandersetz ung mit den Verhältnissen im Hzgt. Braunschweig um 1913, sondern ein tendenziöses Machwerk von Möchtegern-Historikern, die keine Quellenkritik beherrschen und darum auch keine historisch-kritische Würdigung der Verhältnisse in BS um 1913 vornehmen. Es handelt sich vielmehr um eine ideologisch aufgeladene, unreflektierte Wiedergabe der eigenen Meinung(en) zu 1913. Widerspruch gegen „oben“ aus Prinzip, Meinungsmache, aber keine Geschichtsschreibung. Nicht zu empfehlen!
 

 
 

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